"Forschung ist Not"
Hans-Olaf Henkel fordert 40 Milliarden Mark für die Wissenschaft – Erste Grundsatzrede des Präsidenten – Jahrestagung der Leibniz-Gemeinschaft in Bochum
Bochum. Die deutsche Wissenschaft braucht mehr Geld, mehr Freiheit und mehr Wettbewerb. „Forschung ist Not“, warnt Hans-Olaf Henkel. Den Titel seiner ersten forschungspolitischen Grundsatzrede als Präsident der Leibniz-Gemeinschaft entlehnt Henkel bei Gorch Fock („Seefahrt ist Not!“). Am 8. und 9. November 2001 feiert die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz ihre Jahrestagung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum, einem der 78 Mitgliedsinstitute.
Bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung sei Deutschland seit 1989 im Vergleich zu den wichtigsten Wettbewerbern USA und Japan entscheidend zurückgefallen. Um wieder den Anschluss an die Spitze zu schaffen, müssten Staat und Wirtschaft ihre Ausgaben um 40 Milliarden Mark jährlich steigern, rechnet Henkel vor. „Damit liegt die Herausforderung auf dem Tisch, und wir sollten sie dort so lange liegen lassen, bis sie bewältigt ist.“ Henkel fordert die Forscher auf, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, um der Wissenschaft gegenüber der Politik den richtigen Stellenwert zu verschaffen.
Henkel betont aber auch die Bedeutung staatlicher Forschungspolitik: „Unser Wirtschaftssystem kann auf staatliche Forschungsförderung nicht verzichten. Denn strategische Planungen über wenige Jahre hinaus gibt es in der Wirtschaft nicht.“ Gleichzeitig fordert Henkel mehr Freiheit und Eigenverantwortung für staatlich geförderte Forschungseinrichtungen wie die Leibniz-Institute ein und kritisiert die Bundesregierung: In deren forschungsstrategischen Großinitiativen zur Neuordnung der Forschungslandschaft zeige sich das überholte ordnungspolitische Denken der 70er Jahre.
Mut und Kreativität könnten, so Henkel, nur in Freiheit gedeihen. Zur Freiheit in der Forschung aber gehöre untrennbar der Wettbewerb. Henkel sieht in der Evaluation, einer regelmäßigen externen Qualitätsbewertung der Leibniz-Institute durch unabhängige Fachgutachter, das zentrale Wettbewerbsinstrument in der Forschung.
Zum ersten Mal nach 1945 und zum zweiten Mal überhaupt ist in Deutschland ein Industriemanager Präsident einer Wissenschaftsorganisation. Seit dem 1. Juli 2001 vertritt der ehemalige BDI-Präsident und IBM-Spitzenmanager Hans-Olaf Henkel die Interessen einer der vier großen deutschen Forschungsorganisationen. Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören 78 außeruniversitäre Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung. Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Die Institute beschäftigen rund 12.000 Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 1,6 Milliarden Mark. Sie arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär, sind von überregionaler Bedeutung, betreiben Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse und werden deshalb von Bund und Ländern gemeinsam gefördert.
Kontakt:
Dr. Frank Stäudner
Tel. 0228/308 15-221
Fax 0228/308 15 255
E-Mail staudner@wgl.de
Der öffentliche Teil des Programms im Deutschen Bergbaumuseum Bochum, Europaplatz 1, 44791 Bochum:
Donnerstag, 8.11.2001
11:30 – 13:00 Uhr: populärwissenschaftliche Vorträge
Dr. Franz-Jürgen Harms und Dr. Rüdiger Schulz: „Vom großen Knall zum tiefen Loch oder Wie ist die Grube Messel entstanden?“
Prof. Dr. Jürgen Krause: „Es bleibt nichts wie es ist? Wie das Internet die Suche nach wissenschaftlicher Information verändert“
Prof. Dr. Klaus G. Strassmeier: „Die Sonne, unser Stern“
17:00 – 19:00 Uhr: Festakt
mit Grußworten von
Gabriele Behler, Ministerin für Schule, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen,
Wolf Michael Catenhusen, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, und
Ulrich Weber, Vorstandsmitglied der Ruhrkohle AG,
der Festansprache des Präsidenten,
Hans-Olaf Henkel: „Forschung ist Not!“,
einer Rede der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung,
Ulrike Flach: „Anforderungen an ein modernes Wissenschaftssystem aus Sicht der Politik“.
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