Kunststoffe vom Schrottplatz

Jedes Altauto ist eine Rohstoffquelle. Zumindest theoretisch. Praktisch werden die Ressourcen noch immer viel zu wenig genutzt – vor allem wenn es sich um Kunststoffe handelt. Beim Altauto-Recycling geraten die Polymere gemeinsam mit Staub, Metallresten und Textilflusen in die »Shredderleichtfraktion«, aus der mit dem SiCon-Verfahren Shreddergranulat produziert wird. Darin sind die Kunststoffe so bunt gemischt, dass sie bisher nicht wieder sortenrein aufgetrennt werden konnten. Sie dienen daher in Hochöfen als Reduktionsmittel.

Künftig könnte dieses Kunststoffgranulat werkstofflich verwertet werden und sich erneut in Armaturenbretter und Co verwandeln. Gemeinsam mit Toyota und Sicon haben Forscher am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising mit CreaSolv® die Grundlage dafür gelegt.»Wir haben ein spezielles Lösungsmittel entwickelt, das aus dem Granulat eine bestimmte Plastiksorte herauslöst: die Polyolefine, aus denen Luftfiltergehäuse, Stoßfänger und Seitenblenden bestehen«, sagt Dr. Martin Schlummer, Projektleiter am IVV. »Während sich diese Polymerart im Lösungsmittel löst, bleiben die anderen Kunststoffe im Granulat.« Das Lösungsmittel wird wieder vom Polyolefin getrennt und weiterverwendet. Ein weiterer Vorteil: Die hohe Reinigungsleistung des CreaSolv®-Prozesses ermöglicht auch die Abtrennung von Schadstoffen, mit denen das Polymer im Shredderprozess in Kontakt kommt. »Mit dieser Technologie kann die Gesamt-Verwertungsquote für Altautos – Metalle, Kunststoffe und Textilien – auf über 90 Prozent gesteigert werden«, so Schlummer.

Die Idee, die hinter CreaSolv® steckt, setzen die Forscher bereits seit etwa einem Jahr erfolgreich ein, um Styrolcopolymere aus alten Elektrogeräten wie Computern und Fernsehern zurückzugewinnen: Etwa 50 Prozent der Kunststoffe, die die plastikreichen Abfälle der Elektroaltgeräteverwertung enthalten, können die Forscher so recyceln. Dennoch war viel Entwicklungsarbeit nötig, um nun auch die Kunststoffe aus den Autos aufbereiten zu können. »Im Auto kommen andere Polymere zum Einsatz als in Elektrogeräten. Wir mussten daher ganz andere Lösungsmittel entwickeln«, sagt der Experte. Die Grundverfahren haben die Forscher bereits realisiert. Künftig wollen sie neben den Polyolefinen noch weitere Kunststoffarten aus alten Autos recyceln – etwa durch eine Kombination der Verfahren zur Styrolcopolymer- und Polyolefinverwertung. So, hofft Schlummer, könne man auch Kunststoffe aus Shredderanlagen optimal verwerten, in denen Kühlschränken, Elektroherde und Altautos gemeinsam zerkleinert werden.

Media Contact

Dr. rer. nat. Martin Schlummer Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.ivv.fraunhofer.de

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