Logistic Chain Analyzer: Marktgerecht produzieren, Lager vermeiden, sofort liefern
Vertrieb und Produktion kontinuierlich aufeinander abstimmen: Als Add-on zu bestehenden Planungssystemen schlägt der Logistic Chain Analyzer (LCA) eine Brücke zwischen vorhandenen Kapazitäten und dem Bedarf an verkaufsfertigen Produkten. Insbesondere im Netzwerk eines weltweiten Vertriebs oder selbstständiger Vertriebstöchter modelliert und visualisiert der LCA Vertriebs- und Produktionsziele.
Er ist auf mittelständische Zulieferketten zugeschnitten und erweitert den heutigen Planungsablauf (ERP, PPS) um zentrale SCM-Funktionen wie Budgetierung, Prognose und Visualisierung: Mit dem Logistic Chain Analyzer (LCA) lassen sich zuverlässig und aktuell Bedarf und Angebot von Kapazitäten in der Supply Chain aufeinander abstimmen. Im Zentrum steht die Koordination des Marktbedarfs mit der verfügbaren Produktionskapazität. Und das so einfach, dass langfristige Planungen einfach und schnell der aktuellen Marktsituation angepasst werden können. „Für die Unternehmen bedeutet das, marktgerechter zu produzieren, Lager zu minimieren und stets lieferfähig zu sein“, zählt Projektleiter Rüdiger Weller die Hauptvorteile auf. Dabei arbeitet der LCA als Erweiterung zum bestehenden ERP-System. Er entstand im Rahmen eines vierjährigen ESPRIT-Forschungsprojekts, das im Sommer 2001 abgeschlossen wurde. Seinen Praxistest hat der LCA hat auch schon erfolgreich bestanden – bei einem baden-württembergischen Mittelständler aus der Möbelbranche.
Dort wurden die Planungsdaten bisher einmal jährlich gemeinsam mit den Zulieferern auf einer Vertriebskonferenz ermittelt. Mit dem LCA ist es jetzt möglich, die Daten ereignisorientiert abzustimmen, also dann, wenn die Marktentwicklung von der Prognose abweicht. Das Datenmodell gewährleistet, dass jeder Partner auf die gleiche Datenbasis zur Entscheidungsfindung Zugriff hat. Der Einsatz des LCA bewirkt eine deutlich gesteigerte Liefertermintreue und sorgt für eine hohe und gleichmäßige Auslastung der Produktionskapazitäten. „Wir konnten mit gesenktem Aufwand die Lieferzuverlässigkeit um 15 Prozent erhöhen“, berichtet der Produktionsleiter des Pilotunternehmens. Die Ursache hierfür sieht er in der stark verbesserten Transparenz und Abstimmung zwischen Produktion und Vertrieb. Der LCA fasst alle relevanten Daten aus Produktion und Vertrieb zusammen und erstellt einen Liefervorschlag, der alle Rahmenbedingungen wie Materialverfügbarkeit, Produktionskapazitäten und Kundenwunschtermine in Einklang bringt. Das Simulationsmodul erlaubt es, selbst in einem komplexen Netzwerk von Kunden- und Lieferantenbeziehungen Alternativen aufzuzeigen und zu bewerten. Die Verhandlungen mit den Partnern können voll automatisiert ablaufen oder manuell – gestützt auf die LCA-Daten – durchgeführt werden.
„Der Logistic Chain Analyzer ist für Firmen interessant, die in einem Netzwerk von gleichberechtigten Partnern ihre Produkte erstellen und vertreiben“, beschreibt Rüdiger Weller die Zielgruppe. Dabei folgt der LCA konsequent den Anforderungen von mittelständischen Unternehmen. „Er konzentriert sich auf die notwendigen Kernfunktionen, ist einfach zu bedienen und stellt für die Unternehmen eine überschaubare Investition dar“, betont er. Durch eine Object-Server-Architektur ist die Anbindung an unterschiedliche Planungsarchitekturen gewährleistet. Dies erlaubt die Modellierung sowohl einer dezentralen als auch einer zentralen Datenarchitektur, die entweder als Web-Applikation, als ASP-Dienstleistung oder in einer LAN-Struktur bzw. heterogenen Architektur realisiert werden kann.
Zu Beginn des ESPRIT-Forschungsprojekts vor vier Jahren hatten sich Weller und sein Team die Aufgabe gestellt, ein Werkzeug zur Abstimmung in Zulieferketten zu entwickeln und in einem mittelständischen Zuliefernetzwerk einzusetzen. Daraus entstand der LCA. Die aktuellen und darauf aufbauenden Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit simulationsgestützten Bewertungsmethoden für Zulieferketten: Essenziell für stabile und leistungsfähige Zulieferketten ist eine gute Abstimmung der Produktions-, Lager- und Transportkapazitäten Kunden, Produzenten und Lieferanten. Im Rahmen eines ereignisorientierten Simulationsansatzes untersuchen die Wissenschaftler die logistischen Auswirkungen von Bedarfsschwankungen. Damit wird die Dimensionierung von Lagergrößen und dem Leistungsverhalten in einer Zulieferkette möglich. „Zusätzlich ermitteln wir die Kennzahlen einer Zulieferkette“, sagt Weller. Sie sollen den Unternehmen helfen, schnell und einfach Nutzenpotenziale herauszuarbeiten. Über die klassische Prozessmodellierung in einer Zulieferkette – wie dem Supply Chain Operations Reference Modell (SCOR) – hinausgehend, bildet die SCM-Simulation des Fraunhofer IPA zusätzlich Transportkapazität, Steuerung und interne Planungs- und Steuerungsabläufe ereignisorientiert ab.
Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
Dipl.-Ing. Rüdiger Weller
Telefon: 0711/970-1920, Telefax: 0711/970-1002, E-Mail: ruw@ipa.fhg.de
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