Waldschadensbericht diagnostiziert Leiden des Waldes / Fichten zunehmend krank
Der heute von Bundesministerin Renate Künast vorgelegte Waldschadensbericht zeigt, dass die Bäume im Wald durch negative Umweltfaktoren weiter stark belastet werden. Der Wald leidet besonders unter den direkten und indirekten Folgen der Luftverschmutzung. 64 % der deutschen Waldfläche sind sichtbar geschädigt. Zweiundzwanzig Prozent weisen schwere Schäden auf. Nur 36 % der Waldfläche scheinen gesund. Besonders erschreckend ist die Zunahme der Schäden bei Fichten um 3 % auf 69 %. Bei der Kiefer liegen die sichtbaren Schäden bei 60 %. Da der größte Teil der Kiefern auf kalk- und nährstoffarmen Böden steht, ist hier jedoch keine Entwarnung möglich. Kalkarmut begünstigt die Versauerung der Böden und die Nährstoffauswaschung durch Sickerwasser. Weit überhöhte Stickstoffeinträge und ein zunehmend unausgewogenes Nährstoffangebot bedrohen deshalb auch in Zukunft die Kiefernwälder. Der bundesweite Waldschadensbericht wie auch zahlreiche Länderberichte bestätigen, dass die Belastungen der Waldböden durch Säure- und Stickstoffeinträge weiter zu hoch sind. Einer der Hauptverursacher ist die konventionelle Landwirtschaft. Der BUND begrüßt, dass die Ministerin ihre begonnene Agrarwende mit der Beendigung der Waldvergiftung koppeln will. Dies ist auch ein wichtiger Beitrag zum Schutz von Trinkwasser und Menschen. Der BUND begrüßt zudem, dass der neue Waldbericht die Schäden nicht länger verharmlost. Zum ersten Mal werden geschädigte Bäume in Schadstufe „Null“ als „ohne sichtbare Schäden“ eingestuft. Dadurch wird die bisherige Praxis beendet, unter der Stufe „Null“ Bäume als „vollkommen gesund“ zu bewerten. Dr. Helmut Klein, BUND-Waldexperte: „Der Trend zu einer neuen Waldpolitik hat eingesetzt. Die Schäden werden nicht länger verharmlost. Wir hoffen, dass sich Waldbesitzer und forstliche Vereinigungen dem aufkommenden frischen Wind aus dem Künast-Ministerium nicht verweigern. Dass nützt langfristig dem Wald und damit den Menschen und der Umwelt.“ Der BUND bedauert, dass der Waldschadensbericht für Tannen seit Jahren keine Angaben mehr enthält. Dies sollte dringend geändert werden. Tannen spielen für die Funktion der Schutzwälder in Mittelgebirgen und besonders in den Alpen eine zentrale Rolle.
Der Zustand dieser Baumart entscheidet über die Bewohnbarkeit dieser Region und die Sicherheit des transalpinen Verkehrs. Mindestens 70 % aller Tannen sind sichtbar geschädigt. Die Schäden haben insbesondere bei den über 60-jährigen Tannen dramatisch zugenommen. Geschätzt sind zirka 40 % aller Tannen und etwa die Hälfte aller alten Tannen schwer geschädigt. Zu erwarten war eine Abnahme der Kronenverlichtungen bei Buchen, da der extrem hohe Wert 2000 durch sehr starke Samenbildung verursacht worden war. Bei Buchen weisen seit neun Jahren nur noch etwa ein Viertel keine Schäden auf. Bei der Eiche setzte sich ein leichter Trend zur Besserung fort. Der Anteil von 79 % sichtbar erkrankter und 33 % schwer kranker Bäume bleibt jedoch viel zu hoch. Der Waldzustand im Gebiet der neuen Bundesländer war bis etwa 1992 deutlich schlechter als in den alten Bundesländern. Mit sinkender Luftverschmutzung setzte dort eine Erholung ein, die 1996 jedoch abbrach. Die Minderung des Schwefeldioxidausstoßes wird heute durch die zunehmende Belastung mit Autoabgasen und den daraus entstehenden Sommersmog wieder zunichte gemacht. Die registrierte Differenz zwischen Ost (67 % geschädigt) und West (63 % geschädigt) bei den Baumschäden ist vermutlich auf unterschiedliche Baumarten zurückzuführen. Der BUND fordert, in Zukunft auch durch Immissionsschäden entstandene Kahlflächen in die Analyse aufzunehmen. Es dürfe nicht sein, dass abgestorbene Waldflächen bei der Bewertung der Waldschäden keine Rolle spielen.
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