König Zufall regiert den Fußball
Das Unvorhersehbare soll besser berücksichtigt werden
Wissenschaftler des Instituts für Sportwissenschaften der Universität Augsburg sind zu dem Ergebnis gekommen, dass beim Fußball der Zufall bei 38,9 Prozent aller Tore eine entscheidende Rolle spielt. Sie haben ein Beobachtungssystem entwickelt, mit dem nachgewiesen werden kann, inwiefern beim Zustandekommen von Toren Zufallsmerkmale im Spiel sind. Die Wissenschaftler haben 638 Tore europäischer Erstligen aus dem Jahr 2005 analysiert, vorwiegend aus Deutschland, Italien, Spanien, England, Frankreich und den Niederlanden. Bei 248 Toren konnten die Wissenschaftler die Beteiligung mindestens eines Zufallsmerkmals feststellen. Schlussfolgerung: Im Fußballspiel ist der Zufall ein wichtiger Faktor, der von Trainern und Spielern mehr berücksichtigt werden soll.
Ein Zufallsfaktor liegt vor, wenn das Zustandekommen des Tores nicht geplant oder nicht kontrollierbar ist. „Die Abwehrbeteiligung, wobei ein eigener Spieler ein Finger im Spiel hat, erwies sich mit 14,1 Prozent als das häufigste Zufallsmerkmal“, erklärt Sportwissenschaftler Martin Lames gegenüber pressetext. Die Abwehrbeteiligung variiert vom klassischen Eigentor (3,6 Prozent) bis hin zum Verlust des Balles an den Assistgeber. Weiters führen auch Fernschüsse (12,4 Prozent), eine deutliche Ballberührung des Torwarts (8,0 Prozent) und verwandelte Abpraller (7,5 Prozent) regelmäßig zu einem ungeplanten Tor.
Im Vergleich zu früheren Untersuchungen aus den Jahren 1994, 1999 und 2004 zeigt die aktuelle Untersuchung einen leichten Rückgang am Anteil der Abwehr bei Zufallstreffern. Die Ursache dieses Rückgangs konnte in der Studie nicht nachgewiesen werden. Die anderen Zufallsfaktoren zeigten sich als relativ beständig. „Wir untersuchen den Einfluss von Zufallsmerkmalen bereits über zehn Jahren, und in all diesen Jahren ist die Rate konstant geblieben“, erläutert Lames im pressetext-Gespräch. „Die Zufallsmerkmale erweisen sich als Naturkonstanten.“
Lames hält es für sehr sinnvoll, dass Trainer und Spieler den Zufallsfaktor künftig besser berücksichtigen. „Um den Verlauf des Spiels besser einschätzen zu können, wäre es hilfreich, wenn die Beteiligten sich nicht nur auf geplanten Spielzügen konzentrieren, sondern auch das nicht Vorhersehbare mit ins Kalkül ziehen.“ Deshalb gehe es nicht nur darum, schematisch Angriffe vorzutragen, es gilt vielmehr auch, einfach Unordnung herzustellen, etwas zu riskieren und sich auf Unvorhergesehenes einzustellen.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.sport.uni-augsburg.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung
Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.
Neueste Beiträge
Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik
Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…
Datensammler am Meeresgrund
Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…
Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert
Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…