Österreich: Black Box für PKW?
Gorbach fordert Black Box für PKW – ÖAMTC: „Man darf sich keine Wunder erwarten“
Private Pkw sollen in Zukunft durch einen Fahrtenschreiber lückenlos überwacht werden, fordert der österreichische Verkehrsminister Hubert Gorbach. Ähnlich wie in der Luftfahrt soll ein technisch ausgereifter Fahrtenschreiber, eine Black Box, Daten wie Wetter, Geschwindigkeit und Reaktionszeit speichern. Somit könne man nachträglich feststellen, ob der Lenker zum Zeitpunkt des Unfalls etwa zu schnell gewesen ist oder abgelenkt war – etwa durch Telefonieren, so Gorbachs Argumente.
„Die Black Box kann zwar Unfalldaten registrieren, Wunder darf man sich aber keine erwarten“, sagte ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer im Gespräch mit pressetext. „Die klassische Unfallanalyse mittels Zeugenaussagen und Unfallspuren wird die Black Box sicher nicht ersetzen, sondern bestenfalls ergänzen können.“ Internationale Studien lassen jedoch an der Sinnhaftigkeit einer solchen Einrichtung zweifeln: „Eine Studie, die 2003 in Vorbereitung des Deutschen Verkehrsgerichtstages erstellt worden ist, zeigt, dass Unfalldatenschreiber (UDS) weder auf die Zahl noch auf die Schwere von Verkehrsunfällen eine Auswirkung haben. Nicht einmal die Zahl der Verkehrsübertretungen ist zurück gegangen“, merkt der ÖAMTC-Experte an http://www.oeamtc.at.
Ein weiteres Problem ortet der Jurist in der Regelung des Zugriffes auf diese Daten: „Schon aufgrund der Europäischen Menschenrechtskonvention darf niemand zur Selbstbelastung gezwungen werden. Derzeit fehlen aber konkrete gesetzliche Regelungen, dass nur dann auf die Daten des UDS zurückgegriffen werden darf, wenn der Fahrzeughalter zustimmt.“
Der UDS wird im Fahrzeug mit der Elektronik des Wagens verbunden. Die internen Sensoren erfassen Längs- und Querbeschleunigung sowie Richtungsänderungen. Zudem speichert der UDS die Geschwindigkeit und registriert wann und wie lange Bremsen, Lichter und Blinker betätigt wurden. Die Kosten beziffert Hoffer inklusive Einbau mit etwa 700 Euro.
Gorbach könne sich bei der Einführung vorstellen, den Einbau zu fördern – etwa über den Umweg einer reduzierten Kfz-Steuer. Unterstützer in der EU hat der Minister schon gefunden. „Im Rahmen der EU-Präsidentschaft werden wir eine Einführung auf internationaler Ebene diskutieren“, wird Gorbach in der Tageszeitung Die Presse zitiert.
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