Markt für eLearning wird weiter wachsen

Obwohl die erste Euphorie verflogen ist, rechnet die Management und IT-Beratung Cap Gemini Ernst & Young mit einem starken Wachstum des Marktes. In seiner eLearning Studie 2001 geht das Beratungsunternehmen von einer Steigerung des Gesamtvolumens von rund 120 Mio. Euro in 2000 auf etwa 1,3 Mrd. Euro bis 2004 aus. Diese Schätzung beruht auf IDC Zahlen für Europa, die auf den deutschen Markt adaptiert wurden. Gründe für das prognostizierte Wachstum sind die offensichtlichen Vorteile des Online-Lernens. Seminargebühren, Übernachtungs- und Reisekosten fallen weg, Mitarbeiter können während ihrer täglichen Arbeit bei Bedarf Wissen abfragen und lernen. Zusätzlich werden neue Anwendungsbereiche im Change Management und in der Kundeninformation erschlossen.

Allerdings ist der Anbietermarkt im eLearning schwer überschaubar. In der Studie wurden rund 100 eLearning Anbieter untersucht. Am Ende machten 15 Unternehmen das Rennen. So konnte zum Beispiel SAP durch die Kompatibilität mit den hauseigenen HR Systemen punkten. Hyperwaves Vorteile liegen in der Möglichkeit, eLearning mit Knowledge Management zu verknüpfen. Die Anbieter wurden in die Kategorien Learning Management System (LMS), Content-Anbieter, Spezialanbieter und Marktplätze eingeordnet und auf Zukunftsfähigkeit, Referenzen und geographische Aufstellung geprüft. „Die Studie soll eine Anbieter-Vorauswahl ersetzen, der jedoch eine Detailevaluation anhand unternehmensspezifischer Zielsetzungen und Kriterien im Rahmen eines Konzeptions- und Implementierungsprozesses folgen muss“, erklärt Dieter Kern, Berater bei Cap Gemini Ernst & Young.

Zukunftsfähigkeit : Nicht alle Anbieter werden überleben

Wer will schon die Technologie eines Anbieters einführen, der schon wenige Monate nach der Implementierung nicht mehr existiert? Zukunftsfähigkeit und Stabilität des jeweiligen Unternehmens ist eines der entscheidenden Kriterien bei der Betrachtung eines Anbieters von Software und Technologie. Nur die wenigsten können diese Bedingung erfüllen. Im Vorteil sind hier Unternehmen mit einem starken Partner im Hintergrund. Zum Beispiel Isopia, die seit Sommer 2001 der finanzkräftigen Sun Microsystems gehört. Mit zunehmender Spannung wird auch der für das zweite Quartal 2002 angekündigte LMS-Markteintritt von SAP erwartet. Der Marktführer für HR-Standardsoftware in Deutschland belegt erwiesenermaßen einen der Spitzenplätze was Stabilität und Zukunftsfähigkeit betrifft. Gespannt wird man in Deutschland auch auf das LMS-Produkt von Oracle sein dürfen, das seit Januar 2001 als Application Service Provider (ASP)-Lösung zur Verfügung steht und ab 2002 als kaufbares LMS verfügbar sein soll. Am Markt bereits etablierte reine eLearning bzw. LMS-Anbieter wie Saba, Docent oder die deutsche imc haben es bislang geschafft sinnvoll zu wirtschaften oder erfolgreiche Finanzierungsrunden zu fahren.

Dennoch ist die Grundsituation alles andere als zufriedenstellend. Die Branche droht in einen Teufelskreis aus auf Marktbereinigung, Durchsetzung von Standards und neuen Technologien wartenden Kunden und daraus resultierenden fehlenden Aufträgen zu geraten. In dieser Phase werden neben den etablierten Großunternehmen auch die Anbieter mit qualitativ hochwertigen Produkten wenn auch nicht immer ihre Selbständigkeit so doch sicherlich das Überleben ihrer Produkte sicherstellen können.

Referenzen: Vieles wird versprochen, doch wenig gehalten

Abenteuerlich verhält es sich mit dem Kriterium Referenzen: Grundsätzlich verfügen Anbieter attraktiver Produkte über mehrere realisierte Beispiele ihrer Arbeit. Woran es allerdings den meisten im LMS Bereich mangelt ist das Paradebeispiel, an dem sich eine „Vollimplementierung und -integration“ zeigen ließe. Zu jung ist das Thema eLearning was LMS-Systeme betrifft, als dass ein so funktionsmächtiges Produkt wie beispielsweise das von Saba für alle Mitarbeiter eines Großunternehmens weltweit mit allen denkbaren und möglichen Funktionalitäten und der entsprechenden Integration in die bestehende Systemlandschaft ausgerollt worden sein könnte. Eine erfolgversprechende eLearning Lösung setzt erst klein auf und wird nach ersten Erfolgen sukzessive ausgebaut. Für ein derartiges Vorgehen haben alle empfehlenswerten eLearning Anbieter auch die entsprechenden Referenzen vorzuweisen. Die technologische Implementierung ist immer nur ein – häufig auch der am wenigsten problematische – Teil einer erfolgreichen Realisierung einer eLearning Lösung. Aufwands- und Komplexitätstreiber sind vielmehr das Anpassen oder die Neudefinition von Personalentwicklungs- oder Wissensmanagement-Prozessen sowie die nicht im Wochenzeitraum zu verändernde Lernkultur innerhalb des eigenen Unternehmens.

Präsenz: Häufig fehlen Marktdurchdringung und Ressourcen

Für das Thema Content gelten nochmals andere Gesetze als für die reine Technologie. Die inhaltliche, besonders aber auch methodisch didaktische Aufbereitung von Content ist stark kulturell geprägt. Insofern lassen sich Standard-Web based Trainings (WBTs) die in den USA „funktionieren“ nicht ohne weiteres in Europa und Deutschland vertreiben. Die Empfehlung ist hier, auch auf die regionalen oder spezialisierten Contentanbieter zurückzugreifen, sei es für Standardcontent oder die Aufbereitung von unternehmensspezifischen Inhalten für das Web. Ohnehin wird das Thema Content in den nächsten Monaten und Jahren eine tiefgreifend Veränderung erfahren: Learning Content Management Systeme (LCMS), Autorentools und die bis dahin aufbaute Kompetenz im Unternehmen, eLearning und webfähigen Content selbst zu erstellen, wird die Verwaltung und Aufbereitung von Lern-Content deutlich einfacher und günstiger machen.

Ob die in den USA erfolgreichen LMS Anbieter click2learn, DigitalThink oder THINQ, die den europäischen Markt häufig von Großbritannien aus bedienen, den Sprung nach Deutschland wagen beziehungsweise schaffen, bleibt angesichts der derzeitigen Situation abzuwarten. Andere Anbieter wie beispielsweise SmartForce, Saba, und Docent sind neben der mit „Heimvorteil“ spielenden imc auf dem deutschen Markt nachhaltig präsent. Wobei auch diese verstärkt beziehungsweise im Falle von Docent ausschließlich auf ein Partnerkonzept setzten, was den Vertrieb und die Implementierung des LMS betrifft. So ist die reine Produktentscheidung nur ein Aspekt bei der Auswahl der optimalen eLearning Lösung – Beratungs- und Implementierungskompetenz muss ebenfalls mit ausgewählt werden.

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Thomas Becker ots

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