Veröffentlichung im NATURE-Magazin
Elektromagnetische Messungen mit Göttinger Mess-Cluster bestätigen geophysikalische Besonderheit unter der Australischen Lithosphärenplatte
Die ehemalige Göttinger Geophysikerin Dr. Fiona Simpson hat in der NATURE-Ausgabe vom 9. August 2001 einen Artikel über das eigensinnige Verhalten von Kristall-Mineralien im Erdmantel veröffentlicht. Die untersuchten kristallinen Verbindungen richten sich entgegen bisheriger Annahmen nicht entlang der Bewegung der Erdplatten aus, sondern weichen von diesen stark ab. Was bislang von Wissenschaftlern als Messfehler abgetan wurde, konnte Dr. Simpson bei Studien in der Australischen Wüste mit Hilfe eines in Göttingen entwickelten Verfahrens, der langperiodischen Magnetotellurik, nachweisen. Die Unterschiede zwischen Plattenbewegung und Kristallausrichtung betragen 20 – 30 Prozent.
Im renommierten britischen Wissenschaftsmagazin NATURE präsentiert sie jetzt in dem Artikel „Resistance to mantle flow inferred from the electromagnetic strike of the Australian upper mantle“ ihre Deutsch-Australische Forschungsarbeit. Dr. Simpson hat in Göttingen ihre Studien vorbereitet. Bis zum März arbeitete sie in der Arbeitsgruppe „Elektromagnetische Tiefenforschung“ unter der Leitung von Prof. Dr. Karsten Bahr. Ihre Messungen in der Australischen Wüste – unter anderem auch in der „Simpson“-Wüste – wurden an der Universität in Adelaide ausgewertet.
Die Untersuchungen selbst wurden von Göttingen aus finanziert. Unter anderem kam dabei ein in der Göttinger Arbeitsgruppe von dem Geophysiker Dr. Erich Steveling zusammengestellter elektromagnetischer Mess-Cluster zum Einsatz. Mit einer großen Anzahl von sogenannten magnetotellurischen Aufzeichnungsgeräten, die die Leitfähigkeit des Erdmantels von Kristallen noch in Tiefen von bis zu 1000 Kilometern verfolgen können, erreichte Dr. Simpson eine sehr hohe Messgenauigkeit. Das bislang angewandte Messverfahren – die Seismologie – arbeitet mit Schall und erwies sich für die Bestimmung der Kristallausrichtung als zu ungenau. Langperiodische Magnetotellurik kann die Abweichungen auf wenige Grad genau bestimmen.
Vier Monate lang hat die Geophysikerin in 200 Kilometer Tiefe unter der starren Australischen Platte die Leitfähigkeit von Olivin-Kristallen gemessen und damit die bisherigen ungenauen Messungen korrigieren können: Die Bewegung der Australischen Erdplatte und die elektromagnetische Ausrichtung der darunter liegenden Mineralschichten weichen signifikant von einander ab.
Weitere Informationen:
Dr. Fiona Simpson
E-Mail: F.Simpson@gns.cri.nz
Ansprechpartner Arbeitsgruppe „Elektromagnetische Tiefenforschung“:
Prof. Dr. Karsten Bahr
Tel.: 0551/39-7453
E-Mail: kbahr@uni-geophys.gwdg.de
Ein Abstract des NATURE-Artikels ist im Internetzu finden.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.nature.com/Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.
Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.
Neueste Beiträge
Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik
Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…
Datensammler am Meeresgrund
Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…
Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert
Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…