Technischer Alarm im Brustkorb

An der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg ist erstmals weltweit ein neuer Cardioverter Defibrillator (ICD) implantiert worden, der den Herzschlag des Patienten registriert, ihn mit einem Stromstoß wieder normalisiert und sich selbst überwacht: Bei einem technischen Defekt alarmiert das Gerät den Patienten mit einem Vibrationssignal.

Der neue Defibrillator Atlas II der Firma St. Jude Medical zeichnet die Herzschläge des Patienten auf und gibt bei technischen Störungen ein Alarmsignal von sich. Der Patient wird durch Vibrationen im Bereich der Schrittmachertasche (vordere Brustwand) alarmiert, ähnlich wie bei einem Handy.

„Schon früher gab es Geräte mit einer Alarmfunktion“, erklärt Privatdozent Dr. Alexander Bauer, Oberarzt der Abteilung Kardiologie, Pulmologie und Angiologie der Medizinischen Universitätsklinik (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Hugo A. Katus). „Allerdings arbeiteten diese mit Tonsignalen, die von älteren schwerhörigen Patienten nicht wahrgenommen werden.“

Bei Warnsignal muss sofort der Kardiologie aufgesucht werden

Tritt dieses Vibrationssignal auf, soll der Patient umgehend seinen Kardiologen aufsuchen, damit über einen Computer die technischen Daten überprüft werden. Technische Defekte treten bei rund 5 Prozent aller Patienten auf und können zum Funktionsverlust (d.h. Herzrhythmusstörungen werden nicht erkannt und/oder behandelt) des ICDs führen.

Dem ersten Patienten wurde der neue Defibrillator am 30. August 2006 in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg implantiert. Der Eingriff verlief komplikationslos und dauerte nur etwa eine Stunde. Dem Patienten, einem 64-jährigen Mann aus der Umgebung von Heidelberg, der an Rhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt litt, geht es gut. Mittlerweile hat Dr. Bauer drei weitere Patienten mit dem Gerät versorgt.

In Deutschland erleiden rund 100.000 Menschen pro Jahr einen plötzlichen Herztod infolge schwerer Herzrhythmusstörung. Dazu gehören auch ventrikuläre Tachykardien bzw. Kammerflimmern. Dabei schlagen die Herzkammern sehr schnell und unregelmäßig. Nicht immer nimmt der Patient die Arrhythmie wahr. Hält die Tachykardie über längere Zeit an, oder ist die Frequenz sehr hoch, dann besteht akute Lebensgefahr, da lebenswichtige Organe nicht mehr mit sauerstoffhaltigem Blut versorgt werden. Um dies zu verhindern, wird ein Defibrillator implantiert, der den Herzrhythmus überwacht und bei Bedarf wieder synchronisiert.

Der „Defi“ wird in eine Hauttasche auf dem Brustkorb eingesetzt, die Elektrode direkt in die Herzwand. Bei einem unregelmäßigen, zu schnellen Herzschlag gibt der Defibrillator wahlweise entweder einen starken Elektroschock ab (wenn die Herzfrequenz sehr hoch ist) oder versucht durch Abgabe schneller elektrischer Impulse die Herzrhythmusstörung zu beenden, bis das Organ wieder normal schlägt.

Bei Rückfragen:
Dr. Alexander Bauer
Abteilung Kardiologie, Pulmologie und Angiologie
Medizinische Universitätsklinik
Telefon: 06221 / 56 8855 (Rhythmus-Ambulanz)
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
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