Energie-Mais bekommt Mitstreiter

Umfangreiche Anbauversuche sollen Erkenntnisse zu neuen Energiepflanzen-Arten, Anbausystemen und Standorteignungen liefern

Es wird eines der größten Forschungsprojekte im Bereich nachwachsender Rohstoffe, die das Bundesverbraucherschutzministerium (BMVEL) je gefördert hat: In sechs typischen Anbauregionen Deutschlands werden ab diesem Frühjahr drei Jahre lang je acht verschiedene Energiepflanzen-Fruchtfolgen angebaut und unter vielfältigen Aspekten untersucht. Die Ergebnisse sollen die Biomasseproduktion zur Strom-, Kraftstoff- und Wärmeerzeugung hierzulande nachhaltig verändern. Betreut wird das Projekt von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), die für das BMVEL das Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ betreut.

Schon jetzt werden nachwachsende Rohstoffe in Deutschland erfolgreich genutzt, im letzten Jahr wurden sie erstmals auf über einer Millionen Hektar angebaut. Am stärksten sind bislang Raps für die Biodiesel- und Mais für die Biogasproduktion vertreten.

Um künftig ein breiteres Pflanzenspektrum nutzen zu können, sollen in dem Projekt alternative Kulturarten auf ihre Eignung als Energiepflanze untersucht werden; auch neue Anbausysteme stehen auf dem Prüfstand. Sie können nicht nur zu einem wichtigen Pfeiler unserer zukünftigen Energieversorgung werden, sondern auch zur Bereicherung unserer Kulturlandschaft und zur Extensivierung der Landwirtschaft beitragen.

Insgesamt sind an dem Verbund-Projekt mit sechs Teilvorhaben zwölf Partner beteiligt, die Gesamtkoordination liegt bei der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL). Die TLL koordiniert auch das Teilvorhaben 1, das den Kern des Projektes darstellt und in dem die Anbauversuche in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen von den jeweiligen Landesforschungsanstalten durchgeführt werden. Die Standorte repräsentieren typische deutsche Anbauregionen mit charakteristischen Klima- und Bodenverhältnissen. Die in den neuen Bundesländern weit verbreitete „Roggen-Kartoffel-Region“ mit vergleichsweise ertragsschwachen Sandböden ist mit zwei Standorten vertreten. Die jeweils geeigneteste der untersuchten Fruchtfolgen und Anbausysteme für die verschiedenen Standorte herauszufinden, ist ein Ziel des Projekts.
Die weiteren Teilvorhaben dienen einer umfangreichen ökonomischen und ökologischen Begleitforschung, sowie der Klärung der Frage, inwieweit einzelne Pflanzen für die Biogas-Erzeugung geeignet sind und welchen Einfluss Beregnung auf den Biogasertrag hat. Neben den verschiedenen Pflanzenarten werden auch neue Anbautechniken getestet; so widmet sich eine Versuchsreihe dem Mischfruchtanbau, bei dem zum Beispiel Sommergerste mit Lupinen oder Erbsen mit Leindotter zusammen auf einem Feld angebaut werden. Ein Teilvorhaben zur Erprobung des Zweikultur-Nutzungssystems, bei dem in einem Jahr zwei mal geerntet wird, ist in Planung.

Übergeordnetes Ziel ist – immer unter Berücksichtigung des Standortes sowie ökonomischer und ökologischer Gesichtspunkte – eine möglichst hohe Nettoenergieproduktion pro Flächeneinheit. Dabei ist letztlich nicht nur der Ertrag einer Fruchtart im jeweiligen Anbaujahr entscheidend, sondern die Ergebnisse des gesamten, über mehrere Jahre betrachteten Anbausystems.

„Wir sind sehr froh, dass dieses bedeutende Projekt mit so vielen Beteiligten und Fragestellungen innerhalb kürzester Zeit auf den Weg gebracht werden konnte,“ erklärt Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast. „Es war uns wichtig, in diesem Frühjahr mit dem Anbau zu beginnen, damit wir zur Aussaat 2006 erste Empfehlungen geben können.“
Den Zeitdruck gibt die Praxis vor, denn nicht nur bei der Biogaserzeugung, sondern auch im Kraftstoff-Bereich schreitet die Entwicklung zügig voran. So haben inzwischen die ersten Bioethanol-Anlagen den Betrieb aufgenommen, in ihnen wird vor allem Energie-Getreide eingesetzt. Wenn in Zukunft die Produktion von BTL-Kraftstoffen, also synthetischen Kraftstoffen aus Biomasse, hinzu kommt, wird der Bedarf an Energiepflanzen noch weiter zunehmen.

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Dr. Torsten Gabriel idw

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