Gesundes Baby aus neun Jahre eingefrorener Eizelle

Eizellen erstmalig nach so langer Lagerung wieder eingepflanzt

Die Befruchtung „im Reagenzglas“ gehört inzwischen zu den Standardverfahren der Reproduktionsmedizin. Die überzähligen befruchteten Eizellen werden häufig für kürzere Zeit in tiefgekühltem Zustand aufbewahrt – als Reserve für weitere Versuche, beispielsweise im Falle einer Fehlgeburt. Weltweit erstmalig wurden nun am Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Bonn zwei Patientinnen neun Jahre alte befruchtete Eizellen eingepflanzt. Eine der Frauen brachte vor kurzem einen gesunden Sohn zur Welt, die andere befindet sich inzwischen mit Zwillingen im 5. Schwangerschaftsmonat. Trotz des medizinischen Erfolges wirft die Langzeitkonservierung von Eizellen auch eine Reihe ethischer Fragen auf.

Bei der sogenannten in-vitro-Befruchtung werden der Frau mehrere Eizellen entnommen und außerhalb des Körpers mit Spermien des Ehemannes befruchtet. Nach etwa 18 bis 20 Stunden erfolgt die Kontrolle, ob die Befruchtung erfolgreich war. Maximal drei der befruchteten Eizellen werden der Frau in die Gebärmutter gesetzt, die restlichen in der Regel für weitere Versuche bei -194 Grad Celsius aufgehoben. Nach deutschem Recht sind die Eizellen Eigentum des Ehepaares, das allein entscheiden kann, ob die Zellen aufbewahrt oder verworfen werden sollen.

Die beiden Bonner Patientinnen sind inzwischen 39 und 44 Jahre alt und hatten sich 1991 einer erfolglosen künstlichen Befruchtung unterzogen. Aus medizinischen und persönlichen Gründen wurden auf Wunsch der Paare erst nach der neunjährigen Lagerung weitere Eizellen eingepflanzt.

Der Erfolg scheint zu beweisen, dass selbst eine jahrelange Lagerdauer keinen negativen Einfluss auf die Qualität der Eizellen hat. Selbst nach den Wechseljahren könnten Frauen nach dieser Methode noch schwanger werden. „Rein theoretisch ist es durchaus möglich und nach deutschem Recht auch nicht verboten, dass sich eine Frau in jungen Jahren einige Eizellen entnehmen lässt, um dann möglicherweise Jahrzehnte später Mutter zu werden“, erklärt der Bonner Reproduktionsmediziner Prof. Dr. Hans van der Ven – für einige Frauen vielleicht ein attraktiver Ausweg aus dem Dilemma „Karriere oder Kinder.“ Eine ethische Debatte über dieses Thema hält van der Ven daher für außerordentlich wichtig. „Es stellt sich die Frage, bis zu welchem Alter eine Frau noch Mutter werden sollte. Andererseits: Wer wird das entscheiden?“ Die Bonner Empfehlung geht dahin, Eizellen nur kurzzeitig zu lagern und vor dem 45. Lebensjahr einzusetzen.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Hans van der Ven, Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Tel.: 0228/287-5779 oder 287-5450, E-Mail: hans.van-der-ven@meb.uni-bonn.de.

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Frank Luerweg idw

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