Wissenschaft im Bild

Ein Geophysiker, der den Einfluss des Klimawandels auf Rentierhaltung, Forstwirtschaft und Fischerei in Nordskandinavien untersucht, ein Jurist, der für ein Lehrbuch den Verlauf eines außergerichtlichen Schiedsverfahrens dokumentiert, ein Kreis von Grundschulkindern, die im Klassenrat ihre Probleme klären: Die Hauptdarsteller der Filme sind ebenso vielfältig wie die Themen, die von der „Abteilung für Audiovisuelle Medien“ der Universität Münster auf Video gebannt werden. Aus einfachen Anfängen heraus hat sich eine wissenschaftliche Servicestelle entwickelt, die nach Abschluss umfangreicher Umbauarbeiten und dem Einbau moderner Technik künftig unter Profi-Bedingungen arbeiten kann.

Seit über 20 Jahren ist der gelernte Erziehungswissenschaftler Dr. Hasko Schneider Leiter der Einrichtung, die allen Instituten der Universität zur Dokumentation ihrer Lehr- und Forschungsprojekte zur Verfügung steht. Besonders aufwändig waren die Dreharbeiten für ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt. Viermal reiste Schneider zusammen mit dem münsterschen Geophysiker Prof. Dr. Manfred Lange nach Finnland, um dort die Arbeit an dem Projekt „BASIS“ (Barents-Sea Impact Study) zu dokumentieren. „Die Arbeit war schwierig, weil kein Bild für sich offensichtlich ist, jede Information über einen Kommentar vermittelt werden muss“, berichtet Schneider. Und doch ist der Film über Rentierhaltung und Forstwirtschaft im hohen Norden erstaunlich lebendig und vermittelt, auch durch den Einsatz von Grafiken, anschaulich die Probleme, mit denen die beiden von einander abhängigen, teilweise aber auch rivalisierenden Wirtschaftszweige zu kämpfen haben.

Prof. Lange, der in Münster auch Direktor des Zentrums für Umweltforschung ist, untersucht schon seit mehreren Jahren mit Unterstützung der Europäischen Union den globalen Klimawandel und insbesondere seine Auswirkungen auf die Region um die Barents-See. Dieses Gebiet eignet sich für solche Studien besonders, da hier mit drei Grad in drei Jahrzehnten die höchste Erwärmung in der Arktis nachgewiesen wurde. Zum anderen ist das Gebiet relativ dicht besiedelt, so dass Klimaänderungen dort für die Menschen eine besondere Bedeutung haben. Rentierhaltung und Forstwirtschaft, mit denen sich der jetzt
fertiggestellte halbstündige Dokumentarfilm beschäftigt, gehören in den an die Barents-See angrenzenden Ländern Russland, Finnland, Schweden und Norwegen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Ein zweiter Film, der noch geschnitten werden muss, wird sich mit der Fischereiwirtschaft in Nordskandinavien befassen. Beide Filme, von denen es jeweils auch eine englische Version geben wird, sollen die Öffentlichkeitsarbeit des Projekts „BASIS“ vor Ort unterstützen, sind aber auch für den Einsatz in der Lehre an Hochschulen und für den Unterricht in Schulklassen gedacht.

Mit dem Umbau der „Abteilung Audiovisuelle Medien“ hat sich für Dr. Hasko Schneider und seinen Kollegen Peter Kemper ein Traum erfüllt. Endlich gibt es eine eigene Sprecherkabine und ein Studio mit einer neuen Beleuchtungsanlage, die vor allem bei der Aufnahme von naturwissenschaftlichen Objekten benötigt wird. Der digitale Schnittplatz erlaubt in Verbindung mit den digitalen Kameras eine Bearbeitung auf höchstem Niveau. Bislang hat die Universität rund 75.000 Euro in die Ausstattung der etwa 60 Quadratmeter großen Räume der Abteilung an der Scharnhorststraße 100 investiert.

Höchstes Niveau hat auch die Ausbildung in der Medienstelle, die nicht nur der Dokumentation, sondern auch der Lehre dient. Dreimal im Semester bieten Schneider und Kemper Einführungskurse vor allem für Lehramtsstudierende an. Auch Tom Fährmann, einer der bekanntesten deutschen Kameramänner, hat einmal hier angefangen, ebenso wie die zahlreichen Studierenden, die bei Fernsehsendern als Kameraleute, Synchronsprecher oder Cutter arbeiten. Die Studierenden lernen nicht nur die Technik der Kameras, sondern auch die des Drehbuchschreibens und der Dramaturgie kennen. Die Kurzfilme, die zum Abschluss eines Seminars entstehen, sind häufig eigenwillige Experimente, bei denen die Phantasie mit den Bedingungen des Mediums eine glückliche Verbindung eingegangen ist.

Einen wichtigen Teil der Projekte der Abteilung machen Dokumentationen von ungewöhnlichen Schul- und Lehrformen aus. Gerade fertig gestellt wurde ein Film über den Kindergarten des Universitätsklinikums, der nach der „Reggio-Pädagogik“ arbeitet. Auch in Ecuador war Schneider schon unterwegs, um dort eine Schule mit eigenwilliger Pädagogik zu porträtieren. Aber nicht jedes Thema eignet sich zur Darstellung im Film. „Es ist immer schlimm, wenn man einen Film machen soll, der sich gegenüber dem Medium widerspenstig verhält“, so Schneider. Eine Verfilmung der Religionsgeschichte nur anhand von Illustrationen aus Büchern musste der Uni-Filmer deshalb auch ablehnen.

Media Contact

Norbert Frie idw

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