Weiße Biotechnologie / Schulterschluss der deutschen Industrie bei mikrobieller Genomforschung

Dies erfolgt in enger Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie akademischen Forschungsgruppen. Die ersten Projekte – je zur Hälfte finanziert vom BMBF und Industrie – mit einem Gesamtvolumen von 42 Mio. Euro über fünf Jahre wurden von einem internationalen Expertengremium bereits positiv beurteilt. In den nächsten Jahren sollen dadurch sowohl die Effizienz beim Einsatz von Mikroorganismen in technischen Prozessen gesteigert als auch neue Produkte aus Mikroorganismen mit neuen Eigenschaften entwickelt werden.

Diese Aktivitäten leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren Entwicklung der Weißen Biotechnologie in Deutschland, das sowohl in der akademischen Forschung als auch in der industriellen Umsetzung eine Vorreiterrolle in dieser Technologie einnimmt. Für Projekte auf dem Gebiet der Weißen Biotechnologie werden Industrie und BMBF in den nächsten zehn Jahren rund 600 Mio. Euro bereitstellen.

Der Industrieverbund Mikrobielle Genomforschung wird unterstützt von BASF, Bayer Crop Science, BRAIN, Degussa, Henkel, Milupa, Schering, Südzucker, Wacker sowie weiteren klein- und mittelständigen Unternehmen. Dr. Karl-Heinz Maurer, Vorstand des Industrieverbundes Mikrobielle Genomforschung: „Im globalen Wettrennen um die besten Produkte und Prozesse in der Weißen Biotechnologie nimmt die Optimierung von Mikroorganismen und ihrer Produkte auf Basis der Genominformationen eine Schlüsselstellung ein.“

Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung: „Um im globalen Wettbewerb zu bestehen, ist der enge Schulterschluss von Industrie, Hochschulen und Politik unverzichtbar. Ich begrüße daher die Industrie-Initiative GenoMik-Plus, die in engem Zusammenhang mit der High-Tech-Initiative der Bundesregierung steht und durch weitere Programme des BMBF auf den Gebieten Biotechnologie, Ernährung und Gesundheit flankiert wird.“

Als weltweit führendes Spezialchemieunternehmen hat Degussa heute bereits eine starke Position bei fermentativen Aminosäuren für die Tierernährung sowie für Anwendungen in der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie. Der stellvertretende Degussa-Vorstandsvorsitzende Dr. Alfred Oberholz zu den Zielen, die sein Unternehmen mit der Beteiligung an der Initiative GenoMik-Plus anstrebt: „Durch die Synergien in der Forschung wollen wir bei Produktionsprozessen weitere Technologiepotenziale heben und für neue Produkte das Tempo von der Entwicklung bis zur Marktreife beschleunigen. Zudem soll der Anteil unserer Produkte, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren, in den nächsten Jahren deutlich steigen.“

Henkel verfügt über eine lange Erfahrung in einer auf Partnerschaften beruhenden Strategie, Enzyme für Wasch- und Reinigungsmittel zu entwickeln. „Enzyme in Wasch- und Reinigungsmitteln sind ein bekanntes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz der Weißen Biotechnologie. Die Verbraucher profitieren von niedrigen Waschtemperaturen und besserer Reinigungsleistung, die Natur von reduziertem Chemikalieneinsatz und Energieverbrauch“, fasst Dr. Wolfgang Gawrisch, Chief Technology Officer Research/Technology der Henkel KGaA, zusammen.

Für die BRAIN AG, einem auf die Weiße Biotechnologie spezialisierten Technologieunternehmen, betonte Vorstand Dr. Holger Zinke: „Der Industrieverbund Mikrobielle Genomforschung ist eine ausgezeichnete Basis für die Zusammenarbeit von Industrie, Technologieunternehmen sowie akademischen Partnern. Die neue nationale Initiative bündelt erstmals diese Kräfte und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Forschungsstandorts Deutschland.“

Genomforschung von Mikroorganismen – Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts

Während vor fünf Jahren die Sequenzierung und Auswertung eines mikrobiellen Genoms noch eine Million Euro und über ein Jahr Arbeitszeit in Anspruch nahm, ist dies heute für ein Zehntel der Kosten in nur drei Monaten möglich. Prof. Dr. Alfred Pühler, Leiter des Lehrstuhls für Genetik der Universität Bielefeld und Koordinator des Bielefelder GenoMik-Plus-Netzwerks: „Die Genom-basierte Analyse und Optimierung von Organismen, Produktionsprozessen und Anwendungen werden künftig zu den Grundvoraussetzungen für innovative und wettbewerbsfähige Produkte und Prozesse in den Bereichen Chemie, Pharma, Medizin und Ernährung gehören. Die GenoMik-Plus-Netzwerke haben die dazu notwendigen Technologien und Methoden in den letzten Jahren so weit entwickelt, dass jetzt die industrielle Umsetzung erfolgen kann.“

Der Einsatz von Mikroorganismen in der industriellen Biotechnologie gilt als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Die zunehmend „gläserne Zelle“ ermöglicht die Quantifizierung und Nutzung natürlicher Stoffwechselleistungen von Mikroorganismen in einer bisher nicht gekannten Effizienz. So kann durch Fortschritte bei der Sequenziertechnik sowie bei der funktionellen Genom-Analyse die genetische Ausstattung von Organismen in kürzester Zeit aufgeklärt und verglichen werden. Die sehr komplexen Wechselwirkungen von Mikroorganismen mit der Umgebung werden damit zunehmend vorhersagbar. Dies ermöglicht nicht nur die Entwicklung von Produkten und Zwischenprodukten auf Basis nachwachsender Rohstoffe, sondern beispielsweise auch von neuen Substanzen, die antibiotisch wirken oder eine nachweisbare positive Wirkung auf die Darmflora haben.

Mit „Weißer Biotechnologie“ – auch industrielle Biotechnologie genannt – werden nachhaltige, industrielle Herstellungsprozesse bezeichnet, die zumeist auf Basis natürlicher, biologischer Ressourcen erfolgen. Sie umfasst fermentative und enzymatische Verfahren, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch viel versprechende Alternativen zu chemisch-physikalischen Prozessen bieten.

Industrieverbund Mikrobielle Genomforschung (Düsseldorf): Vereinigung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung, insbesondere der funktionellen Genomforschung an Mikroorganismen. Der Verein trägt Erfahrungen aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, fördert Forschungsvorhaben zur Ausrichtung der Genomforschung und unterstützt den Austausch und die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Mitglieder im Industrieverbund sind Unternehmen der Biotech-, Chemie-, Konsumgüter-, Lebensmittel-, und Pharmaindustrie. Im Industrieverbund engagieren sich BASF, Bayer Crop Science, Biopract, BRAIN, Degussa, Direvo, Henkel, Milupa, Schering, Südzucker und Wacker.

Media Contact

Dr. Karl-Heinz Maurer Henkel KGaA

Weitere Informationen:

http://www.henkel.com

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