Saarbrücker Lehrstuhl für Prozessautomatisierung stellt neue Technik für leises und sicheres Fliegen vor

Störende Geräuschpegel, beispielsweise von dröhnenden Flugzeugmotoren, zu dämpfen und gleichzeitig die eingesetzten Werkstoffe vor Verschleiß zu schützen, ist ein Ziel des EU-Projektes MESEMA, das im Januar 2004 gestartet wurde und noch in diesem Jahr abgeschlossen wird. An MESEMA beteiligt sind 18 Forschungsinstitute und Unternehmen aus acht Ländern – darunter auch der Lehrstuhl für Prozessautomatisierung (LPA) der Universität des Saarlandes. Neueste Forschungsergebnisse stellen die Saarbrücker Wissenschaftler um Professor Hartmut Janocha nun auf der Hannover Messe vor, die vom 16. bis zum 20. April stattfindet.

MESEMA steht für „Magnetoelastic Energy Systems for Even More Electric Aircraft“. Im Zentrum des Projekts stehen so genannte magnetostriktive Aktoren, die sich die magnetoelastischen Eigenschaften von Werkstoffen zu Nutze machen: Unter Einfluss eines Magnetfeldes können Werkstoffe gestaucht oder gedehnt werden, wobei die Stärke des Effekts durch elektrische Signale gesteuert wird. Als Schwingungstilger in Flugzeugen bewirken magnetostriktive Aktoren eine Bewegung, die der unerwünschten Schwingung der Kabinenhaut genau entgegenwirkt, und somit zur Dämpfung der Vibration führt und leises und sicheres Fliegen ermöglicht. Ein solcher magnetostriktiver Schwingungstilger mit der zugehörigen Leistungselektronik ist eine der Präsentationen des LPA, die am Themenstand „Adaptronik 2007“ der Hannover Messe zu sehen sein werden.

Der Begriff „Adaptronik“ beschreibt Systeme und Strukturen, die sich selbsttätig an unterschiedliche Betriebs- oder Umweltbedingungen anpassen können. Darüber hinaus und im Unterschied zum klassischen Regelkreis, bei dem die (Teil-)Funktionen durch separate Bauelemente realisiert werden, sind für die Adaptronik multifunktionale Elemente charakteristisch. Man versucht also, mehrere anwendungsspezifische Funktionen in einem einzigen Bauelement unterzubringen, das vorzugsweise in die Struktur oder in das System integriert wird. Das Ziel besteht darin, adaptive Systeme und Strukturen möglichst einfach und leichtgewichtig aufzubauen, um letztendlich den erforderlichen Material- und Energieeinsatz für die Realisierung und den Betrieb auf ein unbedingt notwendiges Maß reduzieren zu können.

Wie auch schon bei früheren EU-Verbundprojekten des LPA wurde die Phase der Antragstellung durch die European Research and Project Office GmbH (EURICE), ein Spin-off-Unternehmen der Saar-Uni, unterstützt. Außerdem leistet EURICE die administrative Koordination des MESEMA-Projektes. Weil MESEMA ausgeprägt anwendungsorientiert ist, wurden die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des LPA in der Abteilung Prozessautomatisierung im Zentrum für Innovative Produktion (ZIP), einer Arbeitsstelle der Universität in Saarbrücken-Burbach, durchgeführt. Hier wurde eine Kleinserie von rund 50 Aktoren nebst zugehörigen Leistungsverstärkern gefertigt, die im Großversuch zur Vibrationsminderung im Flugzeug demnächst beim italienischen Partner, dem Flugzeughersteller Alenia, installiert und erprobt werden.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr.-Ing. habil. Hartmut Janocha
E-Mail: janocha@lpa.uni-saarland.de, Tel.: (0681) 302-2880
oder an: Chris May, B.Sc.
E-Mail: c.may@lpa.uni-saarland.de, Tel.: (0681) 302-4188

Media Contact

Gerhild Sieber idw

Weitere Informationen:

http://www.mesema.info

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