Engagierte Studierendenschaft? Zwei Drittel engagieren sich gesellschaftlich
Es dominiert das Engagement im Jugend-, Sport- und Freizeitbereich und in der Politik, gefolgt von sozialem Engagement und dem Engagement im Bereich Kunst und Kultur. Allerdings handelt es sich hierbei überwiegend um Gelegenheitsengagement. Die wenigsten Studierenden engagieren sich regelmäßig mehrmals in der Woche. Im Durchschnitt engagieren sich aktive Studierende sechs Stunden pro Woche.
Dass zwei Drittel der Studierenden zumindest gelegentliches gesellschaftliches Engagement angeben, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Studierende ihr Engagement zu erheblichen Anteilen in Aktionsfeldern ansiedeln, die nicht per se als gemeinwohlbezogen bezeichnet werden können (z.B.: Jugend-, Sport-und Freizeitbereich: 32%). Oftmals erwächst das gesellschaftliche Engagement aus dem Hobby. Nur wenige Studierende engagieren sich in Bereichen, die eindeutig in die Kategorie „gemeinnützig“ fallen. An letzter Position steht das Engagement für die Vertretung von Arbeitnehmerinteressen (5%).
Gesellschaftliches Engagement in Abhängigkeit von sozialer Herkunft
Studierende hoher sozialer Herkunft engagieren sich häufiger gesellschaftlich als Studierende der übrigen Herkunftsmilieus. Beispielsweise die Anteile außerhalb der Hochschule Engagierter betragen für die Studierenden der Herkunftsgruppe „hoch“ 54% und für die Studierenden der Herkunftsgruppe „niedrig“ 43% (gehoben: 50%, mittel: 47%). Dabei wird von Studierenden „niedriger“ sozialer Herkunft häufiger Erwerbsnotwendigkeit als Hindernis für gesellschaftliches Engagement angegeben als von Studierenden „hoher“ sozialer Herkunft.
Warum engagieren sich Studierende gesellschaftlich?
Bei den Gründen für gesellschaftliches Engagement werden am häufigsten utilitaristische Gründe genannt. Anscheinend nutzen Studierende bewusst gesellschaftliches Engagement, um bestimmte Schlüsselkompetenzen zu erwerben bzw. zu vertiefen, die beim späteren Übergang vom Studium in den Beruf wichtig sind. 53% der Studierenden sehen in gesellschaftlichem Engagement eine gute Möglichkeit, sich weiterzuqualifizieren. 60% der Aktiven und 49% der Nicht-Aktiven glauben, dass gesellschaftliches Engagement die Chancen im späteren Berufsleben erhöht (alle Studierenden: 56%). Für gut die Hälfte der Aktiven spielen idealistische Motive eine Rolle.
Hindernisse für gesellschaftliches Engagement
Als Hindernis für gesellschaftliches Engagement wird am häufigsten ein zu zeitintensives Studium angegeben. Nicht alle Studierenden lassen sich allerdings trotz eines als sehr hoch eingeschätzten Studienaufwands von gesellschaftlichem Engagement abhalten. 52% der Nicht-Aktiven geben an, dass sie ihre freie Zeit lieber anders verwenden als für gesellschaftliches Engagement. Ein hoher Erwerbsaufwand wird von 47% der Nicht-Aktiven als Grund gegen gesellschaftliches Engagement angeführt.
Gesellschaftliches Engagement und Fächergruppenzugehörigkeit
Studierende engagieren sich häufig fachnah: So nutzen beispielsweise Medizinstudenten gern die Möglichkeit, um über die Mitarbeit bei einem Rettungsdienst zusätzliche praktische Erfahrungen zu sammeln.
Organisationsform des geleisteten Engagements
Der Verein ist die mit Abstand häufigste Organisationsform gesellschaftlichen Engagements, gefolgt von der Mitarbeit in der kirchlichen Gemeinde bzw. in einer kirchlichen Gruppe. Noch vor der Mitarbeit in einer Partei oder bei einem Rettungsdienst/der freiwilligen Feuerwehr rangiert das Engagement in einem selbst organisierten Projekt bzw. das eigeninitiative, nicht organisierte Engagement. Offenbar sehen nicht unerhebliche Anteile der Aktiven in selbst organisierter Tätigkeit eine bessere Möglichkeit, sich zu entfalten und ihre eigenen Interessen umzusetzen als in traditionellen Formen des Engagements. Dabei engagieren sich eher Studierende in den neuen Bundesländern in flexiblen Organisationsformen als Studierende in den alten Bundesländern. Mit steigendem Alter nimmt auch der Anteil an Studierenden zu, die sich über ebensolche Formen engagieren.
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Lars Fischer
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