Duale Kontrolle heißt der Weg zur Verbraucherorientierung
Neue Ideen zur Lebensmittelsicherheit
„Krisensituationen wird es immer geben, weil es immer menschliches Versagen geben wird.“ Uwe Bartels, Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Verbraucherschutz in Niedersachsen, will bei der Krisenbewältigung neue Wege gehen, um die von Skandalen gebeutelte Lebensmittelbranche zukünftig vor weiterem Schaden zu bewahren und die Verbraucher gezielt zu informieren. Auch müsse eine Information sorgfältig geprüft werden, bevor sie an die Öffentlichkeit gelange, um Schnellschüsse zu vermeiden, die Verbrauchern und Unternehmen schadeten. In Niedersachsen gäbe es dafür inzwischen einen Krisenstab, so der Minister. Die niedersächsische Landesregierung hat beim Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) eine Machbarkeitsstudie über die Qualitätssicherung der Landwirtschaft in Auftrag gegeben. Das DIL war auch Ausrichter einer Veranstaltung in Hannover, auf der Bartels seine Vorstellungen ausführte.
„Wir brauchen Aktivitäten aus einem Guss“, forderte Bartels weiter. Eine übergreifende Qualitätssicherung in der Lebensmittelbranche koste die Unternehmen vielleicht auf den ersten Blick Geld, letztendlich würden aber Verbraucher ebenso wie die kleinen und mittelständischen Betriebe von solchen Maßnahmen profitieren.
Einen möglichen Weg dorthin erläuterte Dr. Christian Grugel, Direktor des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz in Bonn. Die Verzahnung der Kontrollsysteme, wie es ihn in der Waschmittelindustrie gäbe, könnte auch die Lebensmittelsicherheit revolutionieren. Dort arbeite die Industrie mit einem so genannten Treuhänder-Gutachter-Modell, bei dem die hautreizenden Eigenschaften von Waschmitteln über den Vergleich der Rezeptur dermatologisch untersucht werden. Ein Treuhänder übergebe die anonymisierten Rezepturen an einen Gutachter weiter, der dann dessen Verträglichkeit prüft. Anschließend werde das Ergebnis wieder über den Treuhänder zurückgegeben, um Industriespionage auszuschließen. Das immer gleiche Testverfahren spare Entwicklungskosten für die Unternehmen und habe dafür gesorgt, dass die Verbraucher ausschließlich hautverträgliche Produkte kaufen könnten. Zusätzlich habe der Staat ein funktionierendes Kontrollsystem und erhalte wichtige Daten.
Ob sich das Modell auch auf die Lebensmittelindustrie übertragen lasse, müsse die Machbarkeitsstudie des DIL beweisen. Mit Ergebnissen rechnen die Beteiligten Ende 2004.
Ein weiteres Ziel in der Zukunft müsse ein richtiges Wissensmanagement bei der Wirtschaft und bei den staatlichen Stellen sowie deren Koordination sein. „Durch den richtigen Informationsfluss sind Entwicklungen vorhersehbar, bevor sie zu einer Krise führen“, sagte Grugel.
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