Blockade von Interleukin bessert Darmentzündung
Forscher des Klinikums der Universität München und der University of Colorado, USA, weisen eine Beteiligung des Botenstoffs Interleukin-18 im Tiermodell einer Colitis nach.
Die Crohnsche Erkrankung ist durch chronische Entzündungen des gesamten Verdauungstraktes insbesondere des Dünndarms und des Dickdarms charakterisiert. Die Entzündungen werden durch eine Fehlregulation des Immunsystems hervorgerufen. In den vergangenen zehn Jahren sind große Fortschritte bei der Entschlüsselung von Botenstoffen erzielt worden, durch die eine schädigende Entzündung der Darmschleimhaut ausgelöst wird. Gegen einen dieser Botenstoffe, Tumor-Nekrose-Faktor, wurde bereits ein Antikörper-Molekül entwickelt, mit dem sich bei einzelnen Patienten die Erkankung deutlich bessern lässt. Gleichzeitig ergaben sich Hinweise, dass weitere Botenstoffe an der Entzündung beteiligt sind, die zu schweren Durchfällen, Gewichtsabnahme und Ausbildung von Entzündungsgängen im Bauchraum führen kann.
Der Eiweißstoff Interleukin-18 wurde 1989 von einer japanischen Arbeitsgruppe entdeckt. Es gehört zu der Gruppe von Interleukinen die durch verschiedene Wirkungen, wie die Aktivierung von T-Lymphozyten, Entzündungsreaktionen im Organismus steuern. Vor zwei Jahren wurde nachgewiesen, dass Interleukin-18 vermehrt in der entzündeten Darmschleimhaut von Patienten mit Crohnscher Erkrankung gebildet wird.
Ob diese vermehrte Bildung des Entzündungsstoffs auch einen notwendigen Baustein in der Entstehung der Erkrankung bildet lässt sich nur in einem Tiermodell der Erkrankung prüfen. Hierbei wird bei Mäusen durch Zugabe einer Zuckerverbindung im Trinkwasser eine Darmentzündung ausgelöst, die in einigen Eigenschaften der Erkrankung beim Menschen ähnelt. Einem Teil der Tiere wird ein Antikörper gegen Interleukin-18 verabreicht, der sich an diesen Eiweißstoff wie eine Haube anlegt und ihn unwirksam macht. Die so behandelten Tiere zeigten einen wesentlich leichteren Krankheitsverlauf als die unbehandelten Kontrolltiere.
„Dies ist das erste mal, dass in vivo, also im lebenden Organismus, eine notwendige Rolle von Interleukin-18 bei dieser Form der Darmentzündung nachgewiesen wurde“, erklärt Prof. Dr. Stefan Endres, der Leiter der Klinischen Pharmakologie im Klinikum der Universität München. „Dies hilft zum einen den Ablauf bei der Entstehung dieser Erkrankung besser zu verstehen, zum anderen ergibt sich damit ein neuer Ansatzpunkt für die Behandlung.“ Die Studie wurde von der Arbeitsgruppe Gastrointestinale Immuntherapie (Leiter Dr. Andreas Eigler) in Kooperation mit Dr. Britta Siegmund und Prof. Charles Dinarello an der University of Colorado, USA, durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie werden im Oktober 2001 im American Journal of Physiology veröffentlicht. Der vollständige Text und das Abstract sind einsehbar unter unten angegebenem link.
Die Projekte der Abteilung für Klinische Pharmakologie werden unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Novartis-Stiftung für Therapieforschung und die Friedrich Baur-Stiftung.
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