Sozialkapital und soziale Netzwerke: Start eines neuen Forschungsprojektes am IAMO
Genau mit diesem Thema befasst sich ein neues Forschungsprojekt des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO). Sein Titel: „Social Capital and Informal Social Networks in a Changing Natural and Institutional Environment“. Lokaler Schwerpunkt sind Thailand und Vietnam.
Das Schlimmste passiert immer den anderen. Bis es einen selbst erwischt. Ein Unfall, Verlust der Arbeit, Tod in der Familie, Feuer im Haus oder Felder unter Wasser. Wohl dem, der dann Verwandte, Freunde, Nachbarn hat, die helfen. Aber auch in weniger brisanten Lebenslagen wirkt „Vitamin B“ zuweilen Wunder.
Beziehungen, Netzwerke, Sozialkapital – diese Themen sind seit langem Gegenstand der Forschung. In den klassischen Industriestaaten erörtern viele wissenschaftliche Arbeiten, wie wichtig Beziehungen zum Beispiel beim Zugang zu Jobs sind oder wie sehr sie den beruflichen Aufstieg erleichtern.
Für Menschen in Entwicklungsländern, die bereits eine Überschwemmung oder der Verlust von ein paar Hühnern in den Ruin treiben kann, spielen Beziehungen eine ganz besondere Rolle. Kleinbauern, die an der Armutsgrenze leben, nutzen soziale Netzwerke, um etwa Einkommensschocks aufzufangen. Diese Netze sind vornehmlich zwischen nahen Verwandten und engen Freuden geknüpft. Es hat sich aber auch gezeigt, dass gerade Kontakte außerhalb dieser Kernnetzwerke entscheidend sind, wenn es darum geht, die Einkommenssituation nachhaltig zu verbessern. Denn diese externen Beziehungen öffnen den Zugang zu Informationen, die im engeren Kreis nicht verfügbar sind.
Genau mit diesem Thema befasst sich ein neues Forschungsprojekt des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO). Sein Titel: „Social Capital and Informal Social Networks in a Changing Natural and Institutional Environment“. Lokaler Schwerpunkt sind Thailand und Vietnam.
Bearbeitet wird das Projekt von Prof. Dr. Gertrud Buchenrieder, Dr. Thomas Dufhues und zwei Doktoranden. In den Forschungsländern unterstützen das Vorhaben Prof. Dr. Nuchanata Mungkung (Kasetsart University, Thailand) und Prof. Dr. Pham Thi My Dung (Hanoi Agricultural University, Vietnam). Start der wissenschaftlichen Arbeiten ist Januar 2007; die eigentliche Feldforschungsphase beginnt Mitte 2007. Gefördert wird das Vorhaben über einen Zeitraum von drei Jahren.
Die Forschungsregion umfasst jeweils eine Provinz in den nördlichen Bergregionen Thailands und Vietnams. Die einerseits recht ähnlichen (Topologie, Klima, ethnische Minderheiten etc.) und andererseits sehr unterschiedlichen Standorte (politische Systeme) erlauben interessante Vergleiche, was die Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Nutzung von Sozialkapital betrifft. Im Rahmen eines interdisziplinären Ansatzes (Agrarökonomie/Soziologie) werden ländliche Haushalte stichprobenartig nach ihren sozialen Netzwerken und ihrem Sozialkapital befragt. Ziel des Projektes ist es, ein tiefer gehendes Verständnis der Rolle von sozialen Netzwerken und Sozialkapital in ländlichen Haushalten zu bekommen.
Speziell untersucht wird, wie sich soziale Netzwerke bzw. Sozialkapital auf die Widerstandsfähigkeit der Betroffenen gegenüber Einkommensschocks auswirken. Dieser Ansatz wird zudem neue Erkenntnisse über das Zusammenspiel von urbanen und ländlichen Räumen bringen, da sich soziale Netzwerke über beide Bereiche erstrecken. Kleinstädte und deren Schnittstellen zum ländlichen Raum erfahren zurzeit in der internationalen Entwicklungsforschung besondere Priorität, da sie als Katalysatoren für Entwicklung erkannt worden sind.
Für nähere Informationen steht Ihnen Prof. Dr. Gertrud Buchenrieder und Dr. Thomas Dufhues von der Abteilung Rahmenbedingungen des Agrarsektors und Politikanalyse am IAMO unter Telefon +49 (345) 2928110 oder per E-Mail unter buchenrieder@iamo.de und dufhues@iamo.de gern zur Verfügung.
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