parts 2 clean 2006: Schnee säubert verwinkelte Bauteile

Ebene Flächen wie Fenster oder die Arbeitsplatten in der Küche zu putzen, ist eine Sache – etwas ganz anderes ist es jedoch verwinkelte Ecken oder das Innere von Flaschen oder Geräten zu reinigen. Vor diesem Problem stehen auch Industrietechniker. Wollen sie etwa Motoren oder Hydraulikkomponenten beschichten oder dreidimensionale Teile zusammenkleben, müssen sie auch die verwinkeltste Ecke von Schmutzpartikeln befreien, damit der Lack oder der Klebstoff haftet.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA haben eine CO2-Reinigungslanze entwickelt, die den Schmutz trocken und umweltschonend aus schwer zugänglichen Baugruppen wie Rohrleitungen oder Motoren herausholt. »Der CO2-Schnee wird beschleunigt und kann über eine verstellbare Düse jetzt auch in einem großen Winkel auf die Innenflächen gelenkt werden, wo er anhaftende Verunreinigungen abträgt«, erklärt Ralf Grimme, Projektleiter am Fraunhofer IPA. »Bei der Düse handelt es sich um eine schwenkbare und trotzdem druckdichte Austrittsdüse am Ende einer schlanken Lanze. Aktuell wird die Lanze für die Innenreinigung von Vakuumhohlräumen am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg erprobt. Auf der Messe parts2clean wird die CO2-Reinigungslanze erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Lanze basiert auf dem CO2-Strahlen, einer Technologie, die sich für das Reinigen ebener Flächen in der industriellen Fertigung bereits etabliert hat. Der Vorteil des Verfahrens: Das recht weiche CO2 hinterlässt beim Reinigen weder Rückstände noch beschädigt es die mitunter empfindlichen Oberflächen. Die Anwendungs-Möglichkeiten sind aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft: »Viel versprechend ist vor allem der Einsatz in der Neufertigung statt wie bisher nur in der Wartung und Instandhaltung«, sagt Mark Krieg, Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK. Ein Beispiel dafür zeigen die Forscher auf der parts2clean: die automatisierte und großflächige Vorbehandlung von Oberflächen vor dem Lackieren.

Weiterhin sind Exponate zum Thema Sauberkeitsanalytik zu sehen. Denn meist werden Bauteile nach dem Reinigen weiter bearbeitet, etwa geklebt oder beschichtet. Damit das funktioniert, darf kein Schmutz mehr an ihnen haften. Die Sauberkeit der Bauteile messen die Experten über einen kleinen Umweg: Sie analysieren die Spüllösung nach dem Reinigen auf Schmutzbestandteile. Dazu stellen Fraunhofer-Wissenschaftler zwei neue Systeme vor: »LISA« (Liquid Sample Analyser) detektiert auf optischem Wege, d. h. durch den Schattenwurf einzelner Schmutzpartikel auf ein lichtempfindliches Sensorelement, Verunreinigungen direkt in der zu analysierenden Flüssigkeit. Erfasst werden dabei Partikel mit einer Größe von wenigen Mikrometern bis hin zu einigen Millimetern. Das zweite System, der Sensor »PuriCheck« filtert Schmutzpartikel über ein Analysesieb aus dem Flüssigkeitsstrom heraus. Eine CCD-Kamera, die in die Messkammer integriert ist und eine nachgeschaltete Bildverarbeitung zählen und vermessen die Schmutzpartikel. »Beide Systeme sind geeignet, um direkt in Wasch- und Spülmedien Partikel zu zählen und so schnell Informationen über den Restschmutz von Bauteilen zu liefern«, erläutert Grimme.

Unter dem Titel »Technische Sauberkeit – aber wie?« am 7.11. und dem Titel »Neue Technologien« am 9.11. präsentieren und diskutieren Experten der Fraunhofer-Allianz in einem Fachforum aktuelle technische Erkenntnisse, neue Aspekte der Forschung und Entwicklung sowie Trends der Teilereinigungs- und Teiletrocknungstechnologie.

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Mark Krieg Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.ipk.fraunhofer.de

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