Abfalltrennung: Wo ein Wille ist, muss der Weg bereitet werden

Der gute Wille ist da. Das Personal in Krankenhäusern hat großes Verständnis für den Sinn getrennter Abfallsammlung, für Wertstoff-Recycling. Ob jedoch Abfallkonzepte der Krankenanstalten im Alltag auch umgesetzt werden, hängt sehr davon ab, ob die Einsicht der Beschäftigten durch organisatorische Maßnahmen unterstützt wird. Das zeigt die Zwischenbilanz eines Forschungsprojekts des Fachs Organisationspsychologie an der Universität Dortmund.

Im Projekt KUREM (KUnststoffREcycling in Medizinischen Einrichtungen) untersuchen Wissenschaftler der Universität Dortmund seit Oktober 2000 den Umgang mit Abfall in sechs Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen. In vier der sechs kooperierenden Häuser werden medizinische Kunststoffe als zusätzliche Abfallfraktion getrennt gesammelt, um sie einem Recycling zuzuführen. Das Projekt wird mit Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit gefördert.

Am Lehrstuhl für Grundlagen und Theorien der Organisationspsychologie von Prof. Dr. Dr. Michael Kastner wurde ein Fragebogen entwickelt, um das Umwelt- und Sicherheitsverhalten der Mitarbeiter zu untersuchen. Im Detail ging es auch um ihre Beanspruchung durch die Abfalltrennung, um Probleme der Kommunikationsgestaltung und der Schulung in den Krankenhäusern. Über 600 Krankenhausmitarbeiter, vor allem aus dem Pflegedienstbereich, haben diesen Fragebogen ausgefüllt.

Bereitschaft zu umweltgerechtem Verhalten ist vorhanden

Am 11.09. wurden erste Ergebnisse der Untersuchung im Ev. Krankenhaus zu Mülheim an der Ruhr einem Publikum aus Umweltbeauftragten sowie Vertretern der Entsorgungswirtschaft präsentiert:

Die grundsätzliche Bereitschaft der Krankenhausmitarbeitenden, sich trotz der im Durchschnitt starken Arbeitsbelastung an der Abfalltrennung zu beteiligen, ist sehr hoch.

Aus der Verhaltensforschung ist jedoch bekannt, dass der Zusammenhang zwischen Einstellung und tatsächlichem Verhalten nicht sehr groß ist. Die Korrelation ist kleiner 0,5.

Das heißt: In der Mehrzahl der Fälle handeln wir nicht unseren Einstellungen entsprechend. Um es den Mitarbeitern im Krankenhaus zu erleichtern, den „Rubikon zwischen Wollen und Tun zu überschreiten“, also den im täglichen Arbeitsablauf anfallenden Abfall korrekt zu entsorgen, sind organisatorische Unterstützungsmaßnahmen erforderlich.

Vom Wollen zum Tun

Hierzu zählen beispielsweise die Formulierung von Richtlinien und Dienstanweisungen und ihre erfolgreiche Verbreitung, Schulungen und Informationsgespräche zum Thema Abfallsammelkonzept, aber auch die Art und Größe der Abfallbehälter, ihre Standorte und die Organisation der Leerung und Reinigung. Diesen Aspekten wird in den Krankenhäusern auf sehr unterschiedliche Art und Weise Rechnung getragen.

Es lässt sich festhalten, dass in zwei von drei Krankenhäusern, die eine Umweltverträglichkeitsprüfung (Öko-Audit) absolviert haben, die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Handhabung des Abfallsammelkonzeptes inklusive einer Kunststoffsammlung deutlich stärker ausgeprägt war als in den übrigen Krankenhäusern. Sie lag sogar deutlich über der durchschnittlichen Zufriedenheit in den beiden Häusern, die sich nicht an der Kunststofftrennung beteiligen.

Unter der Voraussetzung, dass derartige organisatorischen Rahmenbedingungen optimal gestaltet werden, stellt die Trennung einer zusätzlichen Abfallfraktion keine nennenswerte zusätzliche Belastung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dar.

Die Aufgabe des KUREM-Teams im zweiten Projektjahr wird es sein, in den Krankenhäusern auf der Datenbasis individuelle Verbesserungsmaßnahmen zu initiieren, diese zu begleiten und zu bewerten.

Nähere Information: Projektteam KUREM, Barbara Kolzarek, Ruf 0231-755-6218, Fax: 0231-755-6501, E-Mail: kolzarek@orgapsy.uni-dortmund.de

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Klaus Commer idw

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