Siemens, GlobeScan und MRC veröffentlichen Studie über Megastädte
Umweltfragen spielen eine zentrale Rolle in der Stadtplanung. In den stark aufstrebenden Städten hat aber im Zweifel oft noch Infrastruktur-Wachstum Vorrang. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer Befragung von 522 Entscheidern aus 25 Millionenmetropolen der Welt.
Das weltweit einzigartige Forschungsprojekt wurde von den beiden Forschungsinstituten GlobeScan und MRC McLean Hazel durchgeführt und von Siemens unterstützt. In einer Pressekonferenz beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos präsentierten die Experten erstmals die Ergebnisse. Es kristallisierte sich heraus, dass in den untersuchten Städten die Lösung der Verkehrsprobleme höchste Priorität hat und Luftverschmutzung als das zentrale Umweltproblem gesehen wird. Dem privaten Sektor wird eine große Rolle bei städtischen Infrastrukturen wie Energie, Wasser, Verkehr oder Gesundheit zugestanden: Mehr als 70 Prozent der Befragten glauben, dass Public Private Partnerships ein Erfolg versprechendes Modell sind.
Die enorme Verkehrs- und Umweltbelastung, die durch die stark steigende Zahl der Autos weltweit entsteht, sehen die Befragten als zentrales Problem: Luftverschmutzung und Verkehr sind die am meisten genannten ökologischen Herausforderungen für Millionenmetropolen. Allein in Schanghai wird sich die Zahl der Autos und LKWs bis 2020 vervierfachen.
Im Zweifel wird dem infrastrukturellen Wachstum aber immer noch Vorrang vor Umweltfragen eingeräumt: In den Städten der aufstrebenden Länder würden 55 Prozent der Befragten Umweltmaßnahmen für das Wachstum opfern. In den entwickelten Städten sind es nur 14 Prozent. „Wenn Städte wirtschaftliche Attraktivität mit einer sauberen Umwelt und Lebensqualität für die Bürger in Einklang bringen, sind sie die Wachstumsmotoren in ihrer Region und für den globalen Wettbewerb aufgestellt“, sagte Dr. Klaus Kleinfeld, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG, in Davos.
Bei der Lösung der Verkehrsprobleme spielen Umweltaspekte eine zentrale Rolle. In Entwicklungsländern sterben laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich rund 130.000 Stadtbewohner an Luftverschmutzung. 71 Prozent der befragten Verkehrsexperten betonen daher, dass der Schwerpunkt in den kommenden Jahren auf dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs liegen wird. Nur 29 Prozent geben dem Individualverkehr Vorrang. Daneben entscheidet eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur auch über die wirtschaftliche Attraktivität einer Stadt: 27 Prozent sehen das Verkehrswesen als Haupttreiber für die Wettbewerbsfähigkeit – mit großem Abstand vor der Lösung der Sicherheitsprobleme, die nur von neun Prozent genannt werden. „Die Lösung der Verkehrsprobleme ist die Top-Herausforderung für die Entscheidungsträger und der städtische Investitionsschwerpunkt für die nächsten fünf bis zehn Jahre“, so Doug Miller, Leiter von GlobeScan.
Ökologische Gesichtspunkte spielen auch bei Energiefragen eine entscheidende Rolle. 48 Prozent der befragten Energieexperten planen, den Schwerpunkt in den nächsten Jahren auf die Förderung erneuerbarer Energiequellen zu legen. „In den meisten Ländern der Erde liegt der Beitrag alternativer Energien zum Gesamtbedarf noch im einstelligen Prozentbereich“, so George Hazel, Geschäftsführer von MRC McLean Hazel. So bezieht Großbritannien heute beispielsweise 39 Prozent seiner Energie aus Gas, 35 Prozent aus Kohle und 20 Prozent nuklear, nur vier Prozent stammen von erneuerbaren Energiequellen. „In den Megastädten wird diesen Quellen aber unseren Interviews zufolge eine große Zukunft zugetraut.“ Bis zum Jahr 2010 will die britische Regierung zehn Prozent der Stromversorgung des Landes mit erneuerbaren Energien decken. Siemens Wind Power errichtet zurzeit mit Burbo Banks seinen ersten Offshore-Windpark in Großbritannien. Ein weiteres Projekt ist der Onshore Windpark Whitelee – nach Fertigstellung der größte Windpark Europas. Kleinfeld: „Solche Projekte liefern saubere Energie und gewinnen zukünftig stark an Bedeutung. Wir erwarten, dass im Jahr 2020 durch den starken Ausbau der Windenergie weltweit 700 Millionen Tonnen CO2 weniger emittiert werden.“
Um den wachsenden Bedarf an Mobilität, Strom, Energie und Wasser nachhaltig zu decken, müssen Metropolen nicht nur die Infrastrukturen ausweiten und effizienter nutzen, sondern auch den Verbrauch aktiver steuern. Der weltweite Stromverbrauch beispielsweise wird sich von 2002 bis 2030 voraussichtlich verdoppeln, vor allem aufgrund eines erhöhten Bedarfs in den rasant wachsenden Ländern wie China und Indien. „Nachfrage-Management ist ein Weg, der von den Befragten noch zu wenig erkannt wird“, so Hazel.
Ein erfolgreiches Beispiel im Verkehrsbereich ist das Londoner Mautsystem: Autofahrer müssen in der Innenstadt eine automatisch erhobene Gebühr bezahlen. Seit der Einführung 2003 konnten Staus im Durchschnitt um 26 Prozent, der Gesamtverkehr in den betroffenen Zonen um 21 Prozent und die Verspätungszeiten von 2,3 Minuten pro Kilometer auf 1,8 gesenkt werden. Siemens liefert derzeit die Technologie für die Erweiterung des Mautsystems in den westlichen Innenstadtbezirken.
Bewusst ist den Experten der Stadtverwaltung dagegen, dass die Effizienz deutlich verbessert werden muss. So rechnen acht von zehn Befragten in den nächsten fünf Jahren mit der Einführung von IT-Lösungen, um ihre Arbeit effizienter und transparenter zu machen. Ein erfolgreiches Beispiel dafür liefert Dänemark: Dort spart die Regierung durch die Einführung elektronischer Einkaufssysteme gut 188 Mio. US-Dollar Steuergelder jährlich. Mehr als die Hälfte der Spezialisten ordnen dem verbesserten Stadt-Management eine größere Rolle zu als zusätzlichen Finanzmitteln, die nur zwölf Prozent nannten. Die Stadtverantwortlichen entwickeln sich mehr und mehr von Verwaltern öffentlicher Aufgaben zu aktiven, effizienz-orientierten Managern der städtischen Dienstleistungen. „Je effizienter Städte gemanagt werden, desto mehr tragen sie zu Wohlstand und Lebensqualität der Bürger bei“, so Kleinfeld.
Die Studie untersuchte außerdem, welche Rolle die Privatisierung spielen kann, um Urbanisierungsprobleme zu bewältigen. Mehr als 70 Prozent der Befragten zeigten sich offen für Public Private Partnerships (PPP). Überraschend dabei ist, dass mehr als 60 Prozent durch die Einbindung des Privatsektors eine Steigerung der Effizienz erwarten. „Reine Finanzierungsfragen treten demgegenüber in den Hintergrund“, so Miller. Ein Beispiel für ein erfolgreiches PPP ist der Flughafen in Bangalore, Indiens erstes Flughafen-Projekt, das vom Privatsektor mitfinanziert wurde. Siemens stellt neben Eigenkapital die gesamte Technologie: von der Gepäckbeförderung über Transport- und Kommunikationssysteme, Brandschutz- und Klimaanlagen bis hin zur Energietechnik.
Als technologisch führender Anbieter von Produkten und Lösungen für städtische Infrastrukturen leistet Siemens bereits seit Jahren entscheidende Beiträge. Kleinfeld: „Nicht nur die Städte und ihre Bürger, auch Siemens wird davon profitieren: Die rasant fortschreitende Urbanisierung gibt unserem Geschäft Rückenwind und wird dazu beitragen, dass wir mindestens doppelt so stark wie das Bruttosozialprodukt wachsen.“
Zur Studienmethodik: Die Ergebnisse der Untersuchung spiegeln die Meinung von insgesamt 522 Befragten aus 25 Millionenmetropolen in Afrika, Asien, Amerika und Europa wider. Unter den Teilnehmern waren ausgewählte politische Führungskräfte, Mitarbeiter von Stadtbehörden, Stadtplaner, Infrastrukturanbieter, Bauunternehmer und Geldgeber aus dem Privatsektor sowie öffentliche Meinungsbildner wie Akademiker, NGOs und Journalisten. Sie wurden im Oktober und November 2006 danach befragt, welche Herausforderungen und Probleme sie durch das rasante Städtewachstum erwarten und wie sie die Balance zwischen wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit, Lebensqualität und Umweltschutz erreichen wollen.
Eine Zusammenfassung der Studie sowie Pressebilder von Megastädten können Sie im Internet unter www.siemens.com/presse/megacities abrufen.
GlobeScan Incorporated ist ein auf Meinungsumfragen und Stakeholder-Befragungen spezialisiertes weltweit agierendes Meinungsforschungsinstitut mit Niederlassungen in Toronto, London und Washington. GlobeScan führt Marktforschungsprojekte und jährliche Tracking-Studien zu globalen Themen durch. Über ein Forschungsnetzwerk, das mehr als 50 Länder umfasst, arbeitet GlobeScan mit globalen Unternehmen, multilateralen Agenturen, Landesregierungen und Nichtregierungsorganisationen zusammen, um forschungsbasierte Erkenntnisse für erfolgreiche Strategien zu liefern. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter: http://www.globescan.com
MRC McLean Hazel Ltd (MRCMH) ist ein Beratungsunternehmen, das auf strategische Stadtpolitik, Forschung, Transportpolitik und Planungen für den öffentlichen und den privaten Sektor spezialisiert ist. MRCMH ist eine Tochtergesellschaft der McCormick Rankin Corporation (MRC) und beschäftigt mehr als 350 Mitarbeiter in Kanada, Australien, Neuseeland, Europa und Großbritannien. Die MRC-Unternehmensfamilie ergänzt das Know-how von MRCMH mit technischem Fachwissen auf den Gebieten Investitionsstruktur, innovative öffentliche Finanzwirtschaft, öffentliches Verkehrswesen, Telematik, Straßensicherheit, Verkehrsmodelle, Verkehrstechnik und Umweltwissenschaften. Das Team in Europa, das auf Niederlassungen in Edinburgh, Leeds und Brüssel verteilt ist, besteht aus erfahrenen Beratern und untersteht der Leitung von Prof. George Hazel OBE. Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter: http://www.mrcmcleanhazel.com
Die Siemens AG (Berlin und München) ist ein weltweit führendes Unternehmen der Elektronik und Elektrotechnik. 475.000 Mitarbeiter (inkl. nicht fortgeführte Aktivitäten) entwickeln und fertigen Produkte, projektieren und erstellen Systeme und Anlagen und erbringen maßgeschneiderte Dienstleistungen. In rund 190 Ländern unterstützt das vor über 155 Jahren gegründete Unternehmen seine Kunden mit innovativen Techniken und umfassendem Know-how bei der Lösung ihrer geschäftlichen und technischen Aufgaben. Der Konzern ist auf den Gebieten Information and Communications, Automation and Control, Power, Transportation, Medical und Lighting tätig. Im Geschäftsjahr 2006 betrug nach U.S. GAAP der Umsatz 87,3 Mrd. EUR und der Gewinn nach Steuern 3,033 Mrd. EUR. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.siemens.com.
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