Rudern um öffentlichen Zugang zu Reisgenom-Daten

Wissenschaftler fürchten restriktiven Zugang zu DNA-Informationen

In der Wissenschaft ist das Rudern um den freien Zugang zur kompletten DNA-Sequenz der Reispflanze ausgebrochen. Forscher fürchten, dass es Restriktionen geben wird, wer die demnächst in einem Fachmagazin veröffentlichten Daten verwenden darf. Rund 20 führende Genetiker, darunter britische Nobelpreisträger, äußern ihre Bedenken mittels eines Beschwerdebriefes im Wissenschaftsmagazin Science. Sie fordern den freien Zugang zu den DNA-Informationen.

Die Forscher behaupten, dass ein multinationales Unternehmen die Kontrolle über das wichtigste Saatgut in Entwicklungsländern übernehmen wird. Dies werde dann der Fall sein, wenn der vermeintliche Publikations-Deal vonstatten geht. „Die Informationen sind das Fundament für die Nutzung der Reispflanze und sollen nicht nur von einem einzigen kommerziellen Unternehmen in Anspruch genommen werden dürfen“, erklärte Michael Ashburner von der Cambridge University gegenüber BBC News Online.

Seit den 80-er Jahren veröffentlichen Forscher Rohdaten des genetischen Codes verschiedener Tiere und Pflanzen in einer öffentlichen Datenbank, die auch als Genbank bekannt ist. Die Infos auf der Datenbank sind für alle Forscher frei zugänglich. Eine einzige Ausnahme gab es im Februar vergangenen Jahres. Das US-Biotechunternehmen Celera veröffentlichte die Daten des menschlichen Genoms im Fachmagazin Science. Dafür wurde eine spezielle Übereinkunft getroffen. Celera konnte die Daten, ohne sie auch auf der Genbank zu platzieren, publizieren. Einige Forscher glauben nun, dass dies einen nicht willkommenen Präzedenzfall geschaffen hat. Sie befürchten, dass sich dieser Fall beim Reisgenom wiederholen werde.

Der Schweizer Agrochemie-Konzern Syngenta ging 2001 mit dem entschlüsselten Reisgenom an die Öffentlichkeit. Syngenta betonte, die Informationen für alle Wissenschaftler ohne Restriktionen zugänglich zu machen. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte erst gestern, Montag, dass sich Syngenta in der Endphase zur Schaffung der Bedingungen für den freien Zugang befinde. Ob ein Artikel in Science veröffentlicht wird oder nicht, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht kommentieren. Man wolle aber die Ergebnisse der Genomforschung, da sie von öffentlichem Interesse sind, publizieren. Laut der Umwelt-Organisation ActionAid wurden bereits 250 Reis-Patente bewilligt.

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