Landwirtschaftliche Dauerversuche im Jahrhundertschritt
Internationales Symposium „Ernährungs- und Umweltforschung im 21. Jahrhundert, der Wert von Dauerfeldversuchen“, organisiert von UFZ und MLU vom 5. bis 7. Juni an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle,
Festveranstaltung „100 Jahre Dauerfeldversuch“ am 5. Juni, 10.00 Uhr, im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt
Das Jahr 1902 gilt als das Geburtsjahr des in Fachkreisen wegen seiner Langjährigkeit, seiner Variantenvielfalt und seiner Kontinuität bei der Bewirtschaftung geschätzten und weltweit wohl einmaligen „Statischen Düngungsversuches“ in Bad Lauchstädt, einem kulturellen Kleinod nahe Halle. Dort, auf dem Gelände der ehemaligen Agrochemischen Versuchsstation Halle, waren es vor allem der Agrikulturchemiker Prof. Max Maercker, Prof. Wilhelm Schneidewind und der Administrator Willi Groebler, die die Bedeutung von solchen Langzeitexperimenten sowohl für Wissenschaft als auch landwirtschaftliche Praxis erkannten und Anfang des 20. Jahrhunderts umsetzten. Standen anfänglich Fragen der Ertragssteigerung im Mittelpunkt des Forschungsinteresses, ging es später um den effektiven Einsatz organischer und mineralischer Düngemittel. Heute untersuchen die Wissenschaftler hauptsächlich die Effekte der Düngung auf unsere Umwelt.
Dieser Wandel der Fragestellungen war natürlich durch die Entwicklung der Landwirtschaft und die Veränderung von gesellschaftspolitischen Prioritäten bedingt, tut aber der aktuellen Bedeutung von Dauerfeldversuchen keinen Abbruch, im Gegenteil. Sie bilden heute am UFZ die experimentelle Basis für Themen wie: „Pools und Dynamik organischer Bodensubstanz“, „Langzeiteinfluss unterschiedlicher Nutzungsformen auf angrenzende Umweltkompartimente“, „Quantifizierung von Stoffkreisläufen und nachhaltige Landbewirtschaftung“ und sind unverzichtbar im Hinblick auf die Überprüfung von Computermodellen, mit denen bspw. Boden- und Ertragsbildungsprozesse in Verbindung mit Witterungsdaten simuliert werden. Damit bildet der Versuch die Grundlage für umfangreiche nationale und internationale Forschungskooperationen.
Die Brisanz dieser Themen wird besonders deutlich, wenn man an die Kyoto-Verpflichtung der Industriestaaten zur Emissionsminderung von Treibhausgasen, die kommenden Möglichkeiten des Emissionshandels und das Bekenntnis zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Ökosystemen denkt. Dass dabei nicht nur das Verhalten der Industrie, sondern auch der Land- und Forstwirtschaft über einen positiven oder negativen Ausgang entscheidet, ist bekannt. Aus diesem Grund ist es eine große Herausforderung für die Umweltforschung, unterschiedliche Formen der Bewirtschaftung von Wald und Feld bezüglich der Klimarelevanz quantitativ zu bewerten – Grundlage für ein transparentes Kohlenstoff-Buchhaltungssystem. Die Ergebnisse aus den letzten 100 Jahren Dauerfeldversuch Bad Lauchstädt sind dabei ein kleines, aber wichtiges Puzzleteil, das es gilt zu erhalten und im Rahmen internationaler Studien weiter zu nutzen.
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