Das Molekül im Molekül
Jedes Kind ist fasziniert von der „russischen Puppe“: wenn man die größte äußere Holzfigur öffnet, findet sich darin eine zweite, kleinere, die fast identisch aussieht. Diese lässt sich wiederum öffnen und so weiter ? Dieses Spielzeug mag auch T. Shinmyozu, H. Takemura, M. Yasutake und K. Sato aus Japan dazu inspiriert haben, ihr Cyclophan im Cyclophan zu synthetisieren.
Cyclophane sind nichtplanare polycyclische Arene, Benzolringe, bei denen zwei gegenüberliegende C-Atome über Henkelverbindungen verknüpft sind. Der einfachste Vertreter wäre ein Benzolring als „Korb“, mit einem Alkan als „Henkel“. Daraus kann man natürlich noch keine Röhren bauen, deshalb synthetisierten die japanischen Wissenschaftler größere Ringe aus mehreren Bausteinen, deren Öffnung ausreicht, um auch größere Moleküle zu umschließen. Dazu ließen sie Pyromellithsäuredianhydrid (Benzol-1,2,4,5-tetracarbonsäure-Dianhydrid) mit 1,4-Bis(aminomethyl)-2,5-dimethoxybenzol reagieren. Die Säureanhydride bildeten mit den Aminogruppen Säureimide, und dabei entstanden starre Ringe aus insgesamt sechs Bausteinen, wobei sich immer eine Säureimid- und eine Dimethoxybenzoleinheit abwechselten.
Röntgenstrukturanalysen zeigten, dass diese Ringe nicht gleichmäßig rund, sondern eher wie ein Dreieck geformt waren. Der Durchmesser des Ringes betrug an der breitesten Stelle 1.2-1.3 nm. Das reichte aus, um zwei Moleküle des Lösungsmittels p-Xylol aufzunehmen. Dabei stapelten sich die Cyclophanringe und bildeten so regelmäßige, längere Röhren. Wurde als Lösungsmittel für die Kristallisation nicht p-Xylol, sondern Toluol verwendet, so konnten die Ringe sogar drei Lösungsmittelmoleküle aufnehmen. Allerdings bildeten sich dann keine gleichmäßigen Röhren mehr, sondern die Ringe ordneten sich zu zickzackartigen Gebilden an.
Besonders interessant schien es nun, noch größere Moleküle in die Ringe einzuschleusen, zum Beispiel ein kleineres Cyclophan bestehend aus drei Benzolringen, die jeweils über eine C2H4 -Brücke miteinander verbunden waren. Dieses kleine Cyclophan hatte ebenfalls eine Dreiecksstruktur und konnte sich – ähnlich wie die „Puppe in der Puppe“ – in das größere Cyclophan einlagern. Auch diese Komplexe ordneten sich zu gleichmäßigen, längeren Röhren an.
Autor: Teruo Shinmyozu, Kyushu University, Kukuoka (Japan), http://www.ifoc.kyushu-u.ac.jp/wshinmyo/e-index.htm
Angewandte Chemie: Presseinfo 19/2006
Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69495 Weinheim, Germany
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.gdch.de http://www.ifoc.kyushu-u.ac.jp/wshinmyo/e-index.htm http://presse.angewandte.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Krebs entschlüsseln: 40 Jahre Durchbrüche in der genetischen Forschung
Krebs bei Kindern und Jugendlichen ist selten. Dennoch gehören bösartige Erkrankungen in dieser Altersgruppe nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen. Überlebende einer Krebserkrankung im Kindes- oder Jugendalter erleiden oftmals…
Bekämpfung von Nierenkrebs durch verbesserte Immuntherapien
Forscher des Hollings Cancer Center der Medical University of South Carolina erhalten den Early Career Scholar Award des Verteidigungsministeriums, um Immuntherapien durch die gezielte Behandlung von resistenten Nierentumoren zu verbessern….
Lassen Sie uns vor dem ersten Getränk nachdenken: Wie frühe Substanznutzung zu Unterschieden in der Gehirnstruktur bei Jugendlichen führen könnte
Viele Unterschiede schienen bereits vor jeglichem Substanzkonsum zu bestehen, was auf die Rolle hinweist, die die Gehirnstruktur beim Risiko des Substanzkonsums spielen könnte, wie eine vom NIH unterstützte Studie nahelegt….