Technologietransferpreis für Abwasserrecycling in der Textilveredlungsindustrie
Ein Verfahren, das mit Farbstoffen belastete Abwässer soweit aufbereitet, dass sie wieder in der Produktion eingesetzt werden können, hat das Institut für Bioverfahrenstechnik der TU Braunschweig entwickelt. Das Verfahren, das Kosten senkt und die Produktion umweltfreundlicher macht, wurde heute mit dem IHK-Technologietransferpreis ausgezeichnet.
Die deutsche Textilveredlungsindustrie produziert jährlich 80 Millionen Kubikmeter Färbereiabwässer. Als Hauptverursachr einer hohen Wasserfärbung gelten Azofarbstoffe, die bisher einen erneuten Einsatz als Prozesswasser im Betrieb verhindern. Ein Verfahren, das die mit Farbstoffen belasteten Abwässer soweit aufbereitet, dass sie wieder in der Produktion eingesetzt werden können, hat das Institut für Bioverfahrenstechnik der Technischen Universität Braunschweig entwickelt.
Das neuartige Verfahren, das gleichzeitig die Kosten eines Unternehmens senkt und die Produktion umweltfreundlicher macht, wird mit dem diesjährigen Technologietransferpreis der Industrie- und Handelskammer Braunschweig ausgezeichnet. Professor Dr.-Ing. Dietmar C. Hempel, Privatdozent Dr. Rainer Krull und Dipl.-Ing. Eckart Döpkens erhält die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung für den Transfer ihres Systems zum Abwasserrecycling, dass im sächsischen Betrieb Drews Meerane GmbH bereits erfolgreich eingesetzt wird.
Bisher wurden Färbereiabwässer den Kläranlagen zugeleitet. Dort sorgen chemische Substanzen für die Ausfällung oder Ausflockung der Farben. Der dabei entstehende Schlamm muss kostenintensiv als Restmüll entsorgt werden. Statt auf Chemie setzt das Team um Professor Hempel auf die Mitarbeit von Mikroorganismen. In zwei Stufen befreien unterschiedliche Stämme der Kleinstlebewesen die Abwässer von den Farbresten. Das Abwasser durchläuft zunächst eine anaerobe Stufe, wo bestimmte Bakterienstämme unter Sauerstoffmangel die Farbstoffe aufspalten. In der sich anschließenden aeroben Phase werden die Spaltprodukte und andere organische Stoffe von Bakterien abgebaut, die eine sauerstoffreiche Umgebung bevorzugen. Das so gereinigte Wasser kann zu einem Großteil in der Produktion wieder verwendet werden. Der Rest kann ohne zusätzliche Behandlung in die Kläranlage fließen. „Wir haben errechnet, dass der Break-Even-Point für das Verfahren erreicht wird, wenn wir rund 26 Prozent des Abwassers wieder verwenden können. Wir bringen es auf 60 Prozent“, erklärt Prof. Dietmar C. Hempel.
Mit der Inbetriebnahme der als Demonstrationsprojekt von der in Osnabrück ansässigen Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Anlage ist die Arbeit des TU-Teams nicht beendet. „Wir überwachen die Abläufe ständig und suchen nach Möglichkeiten zur Optimierung“, beschreibt Dr. Rainer Krull den Stand der Dinge. „Es handelt sich eben um einen Prozess, den man ständig weiterentwickeln kann“, meint auch Professor Hempel.
„Ich freue mich, dass wir auch in diesem Jahr wieder ein Projekt auszeichnen können, bei dem ein beachtlicher Markterfolg zu erwarten ist, das aber darüber hinaus auch dem Umweltschutz dient“, so IHK-Präsident Dr. Klaus Schuberth.
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