Forscher wollen Bakterien-Proteine auf einen Chip bringen

Staphylokokken besiedeln die Oberfläche eines Polymers. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme: Merkert

Im Kampf gegen krankheitserregende Bakterien haben sich Wissenschaftler von den Universitäten Würzburg und Greifswald zusammengeschlossen. Unter anderem wollen die Forscher einen „Protein-Pathochip“ entwickeln, der die Staphylokokken-Diagnostik in Kliniken wesentlich erleichtern soll.

Staphylokokken sind laut Prof. Dr. Jörg Hacker und Dr. Wilma Ziebuhr von der Uni Würzburg gegenwärtig die häufigsten Problemkeime in Krankenhäusern. Sie lösen Wundinfektionen, Lungenentzündungen und schwere Allgemeininfektionen, aber auch Lebensmittelvergiftungen aus.

Viele Staphylokokkenstämme sind gegen die meisten gebräuchlichen Antibiotika unempfindlich geworden. Darum erforscht die Arbeitsgruppe „Gram-positive Kokken“ am Würzburger Institut für Molekulare Infektionsbiologie die Lebensweise dieser Erreger mit dem Ziel, neue therapeutische Ansätze gegen Staphylokokken zu entwickeln.

Staphylokokken tragen auf ihrer Oberfläche zahlreiche Eiweiße, die potenzielle Angriffspunkte für neue Antibiotika und Impfstoffe darstellen. Bisher können diese so genannten Zellwand-assoziierten Proteine aber nur schwer oder unzureichend für Untersuchungen zugänglich gemacht werden.

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Uni Greifswald will die Würzburger Arbeitsgruppe jetzt Methoden entwickeln, mit denen die Oberflächenstrukturen von Staphylococcus aureus vollständig zu erfassen sind. Das Projekt läuft im Rahmen des Kompetenznetzwerks „Proteomik pathogener Bakterien“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Die Wissenschaftler wollen einerseits Angriffspunkte für Medikamente oder Impfstoffe identifizieren. Ein längerfristiges Ziel ist die Entwicklung eines „Protein-Pathochips“: Auf einem speziellen Trägermaterial von nur wenigen Quadratzentimetern Fläche sollen in einem regelmäßigen geometrischen Muster charakteristische Staphylokokken-Eiweiße oder Antikörper aufgebracht werden. Mit Fluoreszenztechniken und einer computergestützten Auswertung wäre es dann möglich, in nur einem Arbeitsgang verschiedene Staphylokokken-Produkte oder Antikörper beispielsweise aus infizierten Patienten nachzuweisen. Das könnte wesentlich zur Verbesserung der Staphylokokken-Diagnostik und damit zu einer gezielteren Bekämpfung dieser Erreger beitragen.

Weitere Informationen: Dr. Wilma Ziebuhr, T (0931) 31-2154, Fax (0931) 31-2578, E-Mail:
w.ziebuhr@mail.uni-wuerzburg.de

Media Contact

Robert Emmerich idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Muster mikrobieller Evolution im See Mendota, analysiert mit Metagenom-Daten und saisonalen Einblicken.

Ein endloser Kreislauf: Wie sich einige Bakterien mit den Jahreszeiten entwickeln

Die längste jemals gesammelte natürliche Metagenom-Zeitreihe mit Mikroben offenbart ein verblüffendes evolutionäres Muster, das sich wiederholt. Ein mikrobielles „Murmeltiertagsjahr“ im Lake Mendota Ähnlich wie Bill Murray im Film „Und täglich…

Mueller-Matrix-Polarimetrie-Technik zur Bewertung der Achillessehnenheilung.

Entdecken Sie bahnbrechende Forschung zur Regeneration der Achillessehne

Achillessehnenverletzungen sind häufig, aber aufgrund der Einschränkungen aktueller Bildgebungstechniken schwer während der Genesung zu überwachen. Forschende unter der Leitung von Associate Professor Zeng Nan von der International Graduate School in…

Echtzeit-Genetische Sequenzierung zur Überwachung neuer Pathogene und Infektionsvarianten

Warum Prävention besser ist als Heilung – Ein neuartiger Ansatz für den Umgang mit Infektionskrankheiten

Forscher haben eine neue Methode entwickelt, um ansteckendere Varianten von Viren oder Bakterien zu identifizieren, die sich unter Menschen auszubreiten beginnen – darunter Erreger von Grippe, COVID, Keuchhusten und Tuberkulose….