Mehr Sicherheit bei nasser Fahrbahn: Stuttgarter Wissenschaftler untersuchen Aquaplaning-Risiken
Ein neues, numerisches Prognosemodell erleichtert die Vorhersage unfallträchtiger Aquaplaning-Situationen auf Autobahnen. Entwickelt haben es Wissenschaftler des Lehrstuhl für Straßenplanung und Straßenbau am Institut für Straßen- und Verkehrswesen (ISV) der Universität Stuttgart im Rahmen des jetzt abgeschlossenen Forschungsprojektes „Aquaplaning und Verkehrssicherheit“. Das Projekt wurde vom Bundesverkehrsministerium mit 200.000 Euro unterstützt.
Aquaplaning entsteht, wenn sich bei Nässe auf der Fahrbahn der Wasserfilm vollständig oberhalb der so genannten Rauspitzen befindet. Dann bildet sich vor den Reifen herannahender Fahrzeuge ein Wasserkeil, der sich bei hoher Geschwindigkeit vollständig unter das Pneu schieben kann. Das Fahrzeug schwimmt auf und dreht sich, da meist nur zwei Reifen betroffen sind, um die eigene Achse. Tragische Unfälle, wie zuletzt gehäuft auf der A8 bei Kirchheim, sind oft genug die Folge. Häufig befinden sich solche Brennpunkte in den Verwindungsbereichen einer Straße, also jenen Streckenabschnitten, in denen die Fahrbahnquerneigung einer Rechtskurve in die gegenläufige Querneigung einer Linkskurve (oder umgekehrt) übergeht. In diesen bis zu 150 Meter langen Zonen liegt die Querneigung unter dem Mindestwert von 2,5 Prozent. Fehlt aufgrund der topographischen Lage auch noch die Längsneigung, kann das Wasser nicht mehr abfließen und bildet den gefährlichen Wasserfilm.
Mit dem am ISV entwickelten Modell steht nun erstmals ein Planungsinstrument zur Verfügung, das es ermöglicht, entwässerungskritische Zonen aufzuspüren und Maßnahmen zur Verbesserung der Oberflächenentwässerung vorzuschlagen. Es ermittelt die Abflussverhältnisse in Abhängigkeit aller relevanten Einflussgrößen und errechnet daraus die Höhe des Wasserfilms sowie die maximal mögliche Fahrgeschwindigkeit. Neben den Neigungsverhältnissen und der Regenintensität berücksichtigten die Wissenschaftler unterschiedlich raue Straßenbeläge, der Einbau von Längs- oder Querrinnen zur Entwässerung sowie verschiedene Bereifungen. Die Erkenntnisse sollen unter anderem in die Richtlinien für die Anlage von Straßen (RAS) eingehen. Auch Flughafenbetreiber sind interessiert.
Weitere Informationen bei Prof. Wolfram Ressel, Institut für Straßen- und Verkehrswesen der Universität Stuttgart, Lehrstuhl für Straßenplanung und Straßenbau, Tel. 0711/685-6447, e-mail: Wolfram.Ressel@isv.uni-stuttgart.de
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