Asiatischer Laubholz-Bockkäfer nach Europa eingeschleppt
Ein neuer Schädling bedroht unsere Wälder und Straßenbäume. Der Asiatische Laubholz-Bockkäfer ist bereits an zwei Stellen in Europa aufgefunden worden: in Deutschland und in Österreich. Der drei cm große Käfer mit den auffälligen weißen Punkten frisst im Holz von Ahorn, Rosskastanie, aber auch Pappeln und anderem Weichholz und kann die Bäume zum Absterben bringen. Die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Braunschweig befürchtet, dass der gefährliche Schädling wiederholt eingeschleppt wird und sich ausbreitet. Sind die Grenzkontrollen in Europa ausreichend?
In Deutschland wurde das erste Tier in Sachsen auf einem Lastwagen gefunden, der gerade aus Bremen mit einer Ladung Steingut aus China unterwegs war. Als Verpackung war einfaches Laubholz genommen worden, in dem sich wahrscheinlich der Käfer aufhielt, bevor er ins Freie kroch. Nahe der deutschen Grenze gibt es in Österreich einen weiteren Fundort, in Braunau, wo sich der Käfer offensichtlich schon vermehrt hat.
„Die einzige Möglichkeit ist, die befallenen Bäume sofort zu fällen und zu verbrennen“ sagt Professor Alfred Wulf von BBA-Institut für Pflanzenschutz im Forst. In Österreich sind bisher mehrere Dutzend Bäume, vor allem Ahorn gefällt und vernichtet worden. Schwierig ist allerdings die Diagnose. Nur die Ausschlupflöcher am Baumstamm und Nagespäne am Stammfuß weisen auf einen Befall hin. Aber dann ist der Käfer schon weitergeflogen und hat Eier an die nächsten Bäume gelegt.
Der wunderschöne Käfer mit den lateinischen Namen Anoplophora glabripennis ist ein typischer Bockkäfer mit einem schmalen, etwa drei cm langen Körper und fast doppelt so langen Antennen. An den weißen Punkten auf den Flügeldecken ist er leicht zu erkennen. Die Käferweibchen legen während ihres bis zu zwei Monate dauernden Lebens etwa 50 weiße längliche Eier. Dazu beißen sie kleine Gruben in die Rinde des Wirtsbaumes, häufig im Bereich von Astansätzen. Nach elf Tagen schlüpft die Larve und bohrt sich in die Rinde hinein. Später frisst sie auch im Splintholz des Baumes. Eine ausgewachsene Bockkäferlarve kann bis zu fünf cm lang werden und beachtliche Miniergänge mit einem Durchmesser von acht Millimeter bohren.
Die weiße Puppe ist gut drei cm lang und einen cm breit. Die langen Antennen sind dabei aufgerollt an den Körper gelegt. Wenn die Käfer fertig entwickelt sind, bohren sie sich durch Holz und Rinde nach außen und schaffen damit die für den Befall charakteristischen Ausstiegslöcher. Die Käfer sind ausgesprochen schlechte Flieger und entfernen sich von ihrem Brutbaum unter günstigen Bedingungen kaum mehr als einen Kilometer. Damit sind die Erfolgsaussichten für eine Ausrottung einzelner Befallsherde der Käfer relativ gut.
Haben viele Larven einen Baum befallen, ist der Stofftransport zwischen Wurzel und Baumkrone unterbrochen. Die Bäume welken und sterben ab. Außerdem sind die Bohrgänge Eintrittspforten für Fäulepilze. Fäulnis an Bäumen ist besonders in Stadtgebieten gefährlich, weil bei Wind Äste abbrechen oder sogar ganze Bäume umfallen können.
Der Asiatische Laubholz-Bockkäfer hat ein weit ausgedehntes natürliches Verbreitungsgebiet in Japan, Korea und im südlichen China, wo er schwerwiegende Schäden verursacht. Der Käfer bevorzugt Pappel- und Weidenarten aber auch Ahorn, Ulmen und andere Weichhölzer. Zuckerahorn ist besonders attraktiv für ihn. Deswegen wurden diese Bäume sogar in China als Fangbäume in Pappelwäldern angepflanzt.
Der Käfer wurde 1996 auch in den USA entdeckt. Dort wurden mehrere Tausend Bäume gefällt und nach dem Schreddern verbrannt. Man war aber bisher nicht in der Lage, ihn wirklich wieder auszurotten. Pflanzenschützer und deutsche Förster sind jetzt vorgewarnt. „Neben der direkten Bekämpfung ist vor allem auch wichtig, dass keine neuen Käfer nach Europa eingeschleppt werden“, so Professor Jens-Georg Unger von der Abteilung nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit der BBA in Braunschweig. Diese Abteilung ist in Deutschland zuständig für Quarantänefragen. Sie hat auch an den Notmaßnahmen mitgearbeitet, die bereits 1999 vom Ausschuss Pflanzenschutz der Europäischen Kommission erlassen wurde um zu verhindern, dass der Käfer mit Verpackungsholz aus China eingeschleppt wird.
Laubholz für Verpackungen aus China muss frei von Bohrlöchern von mehr als drei Millimetern Durchmesser sein und darf keine Rinde mehr aufweisen oder es muss technisch getrocknet sein, was zum Absterben der Käferlarven führt. Diese Anforderungen müssen in China erfüllt werden. Bei Einfuhren sind die Verpackungen stichprobenartig zu kontrollieren. Dazu müssen die Kontrolleure an allen europäischen Häfen in der Lage sein, zum Beispiel die Feuchtigkeit des Holzes zu messen. Natürlich muss auch genügend Personal vorhanden sein.
Stichproben werden viel zu selten genommen. Nach Deutschland kommen jedes Jahr mindestens 300.000 Container oder mehr aus China. Unger schätzt, dass davon nur ca. 150 kontrolliert werden. Andererseits verlangt die EU von den chinesischen Importeuren noch nicht einmal eine amtliche Bestätigung, dass das Holz nicht befallen ist. Das ist sonst bei vielen Pflanzen und Pflanzenprodukten erforderlich, die Pflanzenkrankheiten leicht verschleppen können. Wird gegen den Käfer aus China eine wirksame Vorsorge getroffen?
In der Biologischen Bundesanstalt sieht man die Gefahr ganz realistisch. Dazu Unger „Wenn kein wirksames Behandlungssystem für Holzverpackungen etabliert wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Käfer und viele andere gebietsfremde Baumschädlinge in Europa endgültig eingeschleppt und etabliert sind.“ Wirtschaftliche Erwägungen und Mangel der Kontrollkapazitäten öffnen solchen Einschleppungen Tür und Tor. Ein internationaler pflanzengesundheitlicher Standard, an dem die Biologischen Bundesanstalt derzeit mitarbeitet, könnte eine Verbesserung bringen. Vielleicht ist es beim asiatischen Laubholz-Bockkäfer dafür schon zu spät.
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