Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt Forschungsverbund "Kontextadaptive Interaktion in kooperativen Wissensprozessen
Mit diesem Vorhaben unterstützt die DFG zum ersten Mal einen größeren Informatikverbund an der Schnittstelle der Forschungsfelder Human Computer Inter¬action (HCI, Mensch-Computer-Interaktion) und Computer Supported Cooperative Work (CSCW, Computergestützte Gruppenarbeit). Vor dem Hintergrund der zunehmenden Integration von Computerartefakten in Arbeitspraxis und Lebensalltag ihrer Nutzer kommt diesen Forschungsfeldern eine besondere Rolle zu.
Ausgangslage dieses Projektes ist die Tatsache, dass heutzutage in Unternehmen häufig an komplexen Problemen gearbeitet wird, zu denen es keine strukturiert vorgegebenen Lösungen oder Lösungswege gibt. Solche Unternehmensprozesse sind typischerweise wissensintensiv, situiert und bieten sich von daher geradezu dann an, von Computern intensiv unterstützt zu werden. Computeranwendungen sind aber bisher nicht flexibel genug gestaltet, um der großen Spannbreite und Dynamik der Anforderungen gerecht zu werden. Dort setzt das Forschungsvorhaben an und sucht noch Möglichkeiten wissensintensive Arbeitspraktiken durch hochflexible Computer¬systeme zu unterstützen.
Ziel des Forschungsprojektes ist es Kontexte wissensintensiver, kooperativer Arbeit beispielhaft zu analysieren und Aspekte zu identifizieren, die durch situationsabhängige System-Anpassung besonders effektiv unterstützt werden können. Dazu wird zunächst erforscht, wie der Nutzungskontext in Informationssystemen modelliert und dargestellt werden und mit welchen Methoden das Kontextmanagement dies unterstützen kann. Des weiteren werden automatische und manuelle Adaptionsverfahren untersucht, die eine kontextspezifische Flexibilisierung von Computeranwendungen erlauben. Für die automatische Adaption sind vor allem die notwendigen Algorithmen (für Computer verständliche Handlungsvorschriften) zu entwickelt. Bezüglich der manuellen Adaption liegt der Forschungsfokus auf Techniken, die Anpassungen für Benutzer nachvoll¬ziehbar und kontrollierbar machen.
Die beteiligten Wissenschaftler der Universität Siegen werden sich insbesondere dem Teilprojekt „MixedMediaInteract – Technische Unterstützung von Adaptivität und Anpassbarkeit in der cross-medialen Wissensarbeit“ widmen, in dem eine Architektur zur Unterstützung situierter wissensintensiver Arbeitspraktiken unter Einbeziehung von Tagging-Verfahren wie Barcode oder RFID entwickelt wird. Diese Architektur soll insbesondere Endanwendern das Anpassen der technischen Infrastrukturen ermöglichen.
Viele Untersuchungen im Bereich Wissensmanagement haben ergeben, dass Wissensarbeiter beim Lösen konkreter Aufgaben die Ergebnisse in sehr unter¬schiedlichen Medien repräsentieren (digitalen wie auch realweltlichen). So können beispielsweise Produktmodelle sowohl als physische Prototypen wie auch als Computermodelle repräsentiert werden. Für die gemeinsame Wissensarbeit müssen diese Medien und Repräsentationen passend zum Arbeitskontext konfiguriert und kombiniert werden. Dabei sollen vor allem der räumliche Kontext (Wo findet die Interaktion statt?), der zeitliche Kontext (Wann findet die Interaktion statt), der physische Kontext (Welche Akteure und Dinge sind Teil der Interaktion?) und der Wissenskontext (Die Wissensrepräsentationen welcher Nutzer sind integriert?) Berücksichtigung finden.
Die so durch Kontextinformationen angereicherten Mixed-Media-Repräsentationen erleichtern die Arbeit, indem sich Benutzer systemunterstützt schnell wieder in den letzten Projektstand einfinden und die Arbeit mit den betreffenden Wissensobjekten schnell und einfach fortsetzen können. Obwohl nicht vollständig digitalisiert, werden so z. B. Existenz und Ort von realweltlichen Wissensartefakten in der virtuellen Sphäre greifbar.
Kontaktdaten:
Universität Siegen
Wirtschaftsinformatik und Neue Medien
Telefon: +49 (0) 271/740-4036
Telefax: +49 (0) 271/740-3384
Prof. Dr. Volker Wulf
Email: volker.wulf@uni-siegen.de
Jun.-Prof. Dr. Volkmar Pipek
Email: volkmar.pipek@uni-siegen.de
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Weitere Informationen:
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