Nachlese: 53. Pflanzenschutztagung in Bonn

Wissenstransfer für Forschung und Praxis

 In Bonn fand vom 16. bis 19. September die 53. Deutsche Pflanzenschutztagung statt. Sie ist mit rund 1.300 Teilnehmern die größte agrarwissenschaftliche Veranstaltung in Deutschland. In 352 Vorträgen und 309 Postern demonstrieren die Wissenschaftler die neuesten Erkenntnisse zum Thema Pflanzenschutz. Die Tagung ist somit die wichtigste Informationsplattform für alle Wissenschaftler an Hochschulen, Bundes- und Landesbehörden sowie der Industrie. Dr. Gerhard Gündermann, Vizepräsident der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft stellte auf der Eröffnungspressekonferenz einige Schwerpunktthemen des Pflanzenschutzes vor. Dazu gehört in diesem Jahr vor allem die Mykotoxinproblematik im Getreide. Pflanzenkrankheiten, die durch Pilze hervorgerufen werden, führen nicht nur zu Ertragsverlusten, sondern auch zu einer Belastung des Erntegutes mit Pilzgiften. Diese können für Mensch und Tier gesundheitsschädlich sein. Besonders in diesem Jahr sind Ährenfusarien aufgrund der feucht-warmen Witterung ein großes Problem.

In weiteren Vorträgen wurden die neuesten Erkenntnisse über das Umweltverhalten von Pflanzenschutzmitteln vorgestellt. Dabei geht es vor allem um die Abdrift bzw. Möglichkeiten, diese zu verringern oder zu verhindern. Auch der Pflanzenschutz im ökologischen Landbau sowie der biologische Pflanzenschutz nehmen immer mehr an Bedeutung zu. Im ökologischen Landbau können heute etwa 90 Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Hier geht es laut Dr. Gündermann vorwiegend darum, Bekämpfungslücken zu schließen.

Die aktuellen Forschungsergebnisse, die auf dieser Tagung präsentiert werden, fließen unmittelbar in die Praxis ein. Darauf wies Dr. Bernd Böhmer, Leitender Pflanzenschutzdirektor des Pflanzenschutzamtes in Bonn hin. Für die Praxis sind zum Beispiel Prognosemodelle von besonderer Bedeutung. So konnten in diesem Jahr trotz der widrigen Witterungsverhältnisse mit computergestützten Modellen die Pflanzenschutzmitteleinsätze im Kartoffelbau oder im Obst- und Gemüsebau auf das notwendige Maß begrenzt werden. Auch die technischen Neuentwicklungen an Feldspritzgeräten finden schnell Eingang in die Praxis. So hat die Ausrüstung von Feldspritzgeräten mit abdriftarmen Düsen unmittelbaren Einfluss auf die Umwelt. In dichtbesiedelten Gebieten ist dies von großer Bedeutung.

Der intensiven Wissens- und Informationstransfer der Pflanzenschutztagung ist, so Professor Dr. Volker Zinkernagel von der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft e.V. um so dringlicher, als durch eine sehr restriktive Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln Wege gefunden werden müssen, um die Kulturen vor Schädlingen zu schützen.

Würdigung für Prof. Dr. Fritz Führ

Dem langjährigen Direktor des Instituts für Radioagronomie der Kernforschungsanlage Jülich, Prof. Dr. Fritz Führ, wurde auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn die Otto-Appel-Denkmünze verliehen. Diese hohe Auszeichnung im Deutschen Pflanzenschutz würdigt Personen für ihr Gesamtlebenswerk. Fritz Führ hat sich aufgrund seiner herausragenden Forschung auch aktiv für die Landwirtschaft und den Umweltschutz eingesetzt. Im letzten Jahr übernahm er auf Wunsch des Niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel den Vorsitz der dortigen Regierungskommission „Zukunft der Landwirtschaft – Verbraucherorientierung“. Diese Kommission hat unter seiner Leitung ein agrarpolitisches Konzept vorgelegt, in dem nachhaltige Änderungen der bisherigen Agrarpolitik vorgeschlagen werden.

Seine Fachkompetenz war in allen wichtigen wissenschaftlichen Gremien gefragt, so auch bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wo er seit 1989 in der Senatskommission zur Beurteilung von Stoffen in der Landwirtschaft tätig ist, davon sechs Jahre als Vorsitzender. Bei der Biologischen Bundesanstalt war er siebzehn Jahre lang Mitglied im Sachverständigenausschuss für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln. Seit 1987 ist er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Biologischen Bundesanstalt, seit fünf Jahren dessen Vorsitzender.

Die Otto-Appel-Denkmünze wurde vor fünfzig Jahren zur Erinnerung an den Altmeister des Deutschen Pflanzenschutzes Otto Appel (1867 bis 1952) gestiftet und wird alle zwei Jahre von der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft verliehen. (BBA)

 

Weitere Würdigungen 

Frau Dr. Nirenberg, Prof. Dr. Baum und Dr. Hallmann auf der 53. Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn ausgezeichnet

Die Deutsche Phytomedizinische Gesellschaft vergibt regelmäßig Preise an herausragende Wissenschaftler. In diesem Jahr wurde die Anton-de-Barry-Medaille an Dr. Helgard Nirenberg von der Biologischen Bundesanstalt in Berlin in Würdigung ihrer Arbeiten zur Systematik, zur Morphologie und Differenzierung phytopathogener Pilze verliehen.

Den Julius-Kühn-Preis erhielt Prof. Dr. Thomas Baum von der Iowa State University, Ames, USA, in Würdigung seiner Arbeiten zur molekularen Phytonematologie und zu den Infektionsabläufen in der Pflanze. Außerdem wurde der Julius-Kühn-Preis an Dr. Johannes Hallmann von der Biologischen Bundesanstalt in Münster verliehen, um seine Arbeiten zu einem ökologisch und ökonomisch ausgerichteten Pflanzenschutz zu würdigen. Der Schwerpunkt lag auf biologische Bekämpfungsmaßnahmen. (BBA)

 

Vogelabwehr mit lasergesteuertem Knallschreck

Vögel werden in Landwirtschaft und Gartenbau schon seit jeher mit lauten Geräuschen vertrieben. Auch Schreckschüsse sind eine alte Methode, die aber meistens die Nachbarn verärgert. Leider gewöhnen sich Vögel sehr schnell an regelmäßige Geräusche. Anders bei einem neuen Gerät mit lasergesteuertem Knallschreck, das jetzt auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn vorgestellt wurde. Das neue Gerät knallt nur, wenn die Vögel in eine Laser- bzw. Infrarotlichtschranke fliegen. Da es nur bei Anflug der Vögel knallt, konnte nicht nur die Vogelabwehr verbessert, sondern auch die Lärmbelästigung der Anwohner stark reduziert werden.

Wie die Videoüberwachung in einem Versuch der Biologischen Bundesanstalt in Münster zeigte, flogen Ringeltauben meistens nur abends bzw. morgens für kurze Zeit über die Felder und kamen nach dem Knall für längere Zeit nicht wieder zurück. Dadurch wurde der Knallschreck im Laufe des Tages nur selten ausgelöst, so dass die Anwohner den Einsatz des Gerätes auch in der Nähe ihrer Häuser akzeptierten. (BBA)

 

Tausendfüßer-Schädlinge auf den Kapverden

Tausendfüßer gehören zu den am Boden lebenden Tieren, die sich meistens von toter, organischer Substanz ernähren. Auf den Kapverden wurde eine Art eingeschleppt, die sich aufgrund fehlender natürlicher Gegenspieler und bei günstigen ökologischen Bedingungen so stark vermehrt, dass sie auch an Kulturpflanzen große Schäden hervorruft. Quasi über Nacht frisst sie riesige Löcher an verschiedene am Boden liegende Früchte, an Kartoffelknollen und Wurzeln. Die Ernte ist dadurch vollständig verloren, wie auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn dargestellt wurde. Weder biologische noch chemische Bekämpfungsmaßnahmen wirken zurzeit. Die erwachsenen Tausendfüßer können im Labor bis zu acht Monate alt werden. (BBA)

 

Persistente Schadstoffe weltweit verboten

Die Industrieländer sollen Entwicklungs- und Schwellenländer finanziell und technisch dabei unterstützen, persistente Schadstoffe zukünftig weder zu produzieren noch sie anzuwenden. Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn hin. Die Verpflichtung für diese Unterstützung erwächst aus dem am 23. Mai 2001 in Stockholm verabschiedeten internationalen Übereinkommen über langlebige organische Schadstoffe (POPs – Persistent Organic Pollutants), die von 151 Ländern unterzeichnet wurde. Die Konvention tritt in Kraft, wenn mindestens 50 Staaten dem Übereinkommen beigetreten sind. Deutschland hat die Konvention am 9. April 2002 ratifiziert und bewirbt sich mit Bonn um den Sitz des Konventionssekretariats.

Geregelt wurden bisher die Pflanzenschutzmittel Aldrin, Chlordan, DDT, Dieldrin, Endrin, Heptachlor, Mirex, Toxaphen und Hexachlorbenzol sowie als Industriechemikalien die Gruppe der polychlorierten Biphenyle (PCBs). Außerdem wurde für die in Produktions- und Verbrennungsprozessen als unerwünschte Nebenprodukte entstehenden Dioxine, Furane, PCBs und Hexachlorbenzol eine kontinuierliche Verringerung bis hin zu einer vollständigen Verhinderung der Einträge in die Umwelt beschlossen.

In den meisten Industrieländern sind die betreffenden Pflanzenschutzmittel längst verboten. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern werden diese Mittel aber noch hergestellt und eingesetzt. Für diese Länder ermöglicht die Konvention spezifische und zeitlich befristete Ausnahmeregelungen. Im speziellen Fall von DDT erlaubt die Konvention 31 Ländern weiterhin den Einsatz des Mittels als Bekämpfung von Krankheitsüberträgern, bis weniger gefährliche und ökonomisch akzeptable Alternativen gefunden sind. (BBA)

 

Neues Kraut auf deutschen Äckern: die Samtpappel

Die Samtpappel verbreitet sich seit zwei Jahren auf deutschen Äckern. Als erstes trat sie in Sachsen als Ackerunkraut auf und wurde wahrscheinlich als Samen unverdaut aus Futtermitteln mit Gülle und Stallmist auf den Feldern ausgebracht. Die Samtpappel ist eine Abutilon-Art, deren Verwandte Gärtnern als Zierpflanzen bekannt sind. Sie kann bis zu 2,5 m hoch werden und damit den Kulturpflanzen große Konkurrenz machen und zu Ertragsverlusten führen. Die Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft in Dresden gab dieses Jahr bereits Warn- und Informationsblätter heraus. Weltweit ist die Samtpappel in vielen Ländern vorhanden. In den Soja-Hauptanbaugebieten der USA ist sie gefürchtet. Der Name kommt von dem stark behaarten, samtigen Blatt, das von der Form einem Linden- oder Schwarzpappelblatt ähnelt.

Im Mais, aber auch in Erbsen und Bohnen spielt sie keine Rolle, weil die dort üblichen Unkrautbekämpfungsmittel die Samtpappel mit erfassen. Die Herbizide im Rübenanbau wirken nur bedingt auf dieses neue Unkraut. Dies lässt eine mögliche Ausbreitung befürchten.

Vor Jahrhunderten wurde die Samtpappel in Deutschland als Faserpflanze angebaut, bevor Hanf und Lein sie verdrängte. Da sie nicht winterfest ist, überdauert sie als Samen und keimt jedes Frühjahr neu. (BBA)

 

Neue Viruskrankheit im Weizen nachgewiesen

Viren haben mit den seit ca. 30 Jahren veränderten Anbaubedingungen eine immer größere Bedeutung erlangt. Durch die frühe Aussaat des Wintergetreides können Viren die Pflanzen befallen und zu großen Ertragsverlusten führen. Eine neue Viruskrankheit konnte von Dr. Winfried Huth von der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig in einem Weizenfeld in Süddeutschland nachgewiesen werden: das Bodenbürtige Getreidemosaik-Furovirus.

In der Gerste sind es vornehmlich zwei Viren, die eine wichtige Rolle spielen und sich seit Mitte der 70er Jahre über alle Anbaugebiete in Westeuropa ausgebreitet haben. Seit den 80er Jahre kamen aus Frankreich und Italien Bodenviren auf deutsche Weizen- und Roggenfelder. Häufig treten sogar zwei Viren auf dem selben Feld auf.

Pflanzen werden nur dann nicht befallen, wenn das Getreide möglichst spät gesät wird. Das war der Grund dafür, dass bodenbürtige Viren bis in die 70er Jahre keine Rolle spielten. Eine andere Maßnahme ist der Anbau von widerstandsfähigen Sorten, die aber nicht gegen alle Viren vorhanden sind. (BBA)

 

Natürliche Hefe zur Gärung im Weinbau

Bisher wurde immer kommerziell erhältliche Reinhefe, Saccharomyces cerevisiae, genommen, um den Traubensaft zum Gären zu bringen. In den letzten zehn Jahren werden jedoch in Deutschland immer mehr eigene Starterkulturen verwendet, die auf den Trauben natürlicherweise vorkommen. Dies sollen weinbergs- und gebietstypischen Charakteristika in der Weinbereitung widerspiegeln, worauf beim Marketing stark geachtet wird. Wie die Forschungsanstalt Geisenheim auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn jetzt berichtete, wurden sechs verschiedene Hefen bzw. hefeähnliche Pilze auf weißen Rebsorten gefunden, aber nicht die typische Weinhefe Saccharomyces cerevisiae. Drei als wilde Weinhefen bekannte Arten wurden ausschließlich von roten Rebsorten isoliert. Offensichtlich hat die Beerenfarbe Einfluss auf die Zusammensetzung der Hefeflora. (BBA)

 

Krieg der Raubmilben

Raubmilben werden seit Jahrzehnten in Gewächshäusern eingesetzt, um Spinnmilben an Fruchtgemüse und Zierpflanzen zu bekämpfen. Die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis stirbt aber sehr schnell, wenn nur noch sehr wenige Beutetiere vorhanden sind. Dadurch vermehren sich diese wenigen Spinnmilben dann wieder rasch und es müssen neue Raubmilben ausgesetzt werden. Eine andere Raubmilbe, Neoseiulus californicus, kann bei Spinnmilbenmangel auf weitere Nahrungsquellen wie Insektenlarven und Pollen ausweichen. Sie fressen jedoch weniger Spinnmilben und vermehren sich auch nicht so stark wie Phytoseiulus. Ein kombinierter Einsatz der beiden Raubmilbenarten könnte theoretisch eine effiziente und langfristige Spinnmilbenkontrolle ermöglichen.

Leider bekriegen sich die beiden Raubmilbenarten. Wie jetzt auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn vorgetragen wurde, verdrängt Neoseiulus den Spezialisten Phytoseiulus, indem er bevorzugt dessen Jungtiere frisst, auch wenn Spinnmilben als Beutetiere vorhanden sind. Umgekehrt kann sich Phytoseiulus nur schlecht von seinen Konkurrenten ernähren. Diese beiden Raubmilbenarten im Gewächshaus gemeinsam einzusetzen, ist daher nicht von Vorteil. (BBA)

 

Biologische Bekämpfung von Pilzen und deren Giften

Pilzliche Krankheiten und deren Gifte können bei Brot und Futterweizen zu erheblichen Qualitätsproblemen führen. Zwei wichtige Pilzkrankheiten, nämlich zwei Fusarienarten, können nach ersten Untersuchungen einer Arbeitsgruppe aus Wageningen, Niederlande, sehr gut mit anderen Pilzen und auch Bakterien bekämpft werden. Sowohl in Feuchtkammern als auch in Klimaschränken, die Feldbedingungen simulierten, konnte die Produktion der Fusariensporen um mehr als 90 % reduziert werden. Feldversuche müssen jetzt noch beweisen, dass die Methode auch in der Praxis eingesetzt werden kann. (BBA)

 

Biologische Bekämpfung von Engerlingen in Sportrasen

Engerlinge können im Sportrasen erheblichen Schaden anrichten, wenn sie die Wurzeln der Gräser auffressen. Eine Bekämpfung mit einem Fadenwurm (Nematode), der ausschließlich die Käfer befällt, muss auf jeden Fall einer Bekämpfung mit Insektiziden vorgezogen werden. Das jetzt auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn vorgestellte Produkt wirkt besonders gut gegen Gartenlaubkäfer (Phyllopertha), aber auch gegen den Dungkäfer (Aphrodius) und den Purzelkäfer (Hoplia). Gegen die Engerlinge des Junikäfers war das Mittel allerdings wirkungslos. Der Erfolg von nema-green wird wesentlich durch die Ausbringung bestimmt. Vor der Anwendung muss der Boden feucht sein. Danach sollte beregnet werden, damit die Fadenwürmer von den Blättern in den Boden gewaschen werden. Auf keinen Fall dürfen die Fadenwürmer der UV-Strahlung ausgesetzt werden. (BBA)

 

Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers erfolgreich

In Österreich wurden in diesem Jahr 21 Bäume gefällt, verhäckselt und verbrannt, damit der aus Asien eingeschleppte Asiatische Laubholzbockkäfer wieder ausgerottet werden kann. Der drei Zentimeter große Käfer mit den auffälligen weißen Punkten ist in China heimisch und führt dort zu großen Verlusten im Forst und bei Straßenbäumen. 1996 wurde er in den USA entdeckt und hat dort zu großen Schäden geführt. Ein Bockkäfer kann bis zu fünfzig Eier legen. Die Larven können selbst große Bäume zum Absterben bringen.

Der Asiatische Laufholzbockkäfer konnte mit billigem Verpackungsholz nach Europa eingeschleppt werden. In Deutschland sind bisher zwei Käfer entdeckt worden: einer im Hamburger Hafen und einer auf einem Laster in Sachsen, der aus Bremen kam. An Bäumen hat er sich in Deutschland noch nicht vermehrt. Zumindest wurde er bisher noch nicht entdeckt. Die Biologische Bundesanstalt hat in diesem Jahr mehrere Tausend Informationsblätter an Forstämter und interessierte Personen verschickt, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.

Wie das Institut für Forstschutz in Wien auf der Deutschen Pflanzenschutztagung in Bonn berichtete, wurden in Braunau, dem einzigen Befallsgebiet in Österreich, in den letzten zwei Jahren insgesamt 55 Bäume mit Befallssymptomen entdeckt. Alle Bäume wurden gefällt und verbrannt.

Der letzte lebende Käfer wurde in Österreich im Oktober 2001 gefangen. Dort hofft man, das Befallsgebiet von diesem gefährlichen, aber schönen Käfer befreit zu haben. (BBA)

Deutsche Pflanzenschutztagung fordert Verbot von langlebigen Giften Industrieländer sollen Entwicklungsländern beim Ausstieg aus der harten Chemie helfen

Die Industrieländer sollen Entwicklungs- und Schwellenländer finanziell und technisch dabei unterstützen, langlebige organische Schadstoffe zukünftig weder zu produzieren noch sie anzuwenden. Das forderte die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit auf der Deutschen Pflanzenschutztagung, die derzeit in Bonn stattfindet. Die Verpflichtung für diese Unterstützung erwachse aus dem am 23. Mai 2001 in Stockholm verabschiedeten internationalen Übereinkommen über langlebige organische Schadstoffe, so genannte POPs (Persistent Organic Pollutants). Damals unterzeichneten 151 Länder das Vertragswerk. Die Konvention tritt aber erst in Kraft, wenn mindestens 50 Staaten dem Übereinkommen beigetreten sind. Deutschland hat die Konvention am 9. April 2002 ratifiziert und bewirbt sich mit Bonn um den Sitz des Konventionssekretariats, berichtet die Biologischen Bundesanstalt BBA. Geregelt wurden bisher die Pflanzenschutzmittel Aldrin, Chlordan, DDT, Dieldrin, Endrin, Heptachlor, Mirex, Toxaphen und Hexachlorbenzol sowie als Industriechemikalien die Gruppe der polychlorierten Biphenyle (PCBs). Außerdem wurde für die in Produktions- und Verbrennungsprozessen als unerwünschte Nebenprodukte entstehenden Dioxine, Furane, PCBs und Hexachlorbenzol eine kontinuierliche Verringerung bis hin zu einer vollständigen Verhinderung der Einträge in die Umwelt beschlossen. In den meisten Industrieländern sind Pflanzenschutzmittel längst verboten. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern werden diese Mittel aber noch hergestellt und auch eingesetzt. Für diese Länder ermöglicht die Konvention spezifische und zeitlich befristete Ausnahmeregelungen. Im speziellen Fall von DDT erlaubt die Konvention 31 Ländern weiterhin den Einsatz des Mittels als Bekämpfung von Krankheitsüberträgern, bis weniger gefährliche und ökonomisch akzeptable Alternativen gefunden sind, berichtet die BBA.

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Dr. P. W. Wohlers/ Renate Kessen idw

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