OnkoNet bündelt die Kräfte im Kampf gegen Krebs


Mit einem medizinischen Netzwerk OnkoNet soll die Betreuung von Krebspatienten in Thüringen erheblich optimiert werden. Insbesondere eine bessere Verzahnung von stationärer und ambulanter Behandlung sowie der Rehabilitation haben die beteiligten Ärzte im Visier. Nach 18-monatiger Vorbereitung geben heute (18.01.) die Thüringer Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Dagmar Schipanski und Prof. Dr. Klaus Höffken, Direktor der Jenaer Universitätsklinik für Innere Medizin II, den Startschuss für das ambitionierte Projekt, das zugleich einen Einstieg in die Telemedizin im Freistaat Thüringen bedeutet. Ihre Partner dabei sind eine Arbeitsgruppe um den Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Stefan Kirn von der TU Ilmenau, die Deutsche Telekom, die Micom als Unternehmen aus der Jenoptik-Gruppe und die Barmer Ersatzkasse.

Im Zentrum des OnkoNets steht ein leistungsfähiges Datenübertragungsnetz, das von der Telekom bereitgestellt wird. In der zweiten Ausbaustufe sollen damit sogar elektronische Patientenakten inklusive hochauflösender Dateien mit Röntgen- und tomographischen Bildern versandt werden. „Das bedeutet, dass alle beteiligten Ärzte in Kliniken und niedergelassenen Praxen immer genau wissen, auf welchem therapeutischen Stand sich die ihnen anvertrauten Patienten befinden“, erläutert Prof. Höffken.

Zugleich steht das Datennetz für ein „virtuelles ärztliches Konsil“ zur Verfügung: „Wenn zum Beispiel ein niedergelassener Kollege eine Frage zu den Nebenwirkungen eines neuen Medikaments hat, können wir ihm auf diesem Wege schnell helfen“, betont Dr. Michael Hartmann, der Direktor der Jenaer Klinikumsapotheke. Am meisten profitieren aber die Patienten selbst von der neuen Netzwerkstruktur.

„Leider werden zur Diagnostik mitunter überflüssige Mehrfachuntersuchungen vorgenommen“, beklagt Höffken. „Wenn wir etwa ein aktuelles Röntgenbild bereits in der Klinik gemacht haben, genügt es für den mit der Nachsorge betrauten niedergelassenen Kollegen, wenn wir ihm dieses Bild einfach übermitteln.“ Letztlich spart diese Verfahrensweise auch erhebliche Kosten bei den Krankenkassen.

Entscheidend für das OnkoNet ist aber nicht die EDV-technische Ausstattung, sondern im Mittelpunkt steht immer der Mensch. Möglichst viele Thüringer Ärzte und Therapieeinrichtungen sollen an das Netzwerk angeschlossen werden, so dass sie stets auf den neuesten Stand der medizinischen Strategien im Kampf gegen den Krebs bleiben. Das OnkoNet sieht Höffken damit auch als ein medizinisches Qualitätsnetzwerk an. Darin eingebunden sind in naher Zukunft ebenso Selbsthilfegruppen und Patienten, die über eine Internet-Homepage verständliche Informationen zu allen Fragen der Krebsvorbeugung und -früherkennung sowie therapiebegleitender Verhaltensregeln finden, etwa zur Ernährung, Rauchentwöhnung und Sport.

Koordiniert wird die aufwändige OnkoNet-Netzwerkstruktur durch Wirtschaftsinformatiker der TU Ilmenau. Prof. Stefan Kirn legt größte Sorgfalt darauf, das individuelle Patientendaten vertraulich bleiben und nur für die ihn unmittelbar betreuenden Ärzte zugänglich sind. Gerade komplexe Behandlungsprozesse in der anspruchsvollen Krebstherapie bedürfen aber einer effizienten Vernetzung der Akteure mit ihren spezifischen Kompetenzen. Informationsverarbeitung und EDV-technische Logistik im Gesundheitswesen zählen zu Kirns wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkten, die inzwischen auch durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt werden.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaus Höffken
Klinik für Innere Medizin II der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/939100, Fax: 939219
E-Mail: hoeffken@med.uni-jena.de


Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Wolfgang Hirsch
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Fürstengraben 1
D-07743 Jena
Telefon: 03641 · 931030
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