"Vier von fünf Treffern sind Ballast!" bei den untersuchten deutschen Internetsuchmaschinen
Das stellten Studierende der FH Köln bei der ersten inhaltlichen Analyse der Trefferlisten von deutschen Internet-Suchmaschinen fest.
„Vier von fünf Treffern sind Ballast!“ Das ist das Ergebnis der ersten inhaltlichen Analyse der Trefferlisten deutscher Internet-Suchmaschinen, die Studentinnen und Studenten des Fachbereichs Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln im Rahmen eines Forschungsprojekts durchgeführt haben. Von Mai bis Juli 2001 wurden die deutschen Suchmaschinen Abacho, Acoon, Fireball und Lycos sowie die Webkataloge Web.de und Yahoo! von den Studierenden auf ihre Leistungsfähigkeit hin untersucht. Als Prüfwerte dienten dabei die Kriterien „Recall“ (Wie viel Prozent der zur Suchanfrage passenden Webseiten werden gefunden?), „Precision“ (Wieviele der ausgegebenen Treffer sind relevant?) und „Availability“ (nach Auswahl vorher bekannter Webseiten wird überprüft, ob die Suchmaschinen diese auch finden können).
RECALL
Beim relativen Recall erreicht Lycos als Testsieger rund 42 Prozent. Über dem Durchschnitt von 30 Prozent liegen Abacho und Fireball, unter dem Durchschnittswert Yahoo!, Acoon und Web.de. Im Schnitt finden die Suchwerkzeuge von zehn relevanten Webseiten nur drei.
PRECISION
Die Precision ist insgesamt dürftig. Durchschnittswerte von 18,6 Prozent bedeuten, dass die untersuchten Systeme von fünf „Treffern“ nur einen relevanten zeigen. Gut 80 Prozent der in der Trefferliste aufgeführten Dokumente sind schlicht Ballast.
AVAILABILITY
Die größte Availability erreicht Lycos mit 72 Prozent. Mit großem Abstand folgen die übrigen Suchmaschinen und danach die Web-Kataloge. Lycos deckt offenbar beachtliche Mengen der deutschen Webseiten ab, so die Schlussfolgerung der Forschungsprojektgruppe. Sie führen dies u. a. darauf zurück, dass Lycos die Datenbasis des norwegischen Unternehmens FAST gekauft hat. Abacho schneidet mit 32 Prozent Availabilty durchaus gut ab, wenn man bedenkt, so die Forscherinnen und Forscher, dass dies auf der Grundlage einer eigenen Datenbasis ausschließlich deutscher Webseiten zu Stande kommt. Web-Kataloge werden im Gegensatz zu Suchmaschinen nicht per automatisierter Technik sondern von Personen gepflegt. Daher kommen sie auch zu weitaus kleineren Datenbasen und in der Regel zu einer äußerst geringen Availability.
VERGLEICHENDE BEWERTUNG UND EVALUATION
Das Forschungsprojekt zur Qualität der deutschen Internet-Suchmaschinen reiht sich ein in einen Schwerpunkt des Fachbereichs Informationswissenschaft, in dem sowohl ein Instrumentarium zur vergleichenden Bewertung von digitalen Produkten (im Internet oder auch auf CD-ROM) entwickelt als auch konkrete Evaluationen der Erzeugnisse der Informationswirtschaft bzw. der New Economy durchgeführt werden. Besonders stolz ist der Fachbereich Informationswissenschaft darauf, dass die Studierendengruppe der 1998 neu eingerichteten Studiengänge Informationswirtschaft und Bibliothekswesen schon vor ihrer Diplomarbeit in einer Projektarbeit so interessante Forschungsergebnisse vorgelegt hat, das diese bereits von Fachzeitschriften aufgegriffen wurden. Die ersten Absolventinnen und Absolventen werden im Sommer 2002 dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Der Fachbereich Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln ist eine der größten Einrichtungen informationswissenschaftlicher Lehre und Forschung in Europa. Die Lehre konzentriert sich auf die Informationswirtschaft („New Economy“) und die Bibliotheken. Geleitet wird das Forschungsprojekt zur Bewertung von digitalen Produkten der Informationswirtschaft von Dr. Wolfgang G. Stock, Professor für Informationswissenschaft und Wissenschaftstheorie, einem ausgewiesenen Experten der Fachgebiete Informationswissenschaft und Informationswirtschaft.
Weitere Informationen
über den Fachbereich Informationswissenschaft:
Prof. Dr. Ursula Georgy (Dekanin)
E-Mail: ursula.georgy@fh-koeln.de
über das Forschungsprojekt:
Prof. Dr. Wolfgang G. Stock
E-Mail: wolf.stock@uni-koeln.de
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