Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Neues Verfahren zur Erfassung der Verkehrslage aus der Luft

Wer kennt sie nicht, die fliegenden Reporter, die allmorgendlich Autofahrer per Radio über die momentane Verkehrssituation aufklären. Diese Aktivitäten dienen jedoch mehr Werbezwecken als einem flächendeckenden Verkehrsmanagement. Davon ist Deutschland weit entfernt. Vor allem fehlt es an geeigneten Ausrüstungen zur schnellen Datenauswertung. Nach mehrjähriger Forschung stellte jetzt Prof. Dr. Frithjof Voss vom Institut für Geographie der TU Berlin ein neuartiges Verfahren zur Erfassung der Verkehrslage aus der Luft vor, das auf einer Thermal-Infrarot Technik basiert.

„Fließender, aber auch ruhender Verkehr kann mit dem Verfahren beinahe in Echtzeit an beliebigen Orten analysiert werden“, berichtet Professor Voss. „Wir haben die Thermal-Infrarot Technik gewählt, um unabhängig von Wetter und Tageslicht Beobachtungsflüge durchführen zu können.“ Das Forschungsprojekt ist im Auftrag und in Kooperation mit der von Bernhard Grüber geleiteten BMW Group Verkehrskonzepte Berlin entstanden. Die konventionelle Erfassungstechnologie von Automobilen im Straßenverkehr beruht in den meisten Fällen auf der automatischen Zählung von Fahrzeugen an bestimmten Schnittpunkten. Je nach Technologie kann dabei auch die kollektive Geschwindigkeit des Verkehrs an diesem Punkt erfasst werden. Dieses Verfahren hat sich zur Erfassung der Verkehrslage auf Autobahnen als geeignet herausgestellt, auf anderen Straßennetzen sowie in Ballungsräumen ist das jedoch zu aufwändig. Abhilfe soll hier das Floating-Car-Data-Verfahren (FCD) schaffen, bei dem aus dem Fahrtverlauf weniger Fahrzeuge auf den Verkehrszustand im Umfeld der detektierten Fahrzeuge geschlossen wird. Allerdings müsste dafür ein großer Anteil der Fahrzeuge mit entsprechenden Erfassungsgeräten ausgestattet werden. Außerdem fehlt es für flächige Verkehrsnetze zur Zeit noch an den Algorithmen zur Datenauswertung. In jedem Fall, so Frithjof Voss, werde auf absehbare Zeit die Verkehrssituation eines Ballungsraumes nur rudimentär abgebildet.

Ein umfassender Überblick ist prinzipiell aus der Luft möglich: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Bei dem neuen Verfahren aus dem Institut für Geographie werden mit einer digitalen Thermal-Infrarot-Kamera synoptisch vom Flugzeug aus der Luft (aus verschiedenen Höhen) mehrere Bilder pro Sekunde aufgenommen, zu einer Bodenstation gesendet und – in weniger als 0,5 Sekunden je Bild – die Zahlen der Automobile genau aufgelistet. Unterschieden werden dabei drei Fahrzeugklassen: Personenwagen, Transporter und Lastwagen oder Busse. Kern des Verfahrens ist der Algorithmus zur Bildauswertung. Die Software erkennt die Fahrzeuge anhand ihrer spezifischen Eigenschaften wie Größe, Rechteckigkeit oder Thermalabstrahlung. Ein geplantes Pilotprojekt „Entwicklung und Erprobung eines luftgestützten Systems zum flächendeckenden Echtzeit-Verkehrsmonitoring“ der BMW Group und dem FAV Berlin (Anwendungszentrum intermodale Verkehrstelematik), soll demnächst Aufschluss unter anderem über die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens für umfangreichere Anwendungen geben.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Frithjof Voss vom Institut für Geographie, Tel.: 030/314-22148, Fax: -25194, E-Mail: voss0739@mailszrz.zrz.tu-berlin.de

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Ramona Ehret idw

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