IT-Berufe: Positives Urteil zu neuem Prüfungsmodell – mit kleinen Einschränkungen

Die Prüfungspraxis hat festgestellt: Das Prüfungsmodell in den IT-Berufen hat sich bewährt. Für rund 75% der befragten Prüferinnen und Prüfer ist das neue Konzept (1) zukunftsweisend, und rund 80% halten die Kombination von Projektarbeit und ganzheitlichen Aufgaben für geeignet, berufliche Befähigung mit der Abschlussprüfung abzubilden. Damit wurde das Ziel des neuen Prüfungskonzepts erreicht: Mit anspruchsvollen, praxisgerechten Aufgabenstellungen, die das prozessorientierte Ausbildungskonzept der IT-Berufe widerspiegeln, wird berufliche Handlungskompetenz sichtbar und beurteilbar gemacht.

Dies ist ein zentrales Ergebnis der Gesamtbefragung aller Prüferinnen und Prüfer der IT-Berufe, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zur Evaluation der neuen Prüfungsform parallel zur Sommerprüfung 2000 durchgeführt hat (2).

Überwiegende Zustimmung findet das neue Prüfungsmodell auch bei Vertreterinnen und Vertretern aus Kammern, Betrieben und Berufsschulen, die im Rahmen umfangreicher Fallstudien befragt wurden.

Neben dieser allgemein positiven Grundhaltung zeigt die Untersuchung aber auch deutliche Schwachstellen des Prüfungsmodells:

  • Für die Kammern ist die Organisation der Prüfung der hauptsächlichste Problembereich: Beklagt wird, dass vor allem der Prüfungsteil A, „Betriebliche Projektarbeit“, einen sehr hohen personellen, organisatorischen und zeitlichen Aufwand erfordert.
  • Die Ausbildungsbetriebe haben Schwierigkeiten, die in den Prüfungsvorschriften festgeschriebenen Zeitvorgaben von 35 bzw. 70 Stunden einzuhalten. Reale betriebliche Aufträge, die Gegenstand der Projektarbeit sind, dauern in der Regel länger.
  • Für alle befragten Personengruppen sind die ganzheitlichen Aufgaben ein zentrales Problem: Die Ganzheitlichkeit der Aufgabenstellungen ist nach Ansicht der Befragten noch nicht hinreichend gegeben.

Dennoch ist festzustellen: Trotz bestehender Einschränkungen ist das neue Prüfungsmodell ein Erfolg. Viele der genannten Probleme sind „Startschwierigkeiten“, die mit zunehmender Routine verschwinden werden.

Der gesamte Bericht über die Evaluation der neuen Abschlussprüfungen in den IT-Berufen liegt als BIBB-Veröffentlichung vor: Margit Ebbinghaus, Gunda Görmar, Andreas Stöhr, „Evaluiert: Projektarbeit und Ganzheitliche Aufgaben. Ergebnisbericht zur Evaluation der Abschlussprüfungen in den vier IT-Berufen“. Der Bericht ist zum Preis von Euro 13,- zu beziehen beim W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG, Postfach 10 06 33, 33506 Bielefeld, Tel. 0521/911 01-11, Fax: 0521/911 01-19, E-Mail: bestellung@wbv.de

1) Die Abschlussprüfung in den IT-Berufen sieht zwei Prüfungsteile vor:
Im Prüfungsteil A, der auf die Überprüfung der betriebsspezifischen Fachqualifikationen abzielt, ist eine betriebliche Projektarbeit durchzuführen, zu dokumentieren und zu präsentieren sowie ein Fachgespräch darüber zu führen. Bei der Projektarbeit handelt es sich um einen realen betrieblichen Arbeitsauftrag, nicht um eine allein zu Prüfungszwecken gestellte Aufgabe.
Im Prüfungsteil B steht auftragsbezogenes Denken und Handeln und nicht das isolierte Abfragen von Faktenwissen im Vordergrund: Hier sind schriftlich zwei ganzheitliche Aufgaben zu bearbeiten, die berufstypische Geschäftsprozesse abbilden. Hinzu kommen Aufgaben zur Wirtschafts- und Sozialkunde.

2) Von den rund 3 500 angeschriebenen Prüfern und Prüferinnen beteiligten sich 1 157 (= 33%) an der Befragung

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Dr. Ilona Zeuch-Wiese idw

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