Zwischen den Welten zu Hause: RUBIN "Globaler Wandel" erforscht transnationale Migration
Globaler Wandel verursacht Migration, und Migration verursacht Globalen Wandel. Dabei bilden sich neben dem klassischen Migrations-Muster der Aus- bzw. Ein- und Rückkehrwanderung neue Wanderungsdynamiken heraus. So lassen etwa grenzüberschreitende Wanderungen bei zehn bis zwanzig Prozent mexikanischer Migrantinnen und Migranten auch in den Folgegenerationen nicht nach. Sie bewegen sich dauerhaft in einem plurilokalen transnationalen Sozialraum (Mexiko/USA), stellen Migrationsforscher um Prof. Dr. Ludger Pries (Organisationssoziologie und Mitbestimmungsforschung, Fakultät für Sozialwissenschaft) fest und betrachten die ortsstabile, nationalstaatliche Lebensweise eher als historische Ausnahmeerscheinung.
Dauerhafte Netzwerke – Kultur, Bildung, Geldflüsse
Guadalupe ist in den Vereinigten Staaten geboren, studierte in Mexiko und pendelt seither zwischen beiden Ländern. Ihre Heimat ist dort, wo ihre Familie ist und sie kann nicht genau sagen, wo sie alt werden möchte. Die individuellen Lebensentwürfe, der alltägliche Lebensablauf sowie die gesamte Migrationsbiographie spannen sich über mehrere Orte in Mexiko und den USA auf. Verbesserte Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten ermöglichen die Herausbildung von Netzwerken zwischen den Herkunftsgemeinden in Mexiko und verschiedenen Orten in den USA etwa bezüglich Kultur, Aus- und Weiterbildung oder Geldüberweisungen. So führte die Arbeitsmigration im letzten Jahrzehnt zu Steigerungsraten der USA/Mexiko/USA-Geldüberweisungen (remittances) und erreichte 2004 mit etwa 17 Mrd. US-Dollar das weltweit höchste remittance-Volumen in einem Migrationsland. Bei klassischer Migration schrumpfen die Geldüberweisungen mit der Zeit und werden schließlich ganz eingestellt.
Global Governance und menschliches Zusammenleben
Die Forscher sehen in der wissenschaftlichen Analyse der Internationalisierung von Vergesellschaftungsprozessen mit dem Ziel ein angemessenes – Ökonomie, Kultur, Politik und Soziales – einschließendes Mehrebenen-Modell lokaler, mikroregionaler, nationaler, makroregionaler und globaler Governance und Regulierung des menschlichen Zusammenlebens zu entwickeln, eine der größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Die Forschungsprojekte zur transnationalen Migration werden durch den mexikanischen Nationalen Rat für Wissenschaften und Technologie (CONACYT), die Volkswagen-Stiftung und die Rockefeller-Foundation unterstützt.
Forschungsprofil: „Global Change“
Die Sonderausgabe stellt Forschungsprojekte aus verschiedenen geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereichen vor, die die Auswirkungen der Globalisierung aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. „Global Chance“ ist ein Forschungsschwerpunkt der Ruhr-Universität. RUBIN „Globaler Wandel“ erscheint zum Jahr der Geisteswissenschaften 2007, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die gemeinsam mit „Wissenschaft im Dialog“ und vielfältigen Partnern aus Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft durchgeführt wird.
Themen in RUBIN „Globaler Wandel“
In der Sonderausgabe RUBIN „Globaler Wandel“ finden Sie folgende Themen: Transnationalism im Film: Von wegen „kalter Kaffee“; Von den Anstrengungen des staatlichen Gewaltmonopols: Recht und Gewalt; Katholizismus von außen betrachtet: Hinter dem europäischen Horizont; Geschlechtergleichheit und Globalisierung: „Frauenfrühling“ oder modernisierte Ungleichheit?; Globaler Wandel und das Entstehen transnationaler Migration: Zwischen den Welten zu Hause; Die Rolle der Medien im „Globalen Anti-Terror-Krieg“: Verändern die Medien das Völkerrecht?; Literatur und Vielsprachigkeit: Die Heimat ist die Fremde; Globalisierung der Finanzmärkte: Wer liest schon die Bilanzen?; „Lokale Agenda 21“ im Nord-Süd und Ost-West-Vergleich: Weg frei fürs Ehrenamt; Die Gelehrtennetzwerke des Murtada al-Zabidi: „Global Player“ des 18. Jahrhunderts. RUBIN „Globaler Wandel“ ist für 5 Euro in der Pressestelle der Ruhr-Universität erhältlich, Tel. 0234-32-22830, und steht im Internet unter http://www.rub.de/rubin
Weitere Informationen
Prof. Dr. Ludger Pries, Lehrstuhl für Organisationssoziologie und Mitbestimmungsforschung, Sozialwissenschaftliche Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-28109, E-Mail: ludger.pries@ruhr-uni-bochum.de
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Weitere Informationen:
http://www.rub.de/rubinAlle Nachrichten aus der Kategorie: Gesellschaftswissenschaften
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