Fraunhofer ISST gewinnt Weiterbildungs-Innovations-Preis 2001

– Weiterbildungsmethode gegen Fachkräftemangel in der IT-Branche prämiert –

Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat heute der Deutschen Telekom AG gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik den Weiterbildungs-Innovations-Preis 2002 verliehen. Prämiert wurde ein Pilotprojekt, bei dem 13 Telekom-Mitarbeiter – meist Fernmeldehandwerker oder Kommunikatikonselektroniker – zum Netzwerk Administrator qualifiziert wurden.

Das Neue: Die Weiterbildung hat direkt am Arbeitsplatz stattgefunden und war komplett in den Arbeitsprozess eingebunden. Die Teilnehmer haben sich nicht anhand theoretischer Aufgabenstellungen qualifiziert, sondern bei der praktischen Umsetzung eines realen Projekts.

Das Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik (ISST) hat hierfür das – vom Bundesinstitut für Berufsbildung entwickelte – IT-Weiterbildungssystem methodisch ausgestaltet und gemeinsam mit der Telekom AG umgesetzt. Mit Unternehmen der Branche und Weiterbildungsträgern wurden eine Vermittlungsmethodik und Lehrinhalte entwickelt, die eine ’Arbeitsprozessorientierte Weiterbildung’ (APO) im Betrieb in den Mittelpunkt stellen. Die Qualifizierung ist integriert in den normalen Ablauf am Arbeitsplatz und soll mit einem bundesweit anerkannten Zertifikat abschließen. Zielgruppen sind vor allem die Absolventen der neuen IT-Berufsausbildungen und Quereinsteiger.

Die heutige Preisverleihung auf der Bildungsmesse in Köln hat unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Clement, gestanden, der gemeinsam mit dem Präsidenten des BIBB, Prof. Dr. Helmut Pütz, den Preis überreicht hat. Mit dem ausgezeichneten Konzept zur ’Arbeitsprozessorientierten Weiterbildung’ hat die Deutsche Telekom AG eine neue Form der Qualifikation erprobt, die eine umfassende und transferorientierte betriebliche Weiterbildung eröffnet, und die nun auch für weitere Spezialistenprofile unternehmensweit angeboten werden soll. An fünf Standorten sind die Telekom-Mitarbeiter von Mai bis Dezember 2001 nach der APO-Methodik qualifiziert worden. Die Teilnehmer des Pilotprojekts waren zwischen 21 und 47 Jahre alt und hatten unterschiedliche mehrjährige Berufserfahrung im Netzwerkbereich. Ein Studium ist für sie aus unterschiedlichen Gründen nicht in Frage gekommen; mit der APO-Weiterbildung haben sie einen alternativen weiterführenden Abschluss angestrebt. In Baden-Württemberg, Thüringen und Berlin werden nach dem erfolgreichen Abschluss des Telekom-Pilotprojekts in Kürze weitere Unternehmen APO-Qualifizierungen starten, etwa für IT Project Coordinator, Multimedia Developer oder Knowledge Management System Developer.

Prof. Dr. Herbert Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik (ISST), freut sich über die Auszeichnung und erklärt zur bildungspolitischen Bedeutung des künftigen IT-Weiterbildungssystems und APO: „Mit dem Vorhaben wird ein altes Paradigma umgestoßen: Die Notwendigkeit eines Studienabschlusses für eine Spitzenkarriere. Bisher gab es in der IT-Branche zum akademischen Abschluss kaum Alternativen – der typische Karriereweg verlief über ein Studium. Neben den Erst-Ausbildungsgängen wird nun die qualifizierte Weiterbildung bei Informations- und Kommunikationstechnologien immer wichtiger. Die Methodik für eine ’Karriere mit Lehre’ stellt ein völlig neues Verständnis beruflicher Weiterbildung dar. Denn wenn IT-Kenntnisse eines Experten nicht regelmäßig wieder aufgefrischt werden, würden sie nach zehn Jahren gegen Null tendieren.“

„Bündnis für Arbeit“:
Offensive auf Kongress
„IT-Weiterbildung mit System“ am 5. und 6. März in Berlin
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften haben sich – ausgehend vom „Bündnis für Arbeit“ – zu einer konzertierten Aktion zusammengeschlossen und unterstützen gemeinsam das neue IT-Weiterbildungssystem und die APO Vermittlungsmethodik. Die damit verbundene Umgestaltung der betrieblichen Weiterbildung soll die Entwicklung der Informationsgesellschaft in Deutschland und zukunftsorientierte Qualifizierung vorantreiben. Auf dem Kongress „IT-Weiterbildung mit System“ am 5. und 6. März 2002 in Berlin starten Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eine Offensive für das Thema – vertreten durch das Bundesministerium, das Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik (ISST), die Gewerkschaften ver.di, IG-Metall sowie die Branchenverbände BITKOM und ZVEI. Als Kernpunkte der Tagung stellen sie das neue IT-Weiterbildungssystem, die dazugehörige Rechtsverordnung und das Umsetzungskonzept erstmals der Öffentlichkeit vor.

Ines Jansky 
ines.jansky@isst.fhg.de

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