Bonner Forscher publizieren Weltkarte für den Naturschutz

Anzahl der Gefäßpflanzen in verschiedenen Regionen der Erde (c) Journal of Biogeography

Fachleute fordern seit langem eine bessere Datenbasis, um effektivere globale Naturschutzstrategien auf den Weg bringen zu können. Mit ihrer jetzt im Journal of Biogeography veröffentlichten Weltkarte der pflanzlichen Artenvielfalt ist Botanikern der Universität Bonn ein großer Schritt in diese Richtung gelungen.

Die Karte gliedert sich in 867 einzelne Gebiete, sogenannte Ökoregionen. „Damit liegen Daten der weltweiten pflanzlichen Artenvielfalt erstmalig in einem weit verbreiteten geographischen Standard vor“, erklärt Gerold Kier, Leiter des Projekts am Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen der Universität Bonn. Für die Weiterverwendbarkeit der Ergebnisse sowohl für die Naturschutzplanung als auch für Fragen der Grundlagenforschung sei dies ein wichtiger Fortschritt.

Eine wichtige Neuerung der Arbeit ist die Aufschlüsselung nach Vegetationszonen. Dass tropische Regenwälder zu den artenreichsten Gebieten der Erde zählen, überrascht dabei wenig – Spitzenreiter ist der Borneo-Tieflandregenwald mit rund 10.000 Pflanzenarten. Zum Vergleich: In der gesamten Bundesrepublik sind etwa 2.700 Pflanzenarten heimisch. „Wir haben aber erstmals herausgefunden, wo in allen übrigen Vegetationszonen die Pflanzenvielfalt am höchsten ist“, hebt Professor Dr. Wilhelm Barthlott, Begründer der Arbeitsgruppe und Direktor des Nees-Instituts, hervor. Dabei wurde beispielsweise deutlich, dass die Sundarban-Region (Bangladesch/Indien) als artenreichstes Mangrovengebiet der Welt bislang in vielen Naturschutz-Prioritätenlisten fehlt.

Ein wichtiges „Nebenprodukt“ des Projekts ist eine Karte, in der eingezeichnet ist, wie gut die Pflanzenwelt in bestimmten Regionen erforscht ist. Zu den „weißen Flecken“ zählen mit dem südlichen Amazonasbecken und Nordkolumbien zwei weltweit bedeutende Zentren der Artenvielfalt. „Unzureichend bekannt ist auch die Artenvielfalt in großen Teilen Pakistans, Afghanistans und Irans sowie in Nordchina, erstaunlicherweise aber auch in Japan“, sagt Kier. Unter allen Vegetationszonen sind die Feuchtsavannen am schlechtesten erforscht. In diesen Gebieten werden in Zukunft verstärkte Anstrengungen notwendig sein, um ihre Pflanzenvielfalt weiter zu ergründen. Das Projekt wurde im Rahmen des Großprojekts BIOLOG-BIOTA des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt. Kooperationspartner ist der World Wildlife Fund (WWF).

Media Contact

Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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