Suizidbomber sind keine Psychopathen
Wer mit einem terroristischen Massenmord konfrontiert ist, neigt spontan dazu, die Täter für geisteskrank zu erklären. „Das ist zwar menschlich“ sagt der irische Terrorismus-Experte John Horgan in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung DIE ZEIT, „aber dass Terroristen geisteskrank sind, ist sehr selten der Fall.“ Horgan ist einer der internationalen Experten, die sich in der ZEIT mit der Psychologie von Selbstmord-Attentätern auseinandersetzt.
Attentäter, wie die von Amerika, müssten sehr diszipliniert sein, „ein egozentrischer Psychopath wäre schlicht zu unzuverlässig“, sagt Horgan. Hans-Gerd Lange, Sprecher des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln, sieht im Profil der Attentäter Ähnlichkeiten mit dem von Spionen: „Das sind unauffällige Leute, die hier wie jeder andere leben und einem normalen Beruf nachgehen.“
Arme, Reiche, Intellektuelle, Ungebildete, Frauen und Männer: Selbstmordattentäter kommen aus den unterschiedlichsten Milieus. Die Täter lassen sich nicht im vorhinein erkennen. John Horgans Konsequenz: „Es ist nahezu unmöglich, jemanden vorbeugend herauszusuchen, Täterprofile gibt es nicht.“ Der Terrorismus-Experte ist sich sicher, dass im Prinzip jeder Mensch ein Terrorist sein könnte.
Diese PRESSE-Vorabmeldung aus der ZEIT Nr. 39/2001 mit Erstverkaufstag am Donnerstag, 20. September 2001, ist unter Quellen-Nennung DIE ZEIT zur Veröffentlichung frei. Der Wortlaut des ZEIT-Textes kann angefordert werden.
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