NABU für mehr Vielfalt bei Kulturpflanzen
Der Naturschutzbund NABU hat eine konsequente Förderung der ökologischen Pflanzenzüchtung gefordert. Anlässlich der Frankfurter Aktionswoche „Leben ist Vielfalt“ im Jahr der Lebenswissenschaften des Bundesforschungsministeriums bezeichnete NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen die stärkere Unterstützung der ökologischen Pflanzenzüchtung als einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Agrarwende: „Der ökologische Landbau braucht ökologisches Saatgut.“ Die Potenziale sowohl für eine höhere Ernährungsqualität als auch eine bessere Pflanzengesundheit seien enorm, so der NABU-Bundesgeschäftsführer. Um diese auszuschöpfen, müsse allerdings die finanzielle Unterstützung der ökologischen Züchtungs- und Züchtungsforschungsarbeit drastisch ausgebaut werden: „Der Bedarf liegt jährlich zunächst bei mindestens 10 Millionen Mark.“ Da sich der Marktanteil von Bio-Produkten in den nächsten Jahren aber deutlich steigern würde, sei auch eine schrittweise Erhöhung der Fördermittel notwendig.
Nach Auffassung des NABU könne sich die ökologische Pflanzenzüchtung zu einem bedeutenden Aktivposten beim Erhalt und Ausbau der biologischen Vielfalt entwickeln. Dies sei auch bitter nötig, schließlich seien in den letzten 100 Jahren weltweit drei Viertel der genetischen Vielfalt verlorengegangen. „Auf US-amerikanischen Äckern wachsen heute nur noch 5 Prozent der Kohlsorten vom Beginn dieses Jahrhunderts“, sagte Billen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten zudem den Verlust an Ernährungsqualität durch die zunehmend industrialisierte Form der Landbewirtschaftung, so sei etwa der Mineralstoffgehalt bei Obst und Gemüse in den letzten 50 Jahren um durchschnittlich die Hälfte gesunken.
Als weitere Vorteile einer auf Vielfalt ausgerichteten ökologischen Pflanzenzüchtung nannte Billen die größere Widerstandsfähigkeit, die hohe Anpassungsfähigkeit an lokale Bedingungen sowie die damit verbundene Förderung der regionalen Wirtschaftsentwicklung. „Bei der Weiterentwicklung standorttypischer Sorten und Produktionsmethoden sind die Landwirte vor Ort die entscheidenden Akteure.“ Darüber hinaus sei die ökologische Pflanzenzüchtung ein wichtiger Faktor bei der langfristigen Sicherung einer gentechnikfreien Lebensmittelversorgung.
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