Amazonas: Schlimmste Trockenheit seit 40 Jahren
Warmer Atlantik sorgt für Hurrikans und Regenwald-Trockenheit
Es mutet fast grotestk an: Während in Nord- und Mittelamerika ein Hurrikan nach dem anderen tobt, erlebt Amazonien die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. In Brasilien wurde bereits in einigen Städten der Notstand ausgerufen. Wissenschaftler glauben, dass die steigenden Temperaturen im Nord-Atlantik dafür verantwortlich sind, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.
In der Amazonas-Forschungsstation Santarem, wo die Flüsse Amazonas und Tapajos aufeinander treffen werden Wasserpegel gemessen, die 15 Meter unter dem Durchschnitt liegen, berichtet Paul Lefebvre vom Woods Hole Research Center in Massachusetts, der die Forschungsstation leitet. Trockenheit in Südamerika wird häufig mit dem El Nino in Verbindung gebracht, der von der Oberflächenwassertemperatur des Pazifiks abhängt. Allerdings ist in diesem Jahr keine solche Erwärmung gemessen worden. Auffällig ist allerdings in diesem Jahr die ungewöhnlich hohe Erwärmung des Atlantik, die bereits im Juli Forscher dazu veranlasst hat, eine heftige Hurrikan-Saison vorherzusagen.
„Das El-Nino-Phänomen beeinflusst in erster Linie die Westküste Südamerikas. Die natürliche Barriere der Anden verhindert allerdings große Einflüsse auf Amazonien“, erklärt der Klimaforscher Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur in Wien im pressetext-Interview. Es sei aber durchaus vorstellbar, dass das wärmere Atlantikwasser auf den Amazonas derartige Auswirkungen habe. Lefebvres Studien haben deutlich gemacht, dass verminderte Niederschläge in Amazonien auch das Pflanzenwachstum verlangsamen. „Das Szenario, das das britische Headley Centre for Climate Prediction and Research gezeichnet hat, ist davon ausgegangen: Ein riesiger Rückkopplungseffekt führt zum Absterben des gesamten Regenwaldes und zur Freisetzung riesiger CO2-Mengen“, erklärt Formayer, der jedoch darauf hinweist, dass die meisten Klimamodelle Probleme zeigen, wenn es darum geht den Niederschlag in Amazonas zu modellieren. „Das Klimamodell, dass das Hamburger Max-Planck-Institut erst kürzlich vorgestellt hat, kommt aber zum Schluss, dass der Amazonas als Kohlenstoffsenke erhalten bleibt“, erklärt der Experte.
Problematisch sei jedoch die Tatsache, dass nach dem Brandroden, also im Falle dessen, dass der Wald weg ist, auch der Wasserkreislauf massiv verändert wird, da weniger Wasser verdunstet, führt Formayer aus. Nach Untersuchungen von Lefebvre könnte längerfristig die CO2-Aufnahme des Waldes um bis zu 25 Prozent fallen. Dann wird der Amazonas zu einer CO2 Pumpe, die mehr Treibhausgas produziert als absorbiert. Brandrodung trägt zusätzlich dazu bei, wie der Forscher berichtet. Ein einmaliger Brand zieht weitere Brände nach sich. „Lokale Regierungen verbieten zwar die Brandrodung, die Armut der Bevölkerung lässt allerdings so manches Verbot hinfällig werden“, erklärt der Wissenschaftler.
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