Schwerhörigkeit: Neues aus Forschung, Klinik und Praxis
8. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie vom 24. bis 26. Februar 2005 in Göttingen
Möglichst vielen Menschen ohne Gehör oder mit Schwerhörigkeit das Hören überhaupt oder wieder zu ermöglichen – das ist das Ziel derjenigen, die sich in der Hörforschung und der Behandlung von Hörstörungen engagieren. Zu einem interdisziplinären Austausch über Hören, Schwerhörigkeit und deren Behandlungsmöglichkeiten haben die Deutsche Gesellschaft für Audiologie (DGA) und die Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen (ADANO) in diesem Jahr nach Göttingen geladen. Drei Tage (vom 24. bis 26. Februar ) lang werden die rund 300 Teilnehmer der DGA-Jahrestagung aktuelle Ergebnisse aus Forschung, Klinik und Technik im Zentralen Hörsaalgebäude der Universität diskutieren. Die wissenschaftliche Leitung der Tagung hat Prof. Dr. Tobias Moser, Abteilung Hals-Nasen-Ohrenheilkunde – Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen.
Hören ist eine Voraussetzung für Kommunikation unter Menschen. Wer nicht hören kann, lernt nur mit Hilfe gezielter Behandlung und Förderung sprechen. Bei etwa 14 Prozent der deutschen Bevölkerung liegt eine behandlungsbedürftige Hörstörung vor, die Tendenz ist steigend. Weit über 500.000 Kinder in Deutschland sollen Schätzungen zufolge Hörstörungen haben, die behandelt werden müssen. Von 1.000 Neugeborenen leiden ein bis zwei an einer schwerwiegenden Hörschädigung. Nach Angaben des Deutschen Zentralregisters für kindliche Hörstörungen in Berlin ist das Hörvermögen von rund 80.000 Kindern so hochgradig gestört, dass sie spezielle Sonderschulen besuchen müssen. Insgesamt wird von etwa 14 Millionen Menschen in Deutschland ausgegangen, die Hörprobleme haben. Neben den angeborenen Hörschäden treten auch erworbene Hörschäden auf, vor allem durch Lärm aber zum Beispiel auch durch Infektionskrankheiten. Experten gehen davon aus, dass künftig rund zehn Prozent der Jugendlichen lärmbedingte Hörschäden aufweisen werden. Als Ursache stehen hier die Musikgewohnheiten (zu viel, zu laute Musik) und laute Knälle (Spielzeugpistolen, Silvesterknaller) ganz oben auf der Liste.
Elektronische Innenohrprothesen, so genannte Cochlea-Implantate, verhelfen ertaubten Menschen zum Hören. Volldigitale Hörgeräte gehören mittlerweile zum Standard-Sortiment, das Hörgeräteakustiker ihren Kunden anbieten. Und auch für das frühzeitige Erkennen von Hörstörungen schon bei Neugeborenen stehen zuverlässige Verfahren zur Verfügung. All das sind Eckpunkte eines rasanten technischen Fortschritts, der die Möglichkeiten beim Erkennen und Behandeln von Hörstörungen und die Rehabilitation schwerhöriger oder ertaubter Patienten in den letzten Jahren verbessert hat.
Die Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftsdisziplinen und Berufsgruppen hat den Fortschritt auf dem Gebiet der so genannten Audiologie oder Hörforschung möglich gemacht. In der Audiologie arbeiten Mediziner der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, der Phoniatrie und Pädaudiologie, Arbeitsmediziner mit Physikern, Biologen und Psychologen sowie Physiker, Ingenieurwissenschaftler, Schwerhörigenpadagogen mit Hörgerätenakustikern zusammen. Die Deutsche Gesellschaft für Audiologie (DGA) hat das Ziel, alle Wissenschaftsdisziplinen und Berufsgruppen zusammenzubringen, die die Belange der Audiologie in Forschung, Entwicklung, Lehre und klinischer Praxis fördern.
Im Mittelpunkt der DGA-Jahrestagung in Göttingen stehen neben der klinisch-audiologischen Diskussion über Behandlungsverfahren die neuesten Erkenntnisse der Grundlagenforschung zu den Ursachen der Schwerhörigkeit sowie zur synaptischen Informationsverarbeitung im Innenohr und der Hörbahn. Ein besonderer thematischer Schwerpunkt liegt dabei auf den molekularen Grundlagen des Hörens und der Schwerhörigkeit. Daneben bietet die Tagung Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Ärzte und Medizinphysiker. Im Rahmen der klinisch-audiologischen Diskussion stehen Themen auf dem Programm wie die Qualitätssicherung in der Diagnostik und Therapie hörgeschädigter Kinder, Hörgeräteanpassung bei Kleinkindern, neue Entwicklungen in der Kinderaudiometrie (Kindersprachtests) und objektive Verfahren zur Hörmessung.
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