Waldschäden in Europa: Nicht nur die Bäume leiden
Europäischer Waldzustandsbericht 2002 erschienen
Nach einer vorübergehenden Erholung hat sich der Zustand der Wälder in Europa im abgelaufenen Jahr wieder verschlechtert. Knapp ein Viertel der untersuchten Baumkronen waren im Jahr 2001 geschädigt. Die Schäden hängen mit natürlichen Stressfaktoren und teilweise mit Luftschadstoffen zusammen. Aber nicht nur die Bäume leiden unter den Schadstoffeinträgen: Es zeigt sich jetzt auch ein Zusammenhang zwischen Stickstoffeinträgen und der Artenzusammensetzung der Bodenvegetation.
Dies sind Ergebnisse des aktuellen Berichtes „The Condition of Forests in Europe“, der soeben gemeinsam vom Internationalen Kooperationsprogramm für die Erfassung und Überwachung der Auswirkungen von Luftverunreinigungen auf Wälder (ICP Forests) und der Europäischen Kommission (EC) herausgegeben wurde. Mit 39 Mitgliedstaaten und ca. 7.000 Waldmonitoringflächen in Europa unterhalten das ICP Forests und die EC eines der weltweit größten Biomonitoring-Programme. ICP Forests arbeitet seit 17 Jahren unter der Genfer Luftreinhaltekonvention (CLRTAP) der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE). Das Koordinationszentrum des Programms befindet sich am Institut für Weltforstwirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) in Hamburg.
Für über 200 Intensivuntersuchungsflächen werden außerdem erstmals Grenzwerte für kritische Stickstoff- und Säureeinträge errechnet. Durch einen Vergleich mit aktuellen Schadstoffbelastungen können Risiken für die Waldökosysteme abgeschätzt werden. Die Ökosystemforscher gehen davon aus, dass die Pflanzenartenvielfalt der Wälder auf 58% der Untersuchungsflächen gefährdet ist. Bei unverändert hohen Stickstoffeinträgen ist außerdem mit Nährstoffungleichgewichten und einer folgenden Destabilisierung der Waldbäume auf 45% der Flächen zu rechnen. Auf einem Drittel der Erhebungsflächen wird zudem die Funktionsfähigkeit der Baumwurzeln durch Säureeinträge beeinträchtigt. Die Grenzwerte für Säureeinträge werden vor allem in Mitteleuropa überschritten, überhöhte Stickstoffeinträge sind außerdem in Westeuropa verbreitet. Die Berechnungen waren nur durch weiter entwickelte statistische Modelle sowie durch die umfangreichen Messreihen der Untersuchungsflächen möglich.
Die bisherige Reduktion der Schwefeleinträge auf vielen Erhebungsflächen ist ein deutlicher Erfolg der Genfer Luftreinhaltekonvention und anderer Maßnahmen zur Luftreinhaltung. Ähnliche Erfolge zeichnen sich bei den Stickstoffeinträgen momentan noch nicht ab.
Die Ergebnisse des ICP Forests sind nicht nur als Grundlage für internationale Maßnahmen im Bereich der Luftreinhaltung gefragt. Zunehmend gewinnen die Daten und Ergebnisse auch für andere internationale Prozesse an Bedeutung, wie zum Beispiel in den Bereichen des Klimawandels und der nachhaltigen Forstwirtschaft.
Weitere Informationen sind erhältlich bei:
Dr. Martin Lorenz
ICP Forests
Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft
Leuschnerstr. 91
21031 Hamburg
Tel.: 040 739 62 119
Fax: 040 739 62 480
E-Mail: lorenz@holz.uni-hamburg.de
Thomas Haussmann
Bundesministerium für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft
53107 Bonn
Tel: 0228-529-4321
Fax: 0228 529-4318
E-Mail: thomas.haussmann@bmvel.bund.de
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften
Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.
Neueste Beiträge
Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen
An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…
Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean
20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….
Resistente Bakterien in der Ostsee
Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…