Ionen, die brillieren
Die EU kam zum Schluss, dass hochbrilliante Ionenstrahlforschung förderungswürdig ist, und hat das Projekt zur Finanzierung mit bis zu 4,8 Millionen Euro für vier Jahre vorgeschlagen. Österreich, darunter auch die Technische Universität (TU) Wien, ist mit dabei.
Wien (TU) Life is live, „ITS LEIF“ mittlerweile auch. Der im März 2005 unter anderem von zwei Physik-Instituten der TU Wien, einem der Uni Innsbruck und der Firma IMS – Ionen Mikrofabrikations Systeme GmbH – bei der EU eingereichte Projekt-Antrag „Ion Technology and Spectroscopy at Low Energy Ion Beam Facilities“ – eben „ITS LEIF“ – wurde als sechstbester von insgesamt 20 positiv gereihten Vorhaben im Rahmen des standardisierten Begutachtungsverfahren von der EU-Kommission evaluiert. Das erfreuliche Ergebnis: Ionenstrahlforschung muss gefördert werden: mit bis zu 4,8 Millionen Euro für 4 Jahre. Die Gründe dafür sind, dass hochbrilliante Ionenstrahlen neue Dimensionen für die Biotechnologie, Sensorik, Mikroelektronik und Nanotechnologie eröffnen. Das neue Netzwerk mit österreichischer Beteiligung soll die schon vorhandene europäische Spitzenstellung in der Ionenstrahlenforschung noch weiter ausbauen.
„ITS LEIF“ verwendet Ionen – elektrisch geladene Atome oder Moleküle – in Form von Strahlen für experimentelle Untersuchungen. Hochbrilliante Ionenstrahlen, im speziellen von großen Biomolekül-Ionen und langsamen hoch geladenen Ionen, sollen erzeugt und für zahlreiche Experimente bereitgestellt werden. Solche Experimente betreffen beispielsweise das Beschießen von Atomen, Molekülen und Festkörperoberflächen mit Ionenstrahlen. Dabei können die auftretenden Reaktionen mit verschiedensten Methoden der Atom- und Oberflächenphysik eingehend analysiert und studiert werden.
Das wiederum ermöglicht die Strukturierung, Beladung und Dotierung von Festkörperoberflächen und dünnen Schichten mit einfach- und mehrfach geladenen langsamen Ionen in höchster Auflösung – bis hin zu einzelnen Atomen. Typische Strukturen dabei sind Nanometer, d.h. Millionstel Millimeter. Zur Erklärung: Strukturierung heißt, dass kleinen Strukturen wie z.B. Gräben, Muster oder Ähnliches erzeugt wird. Unter Beladung versteht man das Aufbringen von anderen Atomen oder Molekülen auf die Oberfläche und Dotierung bedeutet das Einschießen von anderen Atomen oder Molekülen unterhalb der Oberfläche, wie es z.B. für Halbleiterbauelemente gebraucht wird.
Hannspeter Winter, Vorstand des Institutes für Allgemeine Physik der TU Wien, ist stellvertretender Koordinator des EU-Projektes. „Bei diesem neuen Netzwerk haben unsere Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in vielen europäischen Top-Laboratorien mitzuarbeiten, und wir können die besten jungen Leute aus den anderen Ländern zu Forschungsarbeiten zu uns nach Wien einladen. Die Arbeitsgebiete, um die es hier geht, haben allerbeste Zukunftschancen.“
Das Netzwerk wird von Frankreich (Caen) aus koordiniert. 32 Forschungsgruppen aus 18 Ländern werden in den Genuss von fünf Ionenstrahl-Anlagen in Caen, Heidelberg, Groningen, Aarhus und Belfast für Untersuchungen mit niederenergetischen Ionenstrahlen kommen. Aus Österreich sind drei Physikinstitute – zwei von der Technischen Universität Wien, eines von der Uni Innsbruck – und die Wiener Firma IMS – Ionen Mikrofabrikations Systeme GmbH – beteiligt.
Rückfragehinweis:
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hannspeter Winter
Institut für Allgemeine Physik
Technische Universität Wien
Wiedner Hauptstraße 8-10, 1040 Wien
Tel.: +43-1-58801-13410, -13400, -13401,-53410
Fax: +43-1-58801-13499
E-Mail winter@iap.tuwien.ac.at
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