Sexy Fruchtfliegen gebären nur durchschnittlichen Nachwuchs
Die sexysten Männchen bringen unelegante Töchter, die attraktivsten Weibchen langweilige Söhne zur Welt – in der Realität der Fruchtfliegen ist das nach jüngsten Forschungserkenntnissen tatsächlich so. Und der Grund dafür liegt in den – wie das Wissenschaftsmagazin New Scientist http://www.newscientist.com kommentierten Fassung schreibt – „perversen“ Vererbungsmustern, wonach eben nicht alle Individuen gleich attraktiv sind. Womöglich könnte dies auch erklären, warum gerade unter Vögeln und Schmetterlingen die sexuelle Zurschaustellung derart ausgeprägt ist.
Das Paradoxon entsteht, weil viele jener Charaktereigenschaften, die den männlichen Reproduktionserfolg ausmachen, nachteilig auf den weiblichen Erfolg wirken und umgekehrt. Zum Beispiel weibliche Fliegen, die mehr Wert auf Nahrung legen sowie auch mehr Energie für das Eierlegen und damit für die Nachkommen entwickeln, hingegen sind Männchen, die mehr Zeit bei der Paarung verbringen wiederum besser. „Wann immer zwei verschiedene Gender-Rollen vorhanden sind, sind Charaktereigenschaften, die erfolgreiche Weibchen hervorbringen nicht gleich jenen, die auch erfolgreiche Männchen auszeichnen“, so Alison Pischedda, Evolutionsbiologin an der University of California in Santa Barbara.
Gemeinsam mit dem Biologen Adam Chippindale von der Queens University in Kingston, Kanada hat Pischedda untersucht, wie vorherrschend diese genetischen Konflikte tatsächlich sind. Dazu teilten die Wissenschaftler eine große Gruppe von Fruchtfliegen in drei Klassifikationstypen bei jedem Geschlecht ein, je nach Fitness. Anschließend wurden die Fruchtfliegen in allen möglichen Kombinationsmustern gekreuzt. Besonders interessant war dann das Ergebnis: Die fittesten Weibchen produzierten die fittesten Töchter, allerdings weniger fitte Männchen. Die fittesten Väter hatten hingegen weniger fitte Töchter.
Der Genotyp des Vaters hatte keinen Einfluss auf die Fitness der Söhne, weil die meisten Gene, die den Nachzuchterfolg garantieren, auf dem X-Chromosom liegen, die Söhne von ihren Müttern erben. Das Resultat der Forscher lautete daher, dass die Paarung der sexysten Mütter mit den sexysten Vätern die „qualitativ schlechtesten“ Nachkommen produzieren. Wenn diese genetische Schlacht der Geschlechter in der Natur vorherrschend ist, würde es die Evolution davon abhalten, nur auf die erfolgreichen Genotypen zu zielen und alle anderen damit ausschließen. „Wenn es eine kontinuierliche Selektion der hoch qualifizierten Männchen gibt, warum ist dann nicht jedes Männchen so hoch qualifiziert“, fragt sich Pischedda. Die Erklärung der Forscher heißt „sexuell antagonistische Gene“. Und das bedeutet, dass Männchen und Weibchen verschiedene Interessen haben: Die Männchen hätten gerne starke männliche Nachkommen, die Weibchen kräftige Weibchen. Offensichtlich führt dieser „Konflikt“ zu einer Schwächung der entsprechenden Gene beim Partner.
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