Beraten, Unterstützen, Vertrauen – Wie sich die Ressource Wald auch im Kleinen nutzen lässt

Weil Besitzer von kleinen Privatwaldflächen ihre Parzellen oft zu wenig nutzen, lagern in Deutschlands Wäldern unerschlossene Holzvorräte.

Mit welchen Angeboten forstfachliche Berater, Revierleiter oder Forstamtsleiter private Waldbesitzer unterstützen können, ihr Waldstück regelmäßig zu bewirtschaften, zeigt die Broschüre „Nachhaltige Ressourcennutzung im Kleinprivatwald“, die das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern herausgegeben hat.

Die Studie ist ein Ergebnis des Forschungsverbundes Holzcluster Nord (HCN), der als eines von 25 Projekten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Förderschwerpunkts „Nachhaltige Waldwirtschaft“ gefördert wurde.

46.300 Waldbesitzer gibt es in Mecklenburg-Vorpommern, die rund 163.000 Hektar Wald ihr Eigen nennen. 98 Prozent der Waldbesitzer zählen zur Gruppe der Kleinprivatwaldbesitzer, da sie Waldflächen unter 20 Hektar Gesamtgröße besitzen – damit gehören ihnen landesweit knapp 40 Prozent der gesamten privaten Waldfläche.

Das Problem: „Vielen Eigentümern fehlt es an Zeit und Fachwissen, sich um ihren Wald zu kümmern. Andere nutzen ihren Wald lieber zur Erholung, überlassen ihn der Natur oder haben kein Interesse, weil ihnen die Nutzung finanziell nicht attraktiv erscheint“, sag Jörg Schröder, Autor der Studie.

Der Forstwissenschaftler koordinierte das HCN-Projekt „Nachhaltige Ressourcennutzung im Kleinprivatwald“ und ist im Forstlichen Versuchswesen der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern für das Sachgebiet Waldbau zuständig.

Die Studie legt nun dar, wie Forstbehörden in Mecklenburg-Vorpommern und in anderen Bundesländern Klein- und Kleinstprivatwaldbesitzer für eine Bewirtschaftung der Holzbestände motivieren können.

So sollten Waldbesitzerversammlungen attraktiver gemacht werden, indem etwa Eigentümer persönlich eingeladen, lokale Themen auf die Tagesordnung gesetzt oder gezielt Grundstücknachbarn angesprochen werden. Einzelberatung, auf die etwa in Mecklenburg-Vorpommern jeder Waldbesitzer einen gesetzlichen Anspruch hat, Waldspaziergänge oder forstliche Mitteilungsblätter zu besonders interessanten und aktuellen Themen sind weitere Möglichkeiten, wie Forstbehörden Waldbesitzer besser informieren und damit ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Schröder: „Der Aufbau persönlicher Kontakte, sozialer Netzwerke sowie die Art und Weise der Kommunikation sind vielfach ausschlaggebend für den Erfolg.“

Um die Waldbesitzer zu erreichen, die nicht an einer wirtschaftlichen Nutzung ihrer Fläche interessiert sind und stattdessen ihr Augenmerk mehr auf den Naturschutz richten, können Waldökologieschulungen und Erlebnisveranstaltungen ein gutes Mittel sein. Forstmitarbeiter können beispielsweise bei Schulungen ökologische Grundsätze über Exkursionen im Wald vermitteln. Einen hohen Erlebniswert für die gesamte Waldbesitzerfamilie haben Praxisprojekte, wie beispielsweise der Bau von Sohlschwellen in Gräben zur Wiedervernässung degradierter Moorstandorte.

Wertvolle Anregungen liefert die Studie jenen Forstämtern, die Waldbesitzer zu einer stärkeren Nutzung gerade auf den Standorten animieren wollen, auf denen ungünstige strukturelle Bedingungen, wie eine kleine Parzellengröße, die Bewirtschaftung erschweren. So bieten Waldbörsen über Internetplattformen eine gute Möglichkeit, den Tausch und Kauf oder Verkauf von Waldflächen anzukurbeln. Mehr Aufklärung können die Forstbehörden auch leisten, indem sie das Instrument des freiwilligen Landtauschs der Waldbesitzer untereinander populärer machen. Gute Erfahrungen konnten die Wissenschaftler dabei für eine Region im Landkreis Nordvorpommern dokumentieren: Im Forstamt Schuenhagen wechselten seit 2002 insgesamt 624 Waldparzellen mit rund 770 Hektar Fläche den Besitzer. Für die Mehrzahl von ihnen wurde damit die Bewirtschaftung der Flächen einfacher und übersichtlicher.

Empfehlungen hat die Broschüre schließlich auch für die Kleinprivatwaldbesitzer parat. Möchten diese ihre Flächen wirtschaftlich nutzen, sollten sie mit anderen Waldbesitzern zumindest zeitweise kooperieren. Oft lohnt sich erst dann der Holzeinschlag, weil der Einsatz moderner Maschinen damit für jeden einzelnen günstiger wird. Zwei Nutzungsmodelle schlagen die Forstexperten vor: Bei einem „Nutzungsblock“ werden mehrere kleinere Flächen verschiedener Besitzer zusammengefasst, um das Holz maschinell effizienter zu entnehmen. Beim anschließenden Holzverkauf wird dann aber getrennt nach Besitzern abgerechnet. In einer Fallstudie für die Pilotregion Polz im Landkreis Ludwigslust bewährte sich dieses Modell. Voraussetzung allerdings: „Waldbesitzer müssen engagiert beraten werden und die Grundstücksgrenzen müssen bekannt sein, was häufig nicht der Fall ist“, so Schröder. Dagegen wird bei einer „Nutzungsgemeinschaft“ auf eine parzellenscharfe Abrechnung verzichtet; die Erlöse fließen nach einer Durchforstung in eine gemeinsame Kasse und werden nach zuvor festgelegten Regeln wie zum Beispiel entsprechend der Fläche verteilt. Das setzt neben einem homogenen Baumbestand aber ein starkes Vertrauen zwischen den Waldbesitzern und eine integre und seriöse Kommunikation des forstlichen Betreuers voraus. Letztlich sind es die persönlichen Fähigkeiten des Forstfachmanns, die über Erfolg oder Misserfolg der Ressourcennutzung im Kleinprivatwald entscheiden.

Der Forschungsverbund „Holzcluster Nord“ gehört als eines von 25 Verbundprojekten zum Förderschwerpunkt „Nachhaltige Waldwirtschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Das BMBF finanziert den Förderschwerpunkt im Zeitraum 2004 bis 2009 mit rund 30 Millionen Euro. Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist die Wissenschaftliche Begleitung und Koordinierung des Förderschwerpunktes angesiedelt. Aufgabe der Wissenschaftlichen Begleitung ist es, auf nationaler und europäischer Ebene ein Netzwerk für Wissenschaft und Praxis zu schaffen und zu koordinieren; von hier aus wird auch die Öffentlichkeitsarbeit für den Förderschwerpunkt gesteuert. In seiner Gesamtheit befasst sich der Förderschwerpunkt vor allem mit drei Fragestellungen: Wie kann die Wertschöpfungskette Forst-Holz sowohl gewinnorientiert als auch ökologisch verträglich und sozial gerecht optimiert werden? Wie können Waldlandschaften so genutzt werden, dass die Lebensqualität der Menschen verbessert wird und gleichzeitig die Ressourcen langfristig gewährleistet sind? Wie sieht der Wald der Zukunft aus?

Studie:
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Nachhaltige Ressourcennutzung im Kleinprivatwald. Projektstudie im Forschungsverbund Holz Cluster Nord. Schwerin 2008.
Download (kostenlos):
http://www.wald-mv.de/style-a1/lib/media.php?id=1154
Kontakt:
Jörg Schröder
Landesforst Mecklenburg-Vorpommern
Fachgebiet Forstliches Versuchswesen
Zeppelinstraße 3, 19061 Schwerin
Tel: 0385/6700-157
E-Mail: joerg.schroeder@lfoa-mv.de
Internet: http://www.wald-mv.de
oder
Daniela Weber
Wissenschaftliche Begleitung zum BMBF-Förderschwerpunkt „Nachhaltige Waldwirtschaft“
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Permoserstraße 15, 04318 Leipzig
Tel.: 0341/235-1791
E-Mail: daniela.weber@ufz.de
Internet: http://www.nachhaltige-waldwirtschaft.de
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 900 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 28.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 16 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).

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