Bispezifische Antikörper: Späher und Herolde der Tumor-Therapie


Auf zweierlei Weise sind bispezifische Antikörper gegen Krebszellen einsetzbar: zum einen erkennen sie ein Antigen, ein Zielmolekül auf der Oberfläche von Tumorzellen; zum anderen aktivieren sie gezielt Effektorzellen des körpereigenen Abwehrsystems, die das unkontrolliert wuchernde Gewebe angreifen. Beide Prozesse sind Thema eines neuen, von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Projekts einer Arbeitsgruppe an der Medizinischen Klinik III (Direktor: Prof. Dr. Joachim R. Kalden) der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Forschungen unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Thomas Valerius und Dr. Bernhard Stockmeyer sollen dazu beitragen, die Effizienz von Antikörpern in der Tumortherapie zu erhöhen.

Eine ermutigende Zahl ausgewählter Tumorpatienten hat mittlerweile auf die Behandlung mit monoklonalen, also identisch vervielfältigten Antikörpern angesprochen, die das Immunsystem auf Krebszellen „aufmerksam“ machen. In der Therapie von Patienten mit niedrigmalignen Lymphomen – Lymphknotenvergrößerungen mit eher geringer Wachstumsgeschwindigkeit – ist bereits ein gentechnisch hergestellter Antikörper zugelassen. Gegen einen metastasierenden Typus von Brustkrebs steht ein Antikörper zur Verfügung, der in Kombination mit Chemotherapie bewirkt, dass sich die Überlebenszeit der Patientinnen verlängert.

Über welche Wirkungsmechanismen monoklonale Antikörper zu Behandlungserfolgen führen, ist allerdings bisher weitgehend ungeklärt. Verschiedene Studien legen nahe, dass die Effizienz solcher Therapien in Zukunft durch den Einsatz von bispezifischen Antikörpern weiter gesteigert werden kann. Diese Konstrukte könnten Immunzellen einen „Aufruf zum Kampf“ signalisieren, zugleich eine Spur legen, die direkt ins Kampfgebiet leitet, und zusätzlich selbst in den Kampf eingreifen.


Wie Tumorzellen sterben

Vorarbeiten der Erlanger Arbeitsgruppe hatten gezeigt, dass bei der Auflösung von Krebszellen durch angreifende Immunzellen oder durch Proteine im Serum deutliche Unterschiede zu beobachten sind, wenn Antikörper gegen verschiedene therapeutisch interessante Zielantigene eingesetzt werden. Ursachen dafür sind noch nicht bekannt. Das Projekt „Funktion des Zielantigens für Therapieansätze mit bispezifischen Antikörpern“ soll dazu beitragen zu klären, ob und welche Wechselbeziehungen zwischen Oberflächenstrukturen auf Tumorzellen und der Immunantwort bestehen.

Hierzu soll einerseits untersucht werden, ob über die eingesetzten Antikörper Signale in die Tumorzelle übertragen werden, die den Prozess des Absterbens beeinflussen. Andererseits ist von Interesse, ob Abwehrzellen in Abhängigkeit von Eigenschaften des Zielantigens unterschiedlich aktiviert werden. Erwartet werden grundlegende Erkenntnisse zum Ablauf des durch Antikörper vermittelten Zelltods, die bei der Auswahl geeigneter Antikörper für die Tumortherapie helfen können.

* Kontakt:
PD Dr. Thomas Valerius, Dr. Bernhard Stockmeyer
Medizinische Klinik III, Krankenhausstraße 12, 91054 Erlangen
Tel.: 09131/85 -36590, -33015
E-Mail: Thomas.Valerius@med3.imed.uni-erlangen.de
Bernhard.Stockmeyer@med3.imed.uni-erlangen.de

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Gertraud Pickel idw

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