Mit oder ohne Sportverein? – Integrationsansätze im Jugendsport

Fachtagung des BLSV und des Augsburger Lehrstuhls für Sportpädagogik zum sozialen Integrationspotential des Jugendsports und der Rolle der Sportvereine –

Die Möglichkeiten und Grenzen des Beitrags, den der Jugendsport allgemein, insbesondere aber die Jugendarbeit in den Sportvereinen dazu leisten kann, die soziale Situation von Jugendlichen und insbesondere von jugendlichen Aussiedlern und Ausländern zu verbessern sowie hier ruhende Konfliktpotentiale zu entschärfen, stehen im Mittelpunkt einer eintägigen Fachtagung, die der Bayerische Landessportverband (BLSV) gemeinsam mit dem Augsburger Lehrstuhl für Sportpädagogik am 21. Juni 2001 im Sportzentrum der Universität Augsburg (Universitätsstraße 3) veranstaltet.

„Die Situation von Jugendlichen“, so erläutert der Augsburger Sportpädagoge Prof. Dr. Helmut Altenberger den Hintergrund des Tagungsthemas, „hat sich in den letzten Jahren durch diverse Veränderungen der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen teils dramatisch zugespitzt, und zwar nicht nur in sozialen Brennpunkten.“ Um hier im Sinne sozialer Integration gegenzusteuern und Konflikte durch multikulturelles Lernen zu vermeiden oder ihnen die Schärfe zu nehmen, sei zwar die Gesellschaft als Ganzes gefordert. „Sportvereine allerdings“, so Altenberger weiter, „die traditionellerweise Kinder und Jugendliche an den eher leistungsorientierten Wettkampfsport heranführen, sind als eine tragende Säule der sportbezogenen Jugendarbeit in der neuen Situation mit ganz besonderen Anforderungen und Erwartungen konfrontiert. Und die Frage ist, ob diese Erwartungen den Jugendsport insgesamt und speziell die Vereine nicht – wieder einmal – überstrapazieren.“

Kann der Jugendsport im Verein auch unter den verschärften Bedingungen grundsätzlich noch als Instrument sozialer Integration erfolgreich sein? Sind die Vereine, sind die Jugend- und Übungsleiter, die Jugendtrainer auf die mit diesem Anspruch verbundenen schwierigen Aufgaben vorbereitet? Sind die Vereine von ihrer Struktur her überhaupt noch geeignet für diese Aufgaben? Oder gilt es neben dem Angebot der Vereine oder alternativ zu diesem neue Konzepte zu entwickeln und umzusetzen? Oder lassen sich eventuell solch neue, alternative Konzepte des Jugendsports in die Angebotsstruktur der Vereine integrieren?

Dass hier Kreativität gefragt ist und dringender Handlungsbedarf besteht, liegt für Altenberger auf der Hand: „Die Frage ist nicht nur, wie wir den Jugendsport möglichst effektiv als Mittel sozialer Integration nutzen können. Vielmehr müssen wir aufpassen, dass nicht im Jugendsport selbst eine fatale Zweiklassengesellschaft entsteht oder sich verfestigt. Denn die Kürzungen des Schulsports haben viele zahlungskräftige Eltern bereits veranlasst, ihre Kinder in kommerzielle sogenannte Kinder- und Jugendsportschulen zu schicken. Kindern, deren Eltern sich die oft erheblichen Teilnahmegebühren nicht leisten können, bleibt dieser Weg natürlich verwehrt, so dass der Jugendsport geradezu zum Schauplatz sozialer Diskriminierung und Ausgrenzung zu werden droht.“

Er erwarte sich von der Augsburger Fachtagung, dass all diese Probleme bilanziert und schärfer ins allgemeine Bewusstsein gerückt werden können. „Auf die eine oder andere Frage werden wir sicher auch schon Antworten geben können“, hofft Altenberger und verweist u. a. auf zwei Stadtteilprojekte aus Augsburg und Würzburg, deren Präsentation und Evaluation Bestandteil des Tagungsprogramms ist.

Im Einzelnen umfasst dieses Programm folgende Beiträge:
o 9.30: Begrüßung und Eröffnung (Prof. Dr. Helmut Altenberger)
o 9.45 – 10.15: Integrationsansätze im Jugendsport mit oder ohne Sportvereine (Überblicksvortrag des BLSV-Präsidenten Prof. Dr. Peter Kapustin)
o 10.30 – 11.00: Integration durch Sport – Netzwerk-Modelle der sportlichen Praxis (Vortrag von Conny Baumann)
o 11.00 – 12.30: Jugendarbeit im Sportverein – Chancen sozialer Integration (Vortrag von Prof. Dr. Helmut Altenberger:)
o 11.30 – 12.30: Stadtteil-Projekt 1: Augsburg-Lechhausen (Harald Schort: Das Sport-Sozialprojekt Augsburg-Lechhausen; Nuri Yildiz: Chancen sozialer Konfliktbewältigung mit Jugendlichen im Sport; Thomas Prestl: Vorbereitung auf lebenslanges Sporttreiben; Moderation: Prof. Altenberger)
o 13.30 – 14.30: Stadtteil-Projekt 2: Würzburg-Heuchelhof (Dr. Ramón Quintana: Ergebnisse und Perspektiven des Stadtteilprojekts Heuchelhof; Siegfried Scheidereiter: Bedeutung des Stadtteilprojekts für die kommunale Jugendarbeit)
o Anschließend: Diskussion und Resümee bis ca. 16.00 Uhr.

KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:

o Conny Baumann, Projekt „Integration durch Sport“, Judenbühlweg 11, 97082 Würzburg, Telefon/Telefax.: 0931/882711, e-mail: SmA-BLSV@t-online.de
o Sportzentrum der Universität Augsburg, 86135 Augsburg, Telefon 0821/598-2801, Fax -2828, e-mail: helmut.altenberger@sport.uni-augsburg.de

Media Contact

Klaus P. Prem idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Veranstaltungsnachrichten

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…