Zukunftsfragen der Gesellschaft
VolkswagenStiftung richtet neue Förderinitiative ein zu „Zukunftsfragen der Gesellschaft“ – als erster Baustein unter diesem Dach wird ein „Brückenprogramm zwischen Wissenschaft und Praxis in der Transformation des Sozialstaates“ ausgeschrieben
Die Menschheit steht vor einer Fülle von Herausforderungen, wenn es darum geht, Lösungen für die ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Probleme zu finden. „Zukunftsstreit“ hieß im Expo-Jahr 2000 eine Veranstaltungsreihe der VolkswagenStiftung, bei der sich namhafte Wissenschaftler mit entsprechenden Fragenstellungen beschäftigten. Dass die VolkswagenStiftung sich auf diesem Gebiet engagiert, entspricht ganz ihrem Selbstverständnis. Denn als größte private wissenschaftsfördernde Einrichtung in Deutschland mit starker internationaler Ausrichtung sieht sie sich gerade auch dort in der Pflicht, wo Politik, Wissenschaft und Gesellschaft mit Recht Unterstützung von der Wissenschaft erwarten können.
Aus diesem Grund richtet die Stiftung anlässlich ihres 40. Arbeitsjubiläums eine neue Förderinitiative ein: das Programm „Zukunftsfragen der Gesellschaft – Analyse, Beratung und Kommunikation zwischen Wissenschaft und Praxis“.
Hinter der Initiative steht die Erkenntnis, dass Entwicklungen im Großen und notwendige Strukturen zu deren Bewältigung im Kleinen nicht immer harmonieren: So ist etwa in Deutschland im Unterschied zu vergleichbaren Ländern der Durchfluss von Wissen als auch der Austausch von Personen zwischen den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung zu schwach entwickelt. Diese Mängel wirken sich umso ungünstiger aus, als Lösungen für zum Beispiel gesellschaftspolitische Probleme einerseits schwer zu finden sind, zum anderen aber auch deren Umsetzung nicht zuletzt bei der Vielzahl widerstreitender Interessen nicht immer leicht ist. Ziel der neuen Förderinitiative ist es, auf der Grundlage anwendungsorientierter Forschung gesellschaftlich-politische Lernprozesse unter Einschluss von Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit anzuregen und neu zu organisieren. Es gilt, Kooperationen anzustoßen zwischen Wissenschaft und Praxis, die wechselseitiges Verständnis schaffen und als Lern und Kommunikationsprozesse dauerhaft Wirkung entfalten. „Institutionelles Lernen“ lautet hier das Schlüsselwort.
Die Initiative zielt insbesondere auf jüngere Personen, um so die Basis zu schaffen für ein dauerhaftes wechselseitiges Verständnis zwischen Wissenschaft und Praxis und deren unterschiedlichen „Kulturen“. Oder anders gesagt: Es geht darum, der wachsenden „Versäulung“ und gegenseitigen Abschottung von Karrieremustern ein Stück weit abzuhelfen.
Das Rahmenkonzept ist thematisch und instrumentell offen, entsprechende Brückenschläge zwischen Wissenschaft und Praxis sind also nicht von vornherein festgeschrieben. Einige mögliche Beispiele zum besseren Verständnis: So wäre bei der Bearbeitung gesellschaftspolitischer Fragen etwa an die „klassischen“ Systeme der sozialen Sicherung zu denken. Zu den Zukunftsfragen in alternden Gesellschaften gehören auch die Bildungs-, die Familien- und die Zuwanderungspolitik. Neben solchen Politikfeldern können auch der Wandel in Entscheidungsstrukturen und dem Institutionensystem Untersuchungsgegenstand sein: Beispiele dafür sind die Politikverflechtung zwischen der EU und den einzelnen Mitgliedsstaaten oder das Potenzial an Selbstkoordinierung, das sich entwickelt, wenn der Staat einzelne Leistungen nicht mehr selbst anbietet und an seiner Stelle private Dritte – etwa in der Daseinsvorsorge oder im sozialen Bereich – öffentliche Verantwortung übernehmen (müssen).
Im Rahmen der neuen Förderinitiative wird als Erstes ganz konkret ein „Brückenprogramm zwischen Wissenschaft und Praxis in der Transformation des Sozialstaates“ ausgeschrieben. Hier geht es gerade darum, die überkommene Abschottung zwischen den Karrieremustern von jungen Wissenschaftlern auf der einen und jungen „Praktikern“ auf der anderen Seite bereits in frühen Jahren zu Gunsten von „Schnittstellen-Biografien“ aufzulockern. Daher richtet sich das Angebot einmal an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die nach ihrer Promotion Erfahrungen etwa in der Ministerialverwaltung oder entsprechenden Großorganisationen sammeln wollen. Andererseits sollen sich Praktiker im Alter von etwa 30 bis 40 Jahren projektbezogen in Einrichtungen der problemorientierten Grundlagenforschung eine vertiefte oder neue Orientierung erarbeiten können.
Arbeitsgegenstand dieses Brückenprogramms sind die Probleme der Sozialstaatstransformation mit Blick insbesondere auf den deutschen Sozialstaat, der sich seit Ende der 1980er Jahre starken Zerreißproben ausgesetzt sieht.
Den Grundbaustein des Brückenprogramms bilden in der Regel einjährige Fellowships für die beiden Zielgruppen. Angesprochen sind Betriebs- und Volkswirte, Politologen, Soziologen, Juristen, aber auch Historiker, Sozialpsychologen oder Sozialpädagogen sowie Praktiker mit entsprechenden wissenschaftlichen Abschlüssen. Je Gastaufenthalt werden einschließlich Personal-, Reise- und anderen Sachmitteln circa 70.000 bis 80.000 Euro pro Jahr bereitstehen. Eine erste Ausschreibung des Brückenprogramms soll Mitte 2002 erfolgen.
Kontakt VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Telefon: 05 11/83 81 – 380, E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
neue Förderinitiative
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Telefon: 05 11/83 81 – 237, E-Mail: schmidt@volkswagenstiftung.de
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