Druckindustrie im Wandel
Informations- und Kommunikationstechnologien verändern das Branchenbild der Druckindustrie / Klassische Druckereien entwickeln sich zu Mediendienstleistern / Fraunhofer ISI legt Studie zum Strukturwandel vor
Nach starken Umsatzrückgängen zu Beginn und Mitte der 90er Jahre ist die wirtschaftliche Entwicklung in der Druckindustrie seit 1998 wieder positiv. Die durch kleine und mittlere Unternehmen geprägte Branche erwirtschaftete im Jahr 1999 mit rund 135.000 Beschäftigten einen Umsatz von 33 Mrd. DM. Doch befindet sich die Druckindustrie auf Grund der Entwicklung in den Informations- und Kommunikationstechnologien in einem dynamischen Anpassungsprozess. Das zeigt die jüngste Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, die das Institut im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erstellte. Demnach verändern neue Produkte und Verfahren die klassische Struktur der Branche nachhaltig und ermöglichen es branchenfremden Anbietern, mit Unternehmen der Druckindustrie zu konkurrieren.
Die Studie zeigt auf, dass den Unternehmen der Druckindustrie auch in Zukunft Raum für Umsatzsteigerungen bleibt. Zwar ist bereits heute in einigen Marktsegmenten eine deutliche Verdrängung von Printprodukten festzustellen, beispielsweise bei Formularen und Enzyklopädien. Doch ist die Nachfrage nach gedruckten Informationen nach wie vor ungebrochen. Neue Chancen ergeben sich durch innovative Herstellungs- und Vertriebsverfahren wie Digitaldruck oder print-on-demand, die eine zielgruppenspezifische und bedarfsorientierte Produktion ermöglichen und in den nächsten Jahren stark an Bedeutung gewinnen werden. Die in Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend als Ergänzung zu den klassischen Printprodukten genutzten, neuen On- und Offlinemedien werden in Zukunft verstärkt zu einem integrierten Medienangebot führen. Druckereien wandeln sich zu Mediendienstleistern, die für ihre Kunden gedruckte und elektronische Produkte aus einer Datenquelle erstellen.
Im internationalen Vergleich ist die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Druckindustrie durchaus positiv zu beurteilen. Da moderne Herstellungstechnologien weniger lohnintensiv sind, spielt die Konkurrenz aus Niedriglohnländern eine geringere Rolle als häufig angenommen wird. Termintreue, Qualität und die vielfach persönlichen Kundenbeziehungen charakterisieren die deutsche Druckindustrie. Zugleich ist eine zunehmende Bereitschaft zu erkennen, Kunden im Ausland zu akquirieren.
Insgesamt sehen die Autoren der Studie neben den Risiken der immer kürzer werdenden Innovations- und Investitionszyklen gleichwohl große Chancen für die Druckunternehmen. Sie können überdurchschnittlich am Wachstum der Informations- und Kommunikationswirtschaft teilhaben, wenn es ihnen gelingt, innovative Produkte in ihre Geschäftsstrategien zu integrieren und sich als moderne Mediendienstleister zu positionieren. In diesem Zusammenhang spielt der neue Beruf des Mediengestalters für Digital- und Printmedien eine wichtige Rolle.
Die Studie beleuchtet die wirtschaftliche und technologische Entwicklung der Branche in den letzten zehn Jahren. Neben amtlichen Statistiken dienten Umfragen, Interviews und ein Expertenworkshop der Identifikation von Perspektiven und Trends der Branche im neuen Jahrtausend.
Diese und weitere Ergebnisse stellen die Autoren ausführlich in dem Buch Druckindustrie im Wandel – Entwicklung und Perspektiven unter dem Einfluss der Informations- und Kommunikationstechnologien dar. Das Buch hat 238 Seiten, kostet 68,– DM und kann direkt über das Fraunhofer ISI oder den LOG_X Verlag, Stuttgart, bezogen werden.
Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotentiale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.
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