Hautrisiken sind im Beruf allgegenwärtig
Über 300 Wissenschaftler, Ärzte, Praktiker aus Betrieben und Vertreter von Berufsgenossenschaften treffen sich diese Woche (29.-31.03.) zur 6. bundesweiten Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Mittelpunkt stehen neue Konzepte zur Vermeidung, Diagnostik und Behandlung berufsbedingter Hautkrankheiten. – Ein zunehmendes Problemfeld, wie die beiden Jenaer Tagungspräsidenten, der Hautarzt Prof. Dr. Peter Elsner und der Arbeitsmediziner Prof. Dr. Rainer Schiele, einhellig feststellen.
Hautkrankheiten stehen in Deutschland an zweiter Stelle der Berufskrankheitenanzeigen. Im Jahr 1999 wurden 19.458 Verdachtsmeldungen erstattet. Zu den besonders gefährdeten Berufsgruppen werden Friseure, Bäcker, Floristen, Masseure, Fliesenleger, Metallschleifer, Fräser, Zahntechniker, Köche und Pflegeberufe gezählt. An Problembewusstsein mangele es den Berufsgenossenschaften keineswegs, so Elsner, wohl aber immer noch vielen Arbeitnehmern.
„Hautreizende oder allergieauslösende Stoffe lauern im Arbeitsalltag oftmals dort, wo man sie nicht vermutet“, erläutert Dr. Sibylle Schliemann-Willers, Ärztin an der Jenaer Hautklinik, „und mehrstündige Feuchtarbeiten, die in vielen Berufen täglich geleistet werden müssen, können die Hautbarriere schädigen. Damit wird der Boden für irritative und allergische Kontaktekzeme bereitet.“
Nicht nur einzelne kritische Substanzen, sondern vor allem ihre Kombination sorgt dafür, dass die Haut buchstäblich „irritiert“ wird. Brennen oder Juckreiz, Hauttrockenheit und Rötung sind erste Anzeichen für beginnende Handekzeme. „Neben technischen Maßnahmen, die den Kontakt zu hautreizenden Substanzen vermindern können, werden Schutzhandschuhe, Schutzkleidung und Hautschutzpräparate zur Vorbeugung eingesetzt“, so Schliemann-Willers. An vielen Arbeitsplätzen sind die Arbeitnehmer auf die Verwendung von Hautschutzmitteln besonders angewiesen, etwa wenn das Tragen von Handschuhen an rotierenden Maschinen die Unfallgefahr erhöht.
Möglichst milde Reinigungsprodukte und eine regelmäßige Hautpflege mit milden Hautcremes trügen dazu bei, die natürliche Barrierefunktion der Haut zu erhalten. „Praktisch jeder, der nicht gerade den Arbeitstag nur am Schreibtisch verbringt, kann es mit berufsbedingten Hautkrankheiten zu tun bekommen“, weiß die Ärztin. Aus einer Analyse der Tätigkeitsfelder entwickeln die Wissenschaftler inzwischen spezifische Vorbeugemaßnahmen.
So konnten in einigen Berufen manche Gefahrenquellen schon dadurch beseitigt werden, dass allergene Stoffe ersetzt wurden: Zum Beispiel arbeiten heute im Bauhandwerk viele Maurer bereits mit chromatarmem Zement, und Friseure verzichten zunehmend auf so genannte „saure Dauerwellen“, nachdem zahlreiche Kontaktallergien gegen den Inhaltsstoff Glycerylmonothioglycolat aufgetreten waren.
Allerdings greift diese direkte Vermeidungsstrategie nicht immer. „Auch das mehrstündige Tragen von Schutzhandschuhen kann selbst zu Hautproblemen führen, da unter dem ständigen feuchtwarmen Abschluss der Hände die Barrierefunktion der Haut auf Dauer leidet“, beklagt Schliemann-Willers. Diesen so genannten okklusiven Effekt könne man aber durch Hautpflege mit sanften Seifen und Cremes mildern. Moderne Hautschutzprodukte enthalten teilweise Gerbstoffe, die die Quellung der Haut unter dem Handschuh vermindern. In einigen Berufen seien immer noch zu aggressive Reibemittel in Hautreinigungsmitteln üblich. Dr. Schliemann-Willers: „Mit Waschsand kriegt ein Kfz-Mechaniker die Hände prima sauber – bis sie schließlich kaputt sind. Es gibt aber schon viele mildere Reibemittel, beispielsweise aus Holz, Kunststoff oder Walnussschalenmehl.“
Mit der Aufklärungsarbeit müsse man schon vor der Berufswahl beginnen, um potenziell gefährdete Arbeitnehmer mit anlagebedingter Hautempfindlichkeit und „schlummernde Allergien“ frühzeitig zu erkennen. Und wie man bei der täglichen Arbeit die Haut ausreichend schützt, sollten Jugendliche sich schon in der Ausbildung aneignen.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Peter Elsner, Dr. Sibylle Schliemann-Willers
Klinik für Hautkrankheiten der Friedrich-Schiller-Universität
Tel.: 03641/937370 bzw. 937440
E-Mail: elsner@derma.uni-jena.de und schliemann@derma.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Dr. Wolfgang Hirsch
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
D-07743 Jena
Telefon: 0 36 41 · 93 10 30
Telefax: 0 36 41 · 93 10 32
E-Mail: roe@uni-jena.de
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